Formel 1: Renault Werksteam bestreitet seinen letzten Grand Prix

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Beim Formel 1-Saisonfinale in Abu Dhabi endet eine Ära: Dann geht das Renault DP World F1 Team zum letzten Mal ins Rennen. Nach 43 Jahren, 400 Grands Prix, vier Fahrer- und Konstrukteurstiteln sowie 35 Siegen verabschiedet sich die Werksmannschaft aus der Königsklasse des Motorsports und übergibt den Staffelstab ab 2021 an das Alpine F1® Team. Rückblick auf eine echte Erfolgsgeschichte.

Renault ist einer der traditionsreichsten Akteure in der Formel 1 – und einer der erfolgreichsten obendrein. Bereits vor mehr als vier Jahrzehnten bereicherte erstmals ein Rennbolide der Marke das Starterfeld der höchsten Motorsportkategorie. Der RS01 getaufte Monoposto feierte sein Renndebüt am 16. Juli 1977 beim Großen Preis von Großbritannien. Am Steuer saß der Franzose Jean-Pierre Jabouille.

Formel 1 erstmals mit Turbo-Power: Renault revolutioniert die Königsklasse

Gleich zu Beginn mischte Renault die Formel 1 gehörig auf, denn als erster Hersteller überhaupt brachte die Marke einen Rennwagen mit Turboaufladung an den Start und schrieb damit Motorsportgeschichte. Das gewagte Konzept zahlte sich aus: 1979 holte Jabouille mit dem RS10 ausgerechnet beim Heim-Grand Prix im französischen Dijon den ersten Sieg. Damit trug sich Renault erneut in die Geschichtsbücher ein, denn dies war zugleich der erste Triumph eines turbobefeuerten Rennwagens in der Formel 1.

Mit diesem Erfolg revolutionierte Renault den Motorsport: Anfangs noch von so manchem Konkurrenten belächelt, schwenkten alsbald alle in der F1 vertretenen Autohersteller und Rennställe auf das von Renault perfektionierte Turbokonzept um. In der Folge vertrauten zahlreiche Kundenteams auf Turbo-Power von Renault. Dabei nutzte die Marke den Motorsport von Beginn an als rasendes Entwicklungslabor. Will heißen: Die technologischen Innovationen aus der Formel 1 kamen stets auch den Serienmodellen und damit den Kunden von Renault zugute.

Der Renault V10 erobert in den 1990er-Jahren elf WM-Titel

Nach einer kurzen Auszeit kehrte die französische Marke 1989 als Motorenlieferant in die Königsklasse zurück. Der neu entwickelte V10-Saugmotor setzte rasch Maßstäbe. Aus der noch heute legendären Zusammenarbeit mit dem Williams-Rennstall gingen zwischen 1992 und 1997 insgesamt fünf Konstrukteurs- und vier Fahrer-Weltmeistertitel hervor. Zudem eroberte 1995 das Benetton-Team mit dem jungen Michael Schumacher am Steuer und der Power des 3,5 Liter großen Renault V10 im Heck beide Weltmeister-Trophäen.

Ab 2002 kehrte Renault mit eigener Werks-Équipe in die Formel 1 zurück und schrieb rasch das nächste Kapitel seiner Erfolgs-Story. Beim Grand Prix von Ungarn fuhr Fernando Alonso im Renault R23 zu seinem ersten Sieg. Zwei Jahre später eroberten der Spanier und Renault mit dem R25-Chassis und dem V10-Triebwerk RS25 gemeinsam den Fahrer- sowie den Teamtitel.

Als die Formel 1 ab 2006 auf V8-Motoren umstieg, entwickelte Renault erneut ein Siegerpaket. Bereits im ersten Jahr der neuen Motoren-Ära untermauerte das Werksteam mit dem erneuten Gewinn der Konstrukteurs- sowie der Fahrer-Weltmeisterschaft durch Fernando Alonso seine Dominanz. Die Saison 2007 markierte dann den Beginn einer weiteren herausragenden Partnerschaft: Fortan setzte auch Red Bull Racing auf den Renault V8 mit 2,4 Liter Hubraum.

Sebastian Vettel fährt mit Renault Power zu vier WM-Titeln

Auch nach dem Rückzug des Werksteams am Ende der Saison 2009 feierte Renault in der Formel 1 weiterhin zahlreiche Siege und Titel. Fortan galten Sebastian Vettel und sein Red Bull-Bolide über mehrere Jahre hinweg als das Maß der Dinge. Mit dem V8-Kraftwerk von Renault sicherten sich der Heppenheimer und sein Team zwischen 2010 und 2013 vier Fahrer- sowie vier Konstrukteurs-Weltmeistertitel in Folge.

2016 feierte das Renault Werksteam erneut ein Comeback in der Formel 1. Eine interessante Parallele zu den Anfängen der Marke in der Königsklasse: Genau wie beim ersten Grand Prix 1977 sorgen auch bei den modernen F1-Boliden V6-Triebwerke mit Turboaufladung für Vortrieb. Mit den Motoren von damals haben diese Kraftpakete jedoch wenig gemein, schließlich verfügen sie über einen fortschrittlichen Hybridantrieb inklusive Energie-Rückgewinnungssystem.

Damals wie heute verkörpern die V6-Turbos von Renault die absolute Spitze der technologischen Entwicklung und nehmen Serientechnik vorweg. So hielt Ende der 1970er Jahre der Turbolader in vielen Serienmodellen von Renault Einzug. Heute profitieren Renaults Hybridmodelle vom gleichen Hybrid-Know-how, das auch im aktuellen R.S.20 zum Einsatz kommt.

Das Renault DP World F1 Team sagt der Formel 1 zum Saisonende „au revoir“, doch die Renault Gruppe bleibt der Königsklasse treu und schlägt ein neues Kapitel auf. 2021 debütiert das Alpine F1® Team. Mit dabei: der zweifache F1-Weltmeister Fernando Alonso.

(Stand 12/2020, Irrtümer vorbehalten)

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