Renault 5 mit E-Antrieb: Das gab’s tatsächlich schon einmal …

Der neue Renault 5 E-Tech 100% elektrisch verkörpert die Idee der „Renaulution“ – also Hightech plus Umweltfreundlichkeit – mit besonders viel Charme. Zumal sein Design sich unverkennbar am legendären Renault 5 der 1970er Jahre orientiert. Und auch der galt seinerzeit als ein echter Revolutionär, denn mit ihm erfand Renault das Segment der flinken City-Cars. Aber wussten Sie, dass es sogar den historischen Renault 5 schon mit Elektroantrieb gab? Wir erzählen die Geschichte des Renault 5 Lectric Leopard.

Es war eine Zeitenwende, die Renault 1972 einläutete: Mit dem neuen R5 präsentierte die Marke ein vollwertiges Auto für junge Menschen, kleine Familien und Zweitwagenbesitzer/-innen – mit praktischer Heckklappe und so pfiffig gezeichnet, dass alle anderen dagegen buchstäblich alt aussahen. Außerdem passten seine sparsamen kleinen Benzinmotoren ideal in die Zeit der aufziehenden Ölkrise.

Vielleicht gab diese den Anstoß, dass Renault den neuen Publikumsliebling auch mit Elektroantrieb testete. Der Prototyp brachte es auf immerhin 180 Kilometer Reichweite, die Ladezeit betrug zehn Stunden – für damalige Verhältnisse sehr beachtliche Werte. Der französische Staat orderte 90 Exemplare1, in Serie ging der elektrische R5 jedoch nie.

Amerikanische Unternehmer glaubten schon früh an die Elektromobilität

Zumindest nicht in Europa. Jenseits des Atlantiks sollte das bald anders aussehen. Seit 1976 bot Renault den zu „Le Car“ umgetauften 5er auch in den USA an. Mit bemerkenswertem Erfolg. Innerhalb von gut sechs Jahren verkaufte die Marke im Reich der Straßenkreuzer rund 160.000 Exemplare des kleinen Charmeurs.

Ganz besonders beflügelte „Le Car“ die Fantasie von Chandler H. Waterman. In seiner Werkstatt in Athol im US-Staat Massachusetts baute C. H. Waterman Industries seit 1968 immer mal wieder Importfahrzeuge auf Elektroantrieb um – auch einen Renault 5, den er zunächst Electricar 1 nannte. 1978 tat er sich mit dem Zeitungsverleger John H. Kauffmann zusammen und gründete die U.S. Electric Car Corporation. Gemeinsam brachten sie den elektrischen Renault 5 als Lectric Leopard auf den Markt.2

Kauffmann war so überzeugt von der Idee, dass er für Electricar seinen „Washington Star“ verkaufte. „Ich fahre jeden Tag 32 Meilen ins Büro und zurück. Wer zum Teufel braucht dafür einen Cadillac, der mit einer Gallone Sprit gerade mal neun Meilen schafft?“, fragte er rhetorisch3.

Batterien aus dem Golfkart und extrem günstige Betriebskosten

Im Heck installierte Waterman anstelle des Tanks 16 Blei-Säure-Batterien aus Golfkarts, deren jeweils 6 Volt sich zu 96 Volt Leistung bei 138 Amperestunden summierten. Sie versorgten den vorn eingebauten Elektromotor, der es auf 9 kW (12 PS) brachte. Das genügte für eine Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h, was in den USA absolut ausreichend erschien. Nicht ganz so praxisgerecht wirkt im Rückblick die Reichweite von bestenfalls 128 Kilometern, zumal ein kompletter Ladevorgang eine ganze Nacht in Anspruch nahm.

Ein gewisser Erfolg stellte sich trotzdem ein: 1979 war U.S. Electricar mit 79 umgerüsteten Fahrzeugen2 immerhin der größte Elektroautohersteller in den Staaten. Einen Großteil nahmen auch hier Behörden ab. Viele Privatkunden dürfte der Preis abgeschreckt haben, denn der Lectric Leopard kostete mehr als doppelt so viel wie sein benzingetriebener Bruder. Was sicher auch daran lag, dass U.S. Electricar komplette Fahrzeuge von Renault kaufen und den Antriebsstrang entfernen musste. Im Betrieb zeigte sich der Lectric Leopard dafür extrem genügsam: Für 50 Cent ließ er sich an der 115-Volt-Haushaltssteckdose vollladen. Zudem galt er als zuverlässig und äußerst einfach zu fahren.3

Europas wohl einziger Lectric Leopard steht in deutschem Renault Autohaus

Wie auch immer: Zusammen mit anderen Modellen kam der Hersteller bis zu seiner Auflösung 1981 nicht über rund 400 Exemplare hinaus.4 Unklar ist, wie viele davon auf den Lectric Leopard entfielen und heute noch erhalten sind. Tatsache aber ist, dass eines davon in Brüggen-Bracht am Niederrhein steht. Der Renault Händler und Elektroauto-Fan Bernd Schouren stöberte ihn nach langer Suche im US-Staat Indiana auf. Inspiriert hatte ihn das Debüt des Renault Zoe – mit dem Lectric Leopard wollte er sich ein Stück E-Mobilitätsgeschichte in sein Autohaus holen.

„Als ich das erste Mal von dieser in den 1980er Jahren in den USA zum Elektroauto umgebauten Version des Kleinwagens gehört habe, war ich so neugierig und angefixt, dass ich erst wieder Ruhe geben konnte, als so ein Auto bei mir auf dem Hof stand“, berichtet er Unternehmer.1 Gesagt, getan: Heute zieht der US-amerikanische Vorreiter der Elektromobilität bei Renault die Blicke in Brüggen-Bracht auf sich – fahrbereit, zugelassen und mit dem originalen Aufkleber „This is an electric car“ versehen.

Im Renault Blog erfahren Sie mehr zur Historie des Renault 5 und zur Neuinterpretation klassischer Designlinien bei Renault

1 Quelle: ntv.de

2 Quelle: en.wikipedia.org

3 Quelle: edison.de

4 Quelle: carsthatnevermadeit

(Stand 3/2024, Irrtümer vorbehalten)

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