Für Daniel Ricciardo mag der Große Preis von Brasilien so einiges gewesen sein, eines aber sicher nicht: langweilig. Der Australier wurde früh von einer Kollision weit zurückgeworfen, bekam zusätzlich eine Zeitstrafe aufgebrummt und fuhr mit seinem Renault R.S.19 auf dem Autodromo Jose Carlos Pace trotzdem bis auf Rang sechs nach vorne. Teamkollege Nico Hülkenberg wurde nur als 15. gewertet, dafür schaffte es der 1,6 Liter große Hybrid-Turbomotor von Renault zusammen mit Carlos Sainz aufs Podest – wenn auch nachträglich.
Dass die unebene 4,309-Kilometer-Strecke in der Zwölf-Millionen-Metropole dem Renault R.S. 19 nicht so gut liegen würde, wusste das Team bereits vor der Reise in den südamerikanischen Flächenstaat. Die Befürchtungen bestätigten sich im Qualifying: In der Startaufstellung für das 71-Runden-Rennen bezogen Daniel Ricciardo und Nico Hülkenberg nur die Plätze elf und 13. Doch selbst davon konnte sich der Australier nicht viel kaufen: Der Versuch, den Haas von Kevin Magnussen zu überholen, endete im siebten Umlauf mit einer Berührung. Während sich der Däne von der Strecke drehte, musste sich Ricciardo an der Box einen neuen Frontflügel abholen – und war damit Letzter.
„Der Zwischenfall geht auf meine Kappe“, gestand Daniel später: „Manchmal geht so ein mutiges Manöver gut, manchmal berühren sich die Reifen und einer dreht sich. Danach dachte ich eigentlich, mein Rennen wäre gelaufen. Aber wir haben den Mut nicht sinken lassen.“
Großer Preis von Brasilien: Daniel Ricciardo kämpft sich im R.S.19 von ganz hinten nach vorne
Vom Ende des Feldes startete der 30-Jährige eine Aufholjagd, blieb aber – nun mit den mittelweichen Reifen besohlt – immer wieder an Kontrahenten hängen, die mit den ganz weichen Pirelli unterwegs waren und daher von Haus aus schneller fahren konnten. Ein mühsames Geschäft. Und als er in Runde 40 zum zweiten Mal an die Box kam, musste Ricciardo sogar fünf Extrasekunden stehen bleiben: Auch die Sportkommissare sahen die Verantwortung für die Kollision bei ihm und hatten dem Australier diese Strafe aufgebrummt.
Als sich die Konkurrenz eliminierte, konnte Ricciardo profitieren
Doch dann wendete sich das Blatt plötzlich. Auslöser war eine Safety-Car-Phase, ausgelöst vom havarierten Silberpfeil von Valtteri Bottas. Als das Rennen wieder freigegeben wurde, rempelten sich die beiden Ferrari gegenseitig ins Aus – erneut ging das Führungsauto auf die Strecke. Als es wieder in die Box abbog, waren nur noch zwei Rennrunden übrig.
All dies spielte Daniel in die Karten, der sukzessive immer weiter vorrückte. „Die Restarts nach den Safety-Car-Phasen waren lustig“, grinste Ricciardo später über den Tumult auf der Strecke, in dem auch noch der frischgebackene Titelverteidiger Lewis Hamilton mit dem Überraschungs-Zweiten Alexander Albon aneinander geriet – was sich für beide nicht auszahlen sollte: Der Thailänder fiel weit zurück und Hamilton, der hinter Max Verstappen und Pierre Gasly die Ziellinie noch als Dritter überquerte, erhielt nachträglich eine Zehnsekundenstrafe. „Dass ich noch als Sechster gewertet werde, damit hätte ich nach der Berührung mit Magnussen nie mehr gerechnet“, freute sich Daniel über die vielen Geschenke auf den letzten Metern.
Dank Hybrid-Power von Renault
fuhr Carlos Sainz auf Rang drei
Weniger Grund zum Lachen hatte Nico Hülkenberg beim großen Preis von Brasilien. „Ich weiß nicht genau, was heute bei uns los war“, gestand der 32-Jährige. „Ich kam während des Rennens einfach nicht voran – einmal mehr ein Zeichen, wie wichtig ein gutes Qualifying-Resultat ist.“ Zwar sah der gebürtige Emmericher die Zielflagge als Zwölfter, doch auch er fing sich noch eine Zeitstrafe wegen eines Versehens während des Restarts am Ende einer der Safety-Car-Phasen ein und wurde auf Rang 15 zurückversetzt.
Wie gut der Hybrid-Antriebsstrang von Renault inzwischen bei der Musik ist, bewies McLaren-Pilot Carlos Sainz: Der Spanier musste in in Sao Paulo nach einem Problem im Abschlusstraining von der letzten Position starten, kämpfte sich aber trotzdem bis ganz nach vorne und wurde am Ende dank der später ausgesprochenen Hamilton-Strafe sogar noch als Dritter gewertet. Die Podiumszeremonie, die dem 25-jährigen Madrilenen nach dem Rennen verwehrt geblieben war, holte er zusammen mit Freunden später auf eigene Faust nach…
(Stand 11/2019, Irrtümer vorbehalten)