Mit F1 Know-how im Kampf gegen Corona: Britische Wissenschaftler haben gemeinsam mit Ingenieuren des Alpine F1 Teams ein innovatives System entwickelt, das Ärzten und Pflegepersonal die Kommunikation in voller Schutzmontur erleichtert. Das ebenso handliche wie leistungsfähige MedicCom-Gerät hat die Erprobungsphase bereits erfolgreich gemeistert.1
Covid-19 stellt das öffentliche Leben auf den Kopf: Die Pandemie bringt im Alltag zahlreiche neue Herausforderungen mit sich – angefangen beim ganz normalen zwischenmenschlichen Kontakt über Regelungen bei Großveranstaltungen bis hin zu speziellen Verhaltensregeln am Arbeitsplatz. Ärzte und Pflegepersonal sind hiervon in besonderem Maße betroffen, denn sie stehen bei der Bekämpfung des Virus im wahrsten Wortsinn an vorderster Front. Der Schutz vor einer möglichen Infektion und das Verhindern einer weiteren Verbreitung des Virus sind hierbei natürlich oberstes Gebot.
F1-Ingenieure des Alpine F1 Teams geben Vollgas für Pfleger und Ärzte
Das Problem: Die hierzu erforderliche Persönliche Schutzausrüstung (PSA) erschwert die Kommunikation mit Kolleginnen und Kollegen sowie mit Patienten enorm. Das führt häufig dazu, dass Pfleger und Ärzte regelrecht schreien müssen, um sich unter der Corona-Schutzausrüstung verständigen zu können. Hier kommt Tim Coats mit seiner cleveren Idee ins Spiel. Coats ist Professor für Notfallmedizin und stellvertretender Dekan für klinische Datenforschung an der Universität von Leicester in Großbritannien. Als Facharzt für Notfallmedizin am Leicester Hospital sieht er sich täglich mit dieser ganz speziellen Problematik konfrontiert.
Seine Lösung: das MedicCom, ein innovatives Kommunikationssystem für Krankenhauspersonal, das Gespräche trotz voller Schutzausrüstung erleichtern soll. Herzstück ist ein spezielles Kehlkopfmikrofon, das als Verstärker für die menschliche Stimme fungiert und somit eine klare und deutlich weniger anstrengende Kommunikation ermöglicht. Darüber hinaus kann zum Beispiel der behandelnde Arzt das MedicCom-System via Bluetooth mit seinem Smartphone koppeln – besonders hilfreich, um zum Beispiel Angehörige am Telefon über den aktuellen Gesundheitszustand eines Patienten zu informieren.
Bei der Entwicklung des MedicCom kooperierte Coats mit der gemeinnützigen Organisation Project Pitlane. Die Renningenieure des Alpine F1 Teams leisteten mit ihrem F1 Know-how einen wichtigen Beitrag bei der Realisierung des neuen Kommunikationssystems.
Prototypen entstanden in Rekordzeit
Dank ihrer Expertise entstanden im Formel 1-Tempo von nur sechs Monaten mehrere voll funktionsfähige Prototypen. Diese zeichnen sich unter anderem durch ihre äußerst kompakte Größe aus – auch das ein Verdienst der rennerprobten Spezialisten des Alpine F1 Teams. Mit kleineren Akkus, leichteren Leiterplatten und sehr kompakten Lautsprechern ließen sie das MedicCom auf ein handliches Format schrumpfen. Die Produktion erfolgte ebenfalls am Hauptsitz des Formel 1-Teams in Enstone in der britischen Grafschaft Oxfordshire. Anschließend meisterten die Geräte in den Kliniken von Leicester sowie in einem speziellen Prüflabor für medizinische Geräte in Birmingham anspruchsvolle Tests unter Alltagsbedingungen erfolgreich.
„Die Zusammenarbeit mit den F1-Ingenieuren klappte hervorragend. Ihr Fachwissen im Bereich der modernen Elektrotechnik war für uns äußerst hilfreich“, betont Professor Tim Coats. „Zudem konnten wir für das sogenannte Rapid Prototyping ihre technischen Anlagen nutzen. Nur so war es möglich, dieses Gerät in der Rekordzeit von sechs Monaten herzustellen. Normalerweise würde dies mehrere Jahre dauern.“
Bob Bell, strategischer Berater des Alpine F1 Teams, zog ebenfalls ein positives Fazit der außergewöhnlichen Kooperation: „Für uns war die Zusammenarbeit mit der Universität und Innovate UK eine echte Freude. Wir hoffen, dass weitere gemeinsame Projekte folgen werden.“
Nach dem erfolgreichen Praxistest laufen derzeit die Vorbereitungen, damit künftig möglichst viele Kliniken in Großbritannien von den Vorteilen des MedicCom-Systems profitieren.
1 Quelle: uk.alpineracing.com
(Stand 9/2021, Irrtümer vorbehalten)