Wohin steuert Renault, wo steht die Marke im globalen Wettbewerb und wie passen kultige Retro-Designs mit Spitzentechnologie zusammen? Im Interview mit dem deutschen Magazin Edison blickt Luca de Meo, der Chef der Renault Group, in die Zukunft – in der es die Gruppe auch mit der vermeintlichen E-Auto-Supermacht China aufnehmen will.
Seit 2020 führt der Manager aus Mailand die Renault Group. Mit dem Strategieplan „Renaulution“ setzte er im Jahr darauf die Leitplanken für eine erfolgreiche Zukunft des Unternehmens. Im Mittelpunkt dabei: smarte Ideen für neue Mobilität, grünere Produkte und Produktion sowie zugleich eine höhere Wettbewerbsfähigkeit und Rentabilität der Unternehmensgruppe. Wo Renault auf diesem Weg steht und wie es weitergeht, schilderte Luca de Meo im Februar 2025 dem E-Mobilitäts-Magazin Edison.
Vorteil Renault: hohe Kompetenz bei Elektroantrieben und leistungsfähige Plattformen
Gleich zum Einstieg schildert der Renault CEO die Idee hinter den kultverdächtigen neuen Modellen wie Renault 5 E-Tech elektrisch, Renault 4 E-Tech elektrisch, Alpine A290 und der nächsten Twingo-Generation. Designs mit klarem Bezug zu kultigen Vorbildern, umgesetzt mit hochmoderner Technik. „Ich bin immer dafür, das Erbe der Marken zu nutzen und ihre Wurzeln auf moderne Weise neu zu interpretieren. Wenn es etwas gibt, das man als Autohersteller nicht kaufen kann, dann ist es Heritage“, unterstreicht der Italiener.
Bei Renault fand er dafür die idealen Voraussetzungen, denn „als ich zu Renault kam, stellte ich sofort fest, dass das Unternehmen eine hohe Kompetenz bei Elektroantrieben hat sowie eine wettbewerbsfähige Elektro-Plattform“. Zudem fand er leidenschaftliche Verfechter des Hybridantriebs vor. Also entschied de Meo, beide Entwicklungsstränge weiter zu verfolgen und die Produktpalette von Renault darauf aufzubauen – bis runter zum B- und A-Segment. „Die beiden Antriebstechnologien werden in den kommenden Jahren die Grundlage für unsere Fahrzeugpalette sein, die 80 Prozent des gesamten europäischen Automobilmarktes abdeckt“, verspricht er. Schon jetzt sei Renault mit einem Anteil von 16 Prozent die Nummer zwei in Europa beim Verkauf von Autos mit Hybridantrieb.
Gemeinsame Entwicklung mit europäischen Partnern denkbar, doch auch allein ist Renault richtig stark
Mit Ampere hat die Gruppe eine voll auf elektrische Mobilität spezialisierte Einheit gegründet. „Das Unternehmen arbeitet hart daran, die Kosten für die nächste Generation von Elektroautos um durchschnittlich 40 Prozent zu senken“, erklärt Luca de Meo. Ein bereits sichtbares Ergebnis dieser Arbeit ist die vielseitige Fahrzeugarchitektur namens AmpR Small, auf der aktuell bereits der Renault 5 E-Tech elektrisch basiert.
Sie könnte auch für andere Hersteller sein – zumal sich viele schwertun, kleine und kostengünstige Elektroautos zu entwickeln. „Die Plattform für den elektrischen Twingo stelle ich gerne auch anderen Herstellern zur Verfügung, um auf der technischen Basis ein preisgünstiges Fahrzeug im B- oder A-Segment anbieten zu können“, bietet der Renault CEO an. „Durch die Teilung der Kosten und eine gemeinsame Fertigung in großer Stückzahl würde für die Hersteller auch noch ein Gewinn übrigbleiben. Europa muss mehr kooperieren, so wie es die Amerikaner und die Chinesen tun.“
Aber auch unabhängig von Partnern traut sich Renault viel zu: Bis 2028 soll Renault mit der neuen EV-Plattform für das C-Segment die besten chinesischen Anbieter in Bezug auf Produkt und Kosten einholen, so de Meo. „Wir haben uns der Herausforderung gestellt, mit unseren in Europa entwickelten und produzierten Elektroautos mit den besten chinesischen Anbietern gleichzuziehen. Das ist alles andere als einfach.“
Fakt ist allerdings, dass sich in Europa die Rahmenbedingungen sowohl für die Hersteller als auch für die Käufer/-innen erheblich verbessern müssen, findet der Chef der Renault Gruppe. „Es fehlen vielfach Anreize zum Kauf eines Elektroautos, die Energiepreise sind zu hoch, die Ladeinfrastruktur weist immer noch große Lücken auf: Diese Themen müssen dringend angegangen werden. Wir als Autoindustrie haben unsere Hausaufgaben gemacht.“
Das komplette Gespräch mit Luca de Meo – in dem es auch um den elektrischen Renault 5 Turbo geht – finden Sie auf Edison.
(Stand 02/2025, Irrtümer vorbehalten)