Renault 5 GT Turbo schlägt 1989 die Rallye-Weltelite

  • Renault 5 GT Turbo schlägt 1989 die Rallye-Weltelite

Dem Renault 5 GT Turbo gelang vor 30 Jahren ein Husarenstück, das seither niemand wiederholen konnte. Der „Kleine Freund“ gewann 1989 den Rallye-Weltmeisterschaftslauf an der Elfenbeinküste. Nein, hier ist nicht von einem Klassensieg die Rede: Der Renault 5 GT Turbo besiegte als seriennahes Gruppe-N-Fahrzeug sämtliche Boliden aus der deutlich stärkeren Gruppe A.1

Die Rallye Elfenbeinküste ist längst Geschichte im WM-Kalender. Sie war für die Teams logistisch schwierig, extrem teuer und barg gewaltige Sicherheitsrisiken. 1989 kamen bei der harten Schlacht im Süden Westafrikas von 60 Startern nur sieben ins Ziel. Diese Bilanz zeugt ebenso eindrucksvoll von den Herausforderungen dieser Rallye wie die geringe Durchschnittsgeschwindigkeit des siegreichen Renault 5 GT Turbo: Rallye-Pilot Alain Oreille und sein Beifahrer Gilles Thimonier gewannen mit einem Schnitt von 77 km/h. Der Renault 5 hätte deutlich mehr hergegeben – aber die abenteuerlichen Pisten eben nicht.

Renault 5 GT Turbo im Härtetest auf Schotter

Oreille und Thimonier legten von und bis Abidjan 3.528 Kilometer auf ausschließlich unbefestigten Straßen zurück. Von Absperrungen war keine Rede – nicht selten begegneten die Rallye-Asse massiv bedrohlichen Hindernissen wie etwa mit Langholz beladenen Trucks. Aufgrund starker Regenfälle im Vorfeld der Veranstaltung vom 29. Oktober bis 2. November 1989 mussten immer wieder Wasserdurchfahrten bewältigt werden.

Die Wertung folgte seinerzeit anderen Gesetzen als in der Rallye-WM von heute, wo die Bestzeiten einzelner Wertungsprüfungen zählen. Damals war die Distanz in Etappen eingeteilt, für die utopische Richtzeiten angesetzt wurden. Das Übertreten dieser Richtzeiten generierte Strafzeiten – wer im Ziel die geringste Überschreitung vorweisen konnte, hatte gewonnen. Für den Renault 5 GT Turbo der beiden Franzosen stand am Ende eine Strafzeit von acht Stunden, 32 Minuten und 54 Sekunden zu Buche. Die Rallye blieb spannend bis zum Schluss: Das Renault Team ging erst nach der 81. von 87 Sektionen in Führung.

Der Renault 5 GT Turbo – ein Wolf im Schafspelz

Der Gesamtsieg des Renault 5, vorbereitet nach dem vergleichsweise alltagstauglichen Gruppe-N-Reglement, gegen die erheblich leistungsstärkere Elite der Gruppe-A-Fahrzeuge beim WM-Lauf an der Elfenbeinküste bedeutete 1989 eine Sensation und einen weiteren Meilenstein in der rasanten Rennhistorie von Renault.

In seiner zweiten Generation war aus dem „Kleinen Freund“ Renault 5 ein bärenstarker Kraftzwerg geworden. Dank der bei Renault längst etablierten Turboaufladung mobilisierte der 1,4-Liter-Vierzylinder des Renault 5 GT Turbo nun 115 PS (85 kW). Mit dieser Extraportion Power sprintete er in nur 8,0 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreichte in der Spitze gar 204 km/h. Mit 855 Kilogramm Leergewicht brachte der französische Flitzer etwa halb so viel auf die Waage wie heutige Kompaktsportler. Die daraus resultierende Agilität in Union mit moderner Fahrwerkstechnik und überragender Zuverlässigkeit waren für den damals 36-jährigen Alain Oreille und seinen 27 Jahre jungen Beifahrer Gilles Thimonier die wichtigsten Verbündeten an der Elfenbeinküste. Eine Dekade zuvor hatte die innovative Marke mit dem Rhombus bereits mit dem dreiachsigen und allradgetriebenen Renault 5 6×6 bei der Paris-Dakar in Afrika Aufsehen erregt. Der Renault 5 GT Turbo seinerseits gewann sowohl 1989 als auch 1990 den Rallye-Weltmeistertitel in der Gruppe N.

Sondermodell zu Ehren des historischen Rallye-Sieges

Den 1989 an der Elfenbeinküste erzielten und in der Geschichte der Rallye-Weltmeisterschaft seither von niemandem mehr erreichten Triumph feierte Renault auch jenseits von Afrika: Die limitierte Sonderedition „Raider“ des Renault 5 erschien in Frankreich sogar unter dem Namen Alain Oreille. Ehre, wem Ehre gebührt. Die blaue Lackierung des R5 Sondermodells nahm die Optik des späteren Clio Williams vorweg. Dieses von 1994 bis 1997 gebaute Kultauto entsprang der legendären Zusammenarbeit von Renault mit dem Williams Formel 1-Team, auf deren Konto vier Fahrer- und fünf Herstellerweltmeistertitel in der Königsklasse des Motorsports gingen.

1 Quelle: www.renault-presse.de.

(Stand 12/2019, Irrtümer vorbehalten)

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