„Renault 4 der Meere“ nennt Jean Le Cam scherzhaft seine Yacht „Yes We Cam“. Eine größere Liebeserklärung könnte der Profisegler dem Renault 4 gar nicht machen. Cam will damit ausdrücken, dass sein Boot zwar nicht das modernste ist, aber immer und überall durchkommt – genau wie der automobile Klassiker von Renault. „Der R4 ist ein liebenswertes Auto, das Generationen geprägt hat. Jeder hat Erinnerungen an den R4“, erklärt Le Cam.1
Seiner Renault 4-Sammelleidenschaft ging ausgerechnet ein Malheur voraus. Jean Le Cam verlor bei der Vendeé Globe 2008/2009, einer Regatta rund um den Globus, sein Boot. Weil der Profisegler danach eine ganze Weile zuhause verbringen musste, begann er damit, einen alten Renault 4 aufzubauen, den er seiner Tochter zu ihrem 18. Geburtstag schenken wollte. Für die Restaurierung des Oldtimers musste er einen zweiten R4 kaufen – dieser war eigentlich als Teilespender gedacht. Doch er brachte es nicht übers Herz, den Wagen auszuschlachten: „Das geht einfach nicht, das ist unmöglich“, erklärte Le Cam im Gespräch mit der französischen Sportzeitung L’Équipe.1 Doch dabei blieb es nicht. Der Bretone aus Quimper kaufte immer mehr Exemplare, so dass seine Sammlung letztlich auf acht Renault 4 anwuchs.
Der Renault 4 fährt bis heute Wüstenrallyes
Kurzer Exkurs in die Historie des Renault 4, der 2021 sein 60-Jahr-Jubiläum feiert: 1961 erblickte der R4 das Licht der Autowelt und Renault bewarb ihn aufgrund seiner vielseitigen Einsatzmöglichkeiten als „Auto zum Leben“. In Frankreich ist der Allrounder dank seiner Typenbezeichnung 4L auch als „Quatrelle“ bekannt. Heute, sechs Jahrzehnte später, ist der R4 in ganz Europa nach wie vor äußerst beliebt.
Die Liebe zum Renault 4 packte auch den Profisegler Jean Le Cam, der um einen ganz besonderen Vorteil seines automobilen Lieblings weiß: das geringe Gewicht. Dieses prädestiniert den R4 nämlich sogar als echten Geländewagen, wie Le Cam im Interview mit der L’Equipe erklärt: „Ich nenne mein Boot 4L, um ihm ein Image zu geben. Der Renault 4 wurde so gebaut, dass er sogar in der Wüste eingesetzt werden konnte.“ Den Beweis tritt der R4 seit 1997 regelmäßig bei der Wüstenrallye „4L Trophy“ an, die von Frankreich nach Marrakesch in Marokko führt.
Dass die Produktion des Renault 4 im Jahr 1992 nach 31 Jahren und mehr als acht Millionen gebauten Exemplaren endete, ist für die Teilnehmer kein Hindernis, sondern Ansporn. Der robuste Wagen nimmt es immer noch mit allem auf, was ihm die Strecke an Hindernissen in den Weg stellt.
Die Fans lieben den R4 für seine Zuverlässigkeit
Jean Le Cam schätzt die Einfachheit und Zuverlässigkeit des R4. „King Jean“ – so der Spitzname des resoluten Bretonen – tüftelt gerne, wie er bei der letzten Vendeé Globe erneut bewies, als er sein Boot kurzerhand während der Fahrt auf hoher See reparierte. Hier sieht der 62-Jährige noch eine Parallele zum R4: „Es ist ein Auto, an dem ich basteln kann, das ich verbessern kann. Ein bisschen wie mein Boot, das ich ständig weiterentwickle.“
An der „4L Trophy“ möchte der alte Seebär aber nicht teilnehmen, da zieht er das Wasser der Wüste vor und poliert lieber seine acht Renault 4. Einen Traum hätte Le Cam noch: Er würde gerne einen R4 mit Elektroantrieb fahren. Ein Renault 4 mit Elektroantrieb? Ja, auch das gab es schon in der langen Historie dieses Kultklassikers. Und wer weiß, vielleicht schwimmt Jean Le Cam mit diesem Einzelstück ja tatsächlich einmal auf der Woge des Glücks…
1 Quelle: Renault Pressemitteilung PRW 59/21 vom 08.06.2021
(Stand 12/2021, Irrtümer vorbehalten)