Theorie und Praxis: Der ADAC hat in einem großangelegten Test die Reflexionseigenschaften von Warnwesten überprüft – mit erschreckendem Ergebnis. Mehr als die Hälfte fiel durch, darunter auch einige Exemplare, die offiziell für den Einsatz im Auto erforderliche Norm EN ISO 20471 erfüllen. Wir verraten, worauf Sie beim Warnwesten kaufen achten sollten und wie Sie gute Exemplare erkennen können.
Seit 2014 ist in Deutschland das Mitführen mindestens einer Warnweste im Auto Pflicht. Das leuchtend gelbe oder orangefarbene Sicherheitsaccessoire muss dabei der Europäischen Norm EN 471 oder der EN ISO 20471:2013 entsprechen. In anderen europäischen Ländern wie beispielsweise Frankreich muss für jeden Mitreisenden eine Warnweste an Bord sein. Zuwiderhandlungen können empfindliche Verwarnungs- und Bußgelder nach sich ziehen.
Grund genug für den ADAC, den Warnwesten auf den Zahn zu fühlen und deren Tauglichkeit zu überprüfen. 2024 hatte Europas größter Automobilclub einen ersten Test durchgeführt – und diesen wegen erschreckend schlechter Ergebnisse Anfang 2025 wiederholt.1 Das Resultat konnte erneut nicht wirklich überzeugen …
1 Quelle: www.adac.de
Augen auf beim Warnwesten-Kauf – nicht alle strahlen hell genug
Der Sinn einer Warnweste: Wer sie trägt, soll bei einer Notfallsituation wie beispielsweise einer Panne oder nach einer Kollision dank ihrer auffälligen Farbe und den Reflexionsstreifen besser gesehen werden. Sie warnt den nachfolgenden Verkehr, der so an eine besonders umsichtige Fahrweise erinnert wird. Besonders bei schlechten Sichtverhältnissen wie in der Dämmerung oder nachts sollte eine Warnweste daher hell strahlen und somit Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Doch genau in diesem Punkt zeigten sich beim Test des ADAC extreme Unterschiede unter den Probanden.
Der Automobilclub hatte sich 25 Warnwesten verschiedener Hersteller besorgt: Fünf Exemplare stammten von Discountern, der Rest aus dem Internet. Der Test untersuchte ausschließlich die sogenannte Retroreflexion der Westen – also wie gut sie einfallendes Licht in Richtung der Quelle zurückwerfen. Das Ergebnis: „60 Prozent der 25 Warnwesten bestehen den ADAC Test nicht. Alle mangelhaften Warnwesten stammen aus dem Internet. Die Exemplare der chinesischen Plattformen Shein, Aliexpress und Temu fielen ausnahmslos durch“, heißt es auf der ADAC Website. Besonders erschreckend: Unter den durchgefallenen Westen befinden sich auch solche, die laut Herstellerangaben die erforderliche Norm EN 471 erfüllen.
Ein einfacher Praxistest mit einer Taschenlampe schafft Klarheit
Was es ausmachen kann, wenn eine Warnweste mindere Qualität aufweist, verdeutlicht ein aufwendiger Praxistest des YouTube-Kanals DaschcamDriversGermany. Doch der ADAC weiß Rat: Mit ein paar einfachen Tricks können Sie überprüfen, ob eine Warnweste die Anforderungen erfüllt. So sollte sie auf jeden Fall die vorgeschriebene Zertifizierung aufweisen – auch wenn wir gelernt haben, dass das allein keine Garantie darstellt. Halten Sie deshalb beispielsweise eine Taschenlampe direkt neben oder vor den Kopf und leuchten Sie auf die Weste. Eine gute Warnweste reflektiert ab einem Abstand von ca. drei Metern strahlend weiß. Ungenügend reflektierende Westen jedoch sind kaum heller als ein weißes Blatt Papier. Oder Sie machen es ähnlich wie in dem YouTube-Video, befestigen die Warnweste beispielsweise an einem Baum oder Mast. Wenn Sie nun bei Dunkelheit mit eingeschaltetem Abblendlicht darauf zufahren, müssen die Reflexionsstreifen auch bereits aus 100 Metern Entfernung gleißend hell leuchten, mit einem modernen LED-Licht am Fahrrad aus 50 Metern.
Ein weiterer Indikator: Im ADAC Test fühlten sich die retroreflektierenden Streifen der Westen, die so gut wie gar nicht reflektierten, deutlich rauer an als diejenigen, die eine hohe Retroreflexion aufwiesen. Die Klarsicht-Verpackung einer Warnweste mindert deren Reflexionsgrad übrigens so gut wie gar nicht. Sie können somit also bereits vor dem Erwerb testen, ob die Weste etwas taugt. Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, empfehlen wir den Kauf der Warnweste aus dem Renault Zubehör oder beim Renault Händler.
(Stand 05/2025, Irrtümer vorbehalten)