Touchscreens gehören für die meisten Menschen längst zum täglichen „Handwerkszeug“ – auch im Auto. Doch zu den intuitiven Systemen heutiger Renault Modelle war es ein weiter Weg. Wir zeichnen die spannende Entwicklung der Displays nach.
Eins steht fest: Auch bei dem hohen Level, das die praktischen Bedienoberflächen im Auto erreicht haben, geht die Entwicklung immer weiter. Größe, Ergonomie, Menüs, grafische Gestaltung – die Möglichkeiten, den Autofahrer/-innen immer bessere Touchscreens zur Verfügung zu stellen, sind immens. Aber wie ging diese rasante Entwicklung eigentlich los? Dazu nehmen uns Stéphane Maiore, Leitender Interieurdesigner der Marke Renault, und Marc Pinel, Leiter Advanced Experience Design der Renault Gruppe, mit auf eine Zeitreise.
Das Navigationssystem Carminat TomTom im Clio III machte 2005 den Anfang
Anfang der 2000er-Jahre lösten die ersten Displays die bis dahin üblichen DIN-Autoradios ab. Damals reagierten sie natürlich noch nicht auf Wischen oder Berührungen mit dem Finger. Die Bedienung erfolgte vielmehr mit Knöpfen, Tasten, Scrollrad oder Joystick, mit denen die Nutzer/-innen durch die Menüs wandern und einzelne Aktionen auswählen konnten. Bei Renault markiert das ab 2005 im Clio III erhältliche Navigationssystem Carminat TomTom den Beginn dieser Ära.
„Die Entwicklung der Touchscreens begann bei Renault etwa 2007 parallel zum Design des Clio IV“, erinnert sich Stéphane Maiore. „Aber zuerst mussten wir das Management von dieser neuen Technik überzeugen. Es gab einige Skepsis, deswegen existierten eine Zeitlang beide Bedienmöglichkeiten nebeneinander.“
Der schon zuvor genutzte Joystick etwa erhielt eine multidirektionale Achse, um die Navigation in der Multimedia-Schnittstelle R-Link zu erleichtern. Diese neue Funktion wurde im Scenic XMOD umgesetzt, im Espace IV optimierte eine Handauflage die Bedienung des Joysticks und damit des Bildschirms.
Dann ging es Schlag auf Schlag: 2012 erschienen der Elektropionier ZOE und der Clio IV als erste Renault Modelle mit Touchdisplays. Navigation, Radio und Fahrzeugeinstellungen ließen sich fortan mit den Fingern auf dem Bildschirm steuern.
„Dieser Wandel war unausweichlich, denn unsere Kund/-innen sollten im Auto dieselbe Bedienlogik vorfinden, die sie von ihren Smartphones oder Tablets kannten“, begründet Marc Pinel. Über die Jahre machte Renault die Touchscreens immer größer, responsiver und funktionaler. Eine wesentliche Voraussetzung dafür lieferten die immer leistungsfähigeren Prozessoren und Speicher der Multimediasysteme. Auch die Ökosysteme, also die gesamte Umgebung wandelte sich durch Funktionalitäten wie Smartphone-Integration, digitale Assistenten, eingebundene Apps und Personalisierungsmöglichkeiten.
Als erster Renault bietet der Espace V 2014 einen vertikalen Touchscreen
Nicht selten ging Renault andere Wege als die Wettbewerber. In der fünften Generation des Renault Espace beispielsweise tauchte 2014 ein vertikales statt horizontales Touchdisplay auf. So ähnelte die Bedienung noch mehr den vertrauten Smartphones. Dank Vernetzung hielten gleichzeitig Echtzeit-Verkehrshinweise, lokale Suchen und Wettervorhersagen Einzug.
„2010 klebten wir einfach mal ein Tablet aufs Armaturenbrett, um die Wirkung des vertikalen Formats zu sehen“, verrät Stéphane Maiore und Marc ergänzt: „So konnten wir zeigen, dass Interaktionen, besonders in einer Kartendarstellung viel schneller und besser funktionierten.“ Mit Megane IV (2016), Koleos II (2017), Clio V (2019) und Captur II (2019) hielt diese Neuerung bei Renault auf breiter Basis Einzug.
Aktueller Höhepunkt der Entwicklung: das doppelte Display von OpenR
Natürlich dachten die Designer längst wieder an den nächsten Schritt. Der Trend ging hin zum zweiten Display, das zugunsten der sicheren Bedienung und Ergonomie der Person am Steuer zugewandt sein sollte. Die Lösung von Renault: Ein Bildschirm in L-Form vereinte das horizontale Cockpit und das vertikale Bedienfeld des Multimediasystems. Erste Leuchttürme dieser Anordnung waren die Concept Cars TreZor (2016), SYMBIOZ (2017) und MORPHOZ (2019). In die Serie startet das Doppel-Display für OpenR 2022 mit dem Megane E-Tech elektrisch und anderen Modellen des C-Segments.
„Mit dem OpenR-Display wollten wir ein gemeinsames System in einem gemeinsamen Objekt zentralisieren. Mit je einem Bildschirm für Fahrinformationen und einem Multimedia-Bildschirm“, erklärt Marc Pinel. Neben dem praktischen Aspekt erweitert diese Anordnung das bloße „Nutzobjekt“ zu einem emotionalen Design-Highlight. Wenn sich die Autotür öffnet, begrüßt das Display die Fahrgäste – eine stete Erinnerung an die Allianz aus Technologie und Ästhetik, die den Kern der Renaulution bildet.
Besonderer Charme von OpenR link: Das Betriebssystem vereinfacht Menüs und Bedienung, wichtige Funktionen lassen sich sehr schnell aufrufen. Damit stellt Renault einmal mehr den Aspekt in den Mittelpunkt, um den sich die ganze Display-Entwicklung dreht: die Bedürfnisse und Gewohnheiten der Kund/-innen.
Marc Pinel räumt allerdings ein, dass viele Menschen immer noch das eigene Smartphone gegenüber dem bordeigenen System bevorzugen. Mit OpenR lag die Lösung auf der Hand: Es integriert die vertrauten Anwendungen in das Ökosystem des Fahrzeugs.
Wünsche der Kund/-innen zu verstehen, bedeutet auch, sich auf die rasant wechselnden Trends der digitalen Welt einzulassen – soweit es die Entwicklungszyklen eines Automodells zulassen. „Zwischen Clio IV und V lagen sechs Generations des iPhone“, erinnert Stéphane Maiore.
Wohin entwickeln sich On-board-Touchscreens in Zukunft?
Selbst das wegweisende L-förmige OpenR-Display stellt nicht das Ende der Evolution dar. Und es eignet sich nicht zwingend für jedes Fahrzeug – der Renault 5 E-Tech elektrisch etwa setzt auf horizontale Bildschirme. Der Grund: Sie passen besser zum Innenraumdesign mit seinem betont horizontalen Armaturenträger.
In dem zunächst für den koreanischen Markt präsentierten Renault Grand Koleos wiederum prangt ein dreiteiliges Panorama-Display. Es bleibt horizontal, erstreckt sich aber quer bis zur Beifahrer/-innenseite, um die Personen neben dem Fahrer oder der Fahrerin an der Multimedia-Erfahrung an Bord teilhaben zu lassen.
„Jedes Display kann ablenken, deshalb steht jetzt die Sicherheit im Blickpunkt, etwa das periphere Sehen zu erleichtern“, so Marc Pinel. Das elegante gebogene openR Panorama-Display debütierte auf dem Pariser Salon 2024 im Renault Emblème. Es ist 1,2 Meter breit und 12 Zentimeter hoch, erstreckt sich über die ganze Länge des Armaturenträgers und bietet mit 48 Zoll Diagonale in 8K-Auflösung ein nie dagewesenes Multimedia-Erlebnis.
Innovation, Sicherheit und ein immer ergonomischeres und intuitiveres Fahrerlebnisses heißen die Leitplanken für die digitalen Cockpits der Zukunft. Wer weiß: Vielleicht kommt es eines Tages dazu, die Displays zu verbergen, um Privatsphäre und Zugänglichkeit zu vereinen.
(Stand 6/2025, Irrtümer vorbehalten)