RENAULT 4 Historie: Der R4 wird 60 Jahre jung

  • Renault 4 Historie

In unserer RENAULT 4 Historie blicken wir zurück auf eine echte Erfolgsgeschichte: 1961 – also vor genau 60 Jahren – feierte der R4 seine Weltpremiere. Es war der Startschuss zu einer legendären Karriere. Mehr als acht Millionen Exemplare in rund 30 Jahren Bauzeit sprechen eine eindeutige Sprache.

Ein Multitalent macht Karriere: „Ein volkstümliches, praktisches Auto; ästhetischer als die Konkurrenzmodelle, aber weniger elegant als die Dauphine.“ Mit diesen Worten fasste der damalige Renault Vorstand Pierre Dreyfus im Spätsommer 1956 seine Vorstellungen vom Nachfolgemodell des auslaufenden RENAULT 4CV zusammen. Seine Ingenieure verstanden und definierten für das „Projekt 112“ – so der interne Entwicklungscode – als wichtigste Parameter: großer und dabei variabler Innenraum bei möglichst knappen Außenabmessungen, vier Seitentüren für bequemes Ein- und Aussteigen sowie eine große Hecktür für optimale Beladung. Darüber hinaus schrieben sie dem Neuen einen akzeptablen Fahrkomfort auch auf schlechtesten Straßen, leichte Bedienbarkeit sowie ausreichende Motorleistung ins Lastenheft. Et voilà, fertig war der Renault 4.

Renault 4 Historie: Revolutionäres Konzept feiert Weltpremiere auf der IAA 1961

Die Öffentlichkeit staunte am 21. September 1961 nicht schlecht, als der Renault 4 auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt am Main seine Weltpremiere feierte: Im Scheinwerferlicht stand ein modern gestalteter Viertürer, der robuste Technik und enorme Variabilität mit einem verblüffend niedrigen Preis kombinierte. So etwas hatte die Automobilwelt noch nicht gesehen. Und wie vieles Neuartige vor und nach ihm schlug auch dem RENAULT 4 – oder kurz R4 – zunächst massive Skepsis entgegen. „Dieses Auto wird sich in Deutschland niemals verkaufen lassen“, lautete beispielsweise das knappe Urteil eines renommierten Fachmagazins.1

Weit gefehlt: bereits nach drei Jahren erreichten die Verkaufszahlen den Meilenstein von 500.000 Einheiten. Und am 1. Februar 1966 feierten die Angestellten des R4-Werks auf der Île de Séguin ihre erste Million. Bis zum Produktionsstopp im Dezember 1994 rollen weltweit insgesamt exakt 8.135.424 Einheiten vom Band. Der pfiffige Franzose eroberte aber nicht nur die Straßen, sondern vor allem auch die Herzen. Das beweisen unter anderem seine zahlreichen Spitznamen.

„Frosch“, „Tröpfchen“ und „vier Kisten“: Der RENAULT 4 hat viele Kosenamen

Die Italiener nennen ihn beispielsweise liebevoll „Frosch“, für die Finnen ist er „tiparellu“ (das Tröpfchen), die Spanier kennen ihn als „cuatro latas“ (vier Kisten). Und wenngleich „La Quatrelle“, also der „Vierer“, bereits ab Werk in zahlreichen Ausstattungsvarianten und Karosserieversionen – beispielsweise als Limousine, Cabriolet „Plein Air“ oder Kastenwagen „Fourgonette“ – lieferbar war, so gestalteten RENAULT 4 Fahrer ihr Modell oftmals nach ihren individuellen Vorstellungen zu einem Unikum.

Der R4 etablierte sich zudem schnell als absolut klassenloses Fahrzeug. Mitglieder sämtlicher sozialen Schichten schätzten ihn als praktischen Begleiter im automobilen Alltag. So fand der vielseitige Franzose beispielsweise weite Verbreitung auf Universitätsparkplätzen, denn nicht nur die Studenten, auch die Professoren nutzen ihn für ihre Fahrten zum Campus.

Bis zu 120 km/h schnell und maximal 34 PS stark – Deutschland liebt den R4

Für den R4 standen mehrere Motorisierungen mit Hubräumen zwischen 747 und 1.108 cm3 zur Wahl. Die Leistungsspanne reichte von 23 bis 34 PS – Angaben in kW waren in den 1960er-Jahren noch nicht gebräuchlich. Mit dem stärksten Triebwerk war der R4 bis zu 120 km/h schnell. Gerade während der beiden Ölkrisen 1971 und 1973 schlug die große Stunde des R4. Mit geringen Durchschnittsverbräuchen zwischen 5,4 und 6,5 Liter Benzin pro 100 Kilometer (nach damaliger Norm) sowie günstigen Versicherungseinstufungen (Vollkasko 11, Teilkasko 10) bot der R4 eine der preiswertesten Möglichkeiten, ein vollwertiges Auto zu fahren.

Kein Wunder, dass die Verkaufszahlen in die Höhe schnellten. 1980 durchbrach der fesche Franzose die Schallmauer von sechs Millionen produzierten Fahrzeugen. Teilweise erreichte der RENAULT 4 allein in Deutschland einen Marktanteil von rund vier Prozent. Während seiner gesamten Laufzeit setzte Renault hierzulande mehr als 900.000 R4 ab – damit fanden mehr als elf Prozent der Gesamtproduktion in der Bundesrepublik eine neue Heimat. 1992 biegt die Produktion nach 8.135.424 Exemplaren mit dem in einer Auflage von 1.000 Stück gefertigten Sondermodell „Bye-bye” auf die Zielgerade ein.2

Günther Jauch liebt seinen RENAULT 4

Ein glühender RENAULT 4 Fan ist übrigens „Wer wird Millionär?“-Moderator Günther Jauch, der 1988 ein leuchtend rotes Modell der Sonderedition „Salü“ erwarb – den letzten in Deutschland verkauften R4 GTL.2 „Um die sechs Liter verbraucht mein R4, er ist herrlich weich gefedert und dazu mit seiner riesigen Heckklappe noch ungemein praktisch. Und was das Schönste ist: Der R4 zaubert ein Lächeln in die Gesichter der Menschen vor der Ampel und am Straßenrand“, schwärmt der Entertainer.

Diese Liebeserklärung an seinen automobilen Begleiter formulierte der Wahl-Potsdamer einst aus Anlass des 50-Jahr-Jubiläums des RENAULT 4.3 „Natürlich habe ich die Bibel ,R4 – pflegen, warten, reparieren‘ immer dabei, aber ich brauche sie nicht. Mein R4 steht manchmal monatelang auf sich allein gestellt herum. Trotzdem springt er sofort an.“3

R4 fährt bei der Rallye Paris-Dakar auf den dritten Platz

Exakt diese Zuverlässigkeit prädestinierte den RENAULT 4 für Einsätze, die ihm auf den ersten Blick wohl nicht jeder zugetraut hätte. Mit der typisch dunkelblauen Lackierung und dem weißen Schriftzug „Gendarmerie“ versehen, jagte der RENAULT 4 beispielsweise manchem Verkehrssünder einen gehörigen Schrecken ein, wenn er unvermutet im Rückspiegel oder am Straßenrand auftauchte. Speziell auf den kurvenreichen französischen Landstraßen und in den Innenstädten machte er den vermeintlichen Mangel an Pferdestärken durch sein agiles und sicheres Fahrwerk oft mehr als wett.

Sogar im Motorsport verdiente er sich seine Meriten. Unter anderem bestritt ein RENAULT 4 in den Jahren 1962 und 1963 jeweils die berühmte Rallye Monte Carlo und schlug sich beachtlich. Bei der ersten Ausgabe des Off Road-Klassikers „Paris – Dakar“ belegten die Brüder Bernard und Claude Marreau 1980 mit ihrem von der Firma SINPAR modifizierten Allrad-RENAULT 4 den dritten Platz im Gesamtklassement.

Auch 60 Jahre nach seinem Debüt wird der RENAULT 4 in vielen Ländern verehrt. Wer einen besitzt, hegt und pflegt sein automobiles Schätzchen. In Portugal ziert der Kultklassiker bis heute das Straßenbild und leistet im Alltag wertvolle Dienste.

1 Quelle: www.faz.net
2 Quelle: Renault Pressemitteilung „60 Jahre Renault 4: in jeder Hinsicht revolutionär“; PRP 34/21 vom 25.2.2021
3 Quelle: www.express.de

(Stand 07/2021, Irrtümer vorbehalten)

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