Er war der letzte seiner Art. Der letzte Renault mit Ziffern als Modellbezeichnung. Jetzt wird er 30: 1988 feierte der Renault 19 sein Debüt. Mit ihm schrieb der französische Autohersteller eine ganz besondere Erfolgsgeschichte. Das von Stardesigner Giorgetto Giugiaro gezeichnete Kompaktmodell war derart beliebt, dass es in den neuen Bundesländern zeitweise sogar dem Platzhirsch VW Golf den Rang ablief.
Für den R19 scheute Renault weder Kosten noch Mühen. Rund eine Milliarde Euro investierte der Autobauer in Entwicklung und Fertigung des Newcomers, der die Modelle Renault 9 und Renault 11 ablöste. Unter anderem baute das Unternehmen die Produktion eigens nach japanischen Qualitätsmaßstäben auf. Mit Erfolg: Viermal in Folge sicherte sich der Renault 19 den Titel als „meistgekauftes Importauto in Deutschland“. 1992 gewann er außerdem das „Goldene Lenkrad“ der Zeitschrift „BILD am Sonntag“. Doch der Reihe nach …
Einfach Keil: Renault 19 brilliert mit niedrigem cw-Wert
Nach seinem Heimatmarkt Frankreich, wo der Renault 19 ab Mitte 1988 verfügbar war, eroberte der zunächst als Drei- und Fünftürer erhältliche Kompakte ab Januar 1989 auch die Bundesrepublik. Das schnörkellose Design traf bei vielen Autokäufern auf Anhieb voll ins Schwarze. Hinzu kam: Die aerodynamisch ausgefeilte Karosserie brillierte dank ihrer unverwechselbaren Keilform mit einem niedrigen Luftwiderstandsbeiwert (cw-Wert) von 0,31. Dabei sah der R19 nicht nur schick aus, sondern war zudem überaus praktisch. Als eines der wenigen Modelle seiner Zeit verfügte er über eine asymmetrisch umklappbare Rückbanklehne. Damit wuchs das Kofferraumvolumen auf bis zu 1.310 Liter. Passend zum flotten Design überzeugte der fesche Franzose mit durchzugsstarken und zugleich sparsamen Motoren.
Die Mauer fällt und ganz Deutschland liebt den R19
Im September 1989 erweiterte Renault die Modellpalette um die Stufenheckversion Chamade, zu Deutsch: „Herzklopfen“. Selbiges herrschte zu jener Zeit bei vielen Menschen in Europa und auf der ganzen Welt – am 9. November fiel die Berliner Mauer. Mit der Wiedervereinigung nahm die Erfolgsstory des Renault 19 noch einmal zusätzlich Fahrt auf, denn viele Ostdeutsche entdeckten nach Ende des „Kalten Krieges“ ihre heiße Liebe zum R19.
Renault hatte die Zeichen der Zeit erkannt und binnen kürzester Zeit jenseits des ehemaligen Eisernen Vorhangs ein Händler- und Servicenetz aufgebaut. Dabei erwies sich „Nummer 19“ als echtes Zugpferd, vor allem der Chamade erfreute sich in den neuen Bundesländern großer Beliebtheit. Passend zur neu gewonnen Freiheit präsentierte Renault 1991 das R19 Cabriolet. Im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern verzichtete der offenherzige Viersitzer bewusst auf einen feststehenden Überrollbügel – so kam die harmonische Linienführung voll zur Geltung.
Sportlich, sportlich: R19 16V mit 135 PS und Rennversion in der BTCC
Im selben Jahr schickte die Marke mit dem Renault 19 16V eine betont sportliche Version ins Rennen. Der Vierzylinder mobilisierte 135 PS aus 1,8 Liter Hubraum. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 212 km/h zählte das Coupé zu den ganz Flotten auf deutschen Autobahnen. Nicht nur in den Verkaufsräumen, sondern auch auf der Rennstrecke feierte der R19 Erfolge – zum Beispiel in der Britischen Tourenwagen-Meisterschaft (BTCC).1
1995 endete die erfolgreiche Ära des Renault 19 nach 3,2 Millionen produzierten Exemplaren. Sein Nachfolger, der Renault Mégane, knüpfte nahtlos an die beeindruckende Erfolgsgeschichte an.
1 Quelle Les petites Renault: www.lespetitesrenault.fr.
(Stand 01/2019, Irrtümer vorbehalten)