In der FIA Formel E-Weltmeisterschaft geht es lokal emissionslos zur Sache – aber alles andere als emotionslos. Die rein elektrische Rennserie revolutioniert den Motorsport. Sie begeistert die Fans seit 2014 mit jeder Menge Action, vorbildlicher Nähe zum Publikum und packenden Rad-an-Rad-Duellen. Bislang sicherte sich Renault in der noch jungen Serie bereits drei von vier möglichen WM-Titeln. Am 10. Juni 2017 gastiert die Formel E auch in Berlin. Ganz gleich, ob live oder am Fernseher: Mit unseren flotten Fakten zur Formel E können Sie künftig noch besser mitfiebern.
Vieles ist einzigartig an der Formel E. Das zeigt bereits der Blick auf den Rennkalender: Eine Saison reicht vom Herbst bis in den nächsten Sommer und füllt damit perfekt jene zumeist trostlose Zeit, in der Motorsportfans auf heiße Windschattenduelle und Überholmanöver auf der Rennstrecke verzichten mussten. Die WM-Läufe – unter Kennern ePrix genannt – finden mitten in attraktiven Städten, in Megacities und sonnigen Urlaubsorten statt. Wir haben für Sie einige interessante Fakten gesammelt, die Sie schon immer über die Formel E wissen wollten – und vieles, das Ihnen vielleicht völlig neu ist.
Wussten Sie, dass…
…parallel zur „echten“ Fahrer-Weltmeisterschaft eine virtuelle WM ausgefahren wird, in der Fans im Kampf um den Online-Meistertitel gegeneinander antreten?
Die sogenannten eSports liegen voll im Trend. Flinke Computerspieler messen sich im virtuellen Fußball, in Strategie-Games, Fantasy-Kämpfen – und auf der Rennstrecke. Mit dem „Formula E Race Off“ geht die Formel E auch hier einen Schritt weiter: Vor jedem ePrix treten Fans online gegeneinander an. Gemeinsame Plattform ist die preisgekrönte Simulation Forza Motorsport 6. Die zehn jeweils schnellsten Fahrer erhalten eine Einladung zum „Race Off Pro-Halbfinale“. Diese virtuellen Rennen werden am Morgen vor jedem ePrix live im Internet übertragen. Die beiden Erstplatzierten jedes Saisonlaufs dürfen sich auf das absolute Highlight freuen: Das Finale der Pro Series Championship, das im Rahmen des Formel E-Saisonfinales ausgetragen wird. Hier fällt dann die Entscheidung: Wer krönt sich zum Champion der Pro Series?
…die weltweit erste fahrerlose Rennserie im Rahmenprogramm der WM-Läufe startet?
Voraussichtlich ab Mitte der Saison 2016/2017 sorgt die Formel E mit ihrer nächsten Weltneuheit für Furore: „Roborace“, eine fahrerlose Rennserie mit elektrisch angetriebenen Boliden. Die Roboracer tragen ihr Rahmenrennen auf der jeweiligen ePrix-Strecke aus. Nicht ferngesteuert, sondern völlig autonom. Und natürlich ebenso emissionsfrei wie die WM-Fahrzeuge. Erste Designskizzen des Rennwagens sind spektakulär. Entworfen hat ihn Daniel Simon, der schon futuristische Fahrzeuge für Hollywood-Blockbuster wie „Tron: Legacy“, „Captain America“ und „Oblivion“ kreiert hat. Die Konstruktion mit verkleideten Rädern, ohne Flügelwerk, aber dennoch mit viel aerodynamischem Abtrieb, könnte vielleicht sogar ein Vorbild für die Formel 1 der Zukunft sein…
…die Energie für die Rennwagen völlig CO2-neutral im Fahrerlager der Formel E produziert wird?
Der Strom für die Elektrorennwagen der Formel E kommt nicht etwa aus der Steckdose, sondern aus hochmodernen Generatoren, die völlig CO2-neutral mit Glyzerin laufen. Die britische Firma Aquafuel betreibt mitten im Fahrerlager ein eigenes „Kraftwerk“ – hier im Video. Alle Formel E-Rennwagen lassen sich innerhalb von 50 Minuten voll aufladen. Das ungiftige, geruchslose und wasserlösliche Glyzerin fällt als Nebenprodukt bei der Biodieselerzeugung an und setzt beim Verbrennen nur zehn Prozent der Partikel und Stickoxide von Dieselkraftstoff frei. Der Clou: Der Treibstoff kann auch aus Algen gewonnen werden.
…jeder Formel E-Rennwagen mit nur einem Reifensatz für das gesamte Rennwochenende auskommt?
Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung stehen auch bei Michelin, dem offiziellen Reifenpartner der Formel E-Weltmeisterschaft, hoch im Kurs. Deswegen geht die französische Premiummarke ganz neue Wege: Es gibt nur einen Reifentyp, der bei jeder Witterung, jeder Asphaltcharakteristik und jeder Streckentemperatur funktioniert – den profilierten MICHELIN Pilot Sport EV EV2. Jeder Fahrer erhält pro Rennwochenende insgesamt zehn Reifen. Also einen Satz für jedes der beiden Autos plus je einen Ersatz im Fall eines Defekts. Heizdecken sind verboten. Diese strikten Limits sparen Rohstoffe und Energie, für den Transport der Reifen fallen weniger Emissionen an.
…in der Formel E mehr als die Hälfte der Piloten Formel 1-Erfahrung besitzt und sogar Weltmeister sowie Le Mans-Sieger am Start sind?
Gleich sechs Fahrer der Saison 2016/2017 – und damit fast die Hälfte des Feldes – ist bereits in der Formel 1 aktiv gewesen. Hinzu kommen sechs Formel 1-Testfahrer. Dragon-Pilot Loïc Duval hat 2013 die berühmten 24 Stunden von Le Mans gewonnen und wurde im selben Jahr Langstrecken-Weltmeister. Der Renault e.dams-Pilot Sébastien Buemi gewann 2014 die Langstrecken-WM. In der Saison 2015/2016 krönte er seine bisherige Karriere mit dem Formel E-Weltmeistertitel. Daniel Abt eroberte beim 24 Stunden-Rennen von Le Mans 2015 einen Klassensieg.
…Oscar-Gewinner Leonardo diCaprio begeisterter Fan und Förderer der Formel E ist?
Der Hollywood-Star mit Wurzeln im westfälischen Oer-Erkenschwick ist engagierter Umweltschützer. Als Anhänger der Elektromobilität beteiligte er sich gleich zum Start der Formel E als Teameigner am Rennstall Venturi. Heute unterstützt Leonardo diCaprio als Vorsitzender des Nachhaltigkeits-Komitees der Formel E Initiativen für „grüne“ Mobilität.
…für den Pflicht-Boxenstopp zu Rennmitte eine Mindeststandzeit vorgeschrieben ist?
Etwa gegen Mitte jedes ePrix – wenn die Akkuladung der Boliden zur Neige geht – wechseln die Formel E-Piloten an der Box die Autos. Nach dem Umsteigen werden Gurte, Nackenstütze und Lenkrad neu befestigt. Damit es dabei nicht zu Hektik und Nachlässigkeiten kommt, darf zwischen Ein- und Ausfahrt aus der Boxengasse eine bestimmte Zeit nicht unterschritten werden – in der Regel sind dies 66 Sekunden.
…sich in der Formel E mehr Automobilhersteller engagieren als in der Formel 1?
Renault ist als einziger Hersteller welteit in beiden Weltmeisterschaften vertreten. In der Formel E tummeln sich zudem mit Audi, DS (eine Marke von Citroën), Mahindra, Venturi, Faraday Future und NextEV weitere Autobauer. Seit der Saison 2016/2017 ist Jaguar mit am Start. Mercedes hat sich ab 2018 die Option für einen Einstieg in die rein elektrische Rennserie gesichert. In der Formel 1 starten mit Renault, Ferrari, Mercedes und Honda dagegen nur vier Hersteller.
…das Reglement den teilnehmenden Herstellern Saison für Saison immer mehr Freiräume für eigene Entwicklungen einräumt?
Zur Debütsaison 2014/2015 gingen alle Rennställe mit identischem Material an den Start. Das schafft Chancengleichheit und senkt die Kosten – so konnten auch unabhängige Teams den Einstieg schaffen. Mit jeder Saison wird das Reglement freizügiger. Für 2015/2016 beispielsweise durfte jeder der acht eingeschriebenen Hersteller Antriebskomponenten wie Motor, Inverter, Getriebe und Kühlsystem selbst entwerfen. In Zukunft werden die Konstruktion von Akku und möglicherweise auch Chassis freigestellt. So steigt der Anreiz für Innovationen. Dennoch bleiben die Kosten im Rahmen, weil für alle Baugruppen ein Höchstpreis vorgeschrieben ist.
…die Zuschauer rund um den Globus ihren Lieblingsfahrern einen Extraboost geben können?
Dank FanBoost können die Zuschauer das Renngeschehen direkt beeinflussen. Die drei Fahrer, die die Online-Abstimmung vor einem ePrix gewinnen, dürfen für fünf Sekunden die Leistung von 170 kW (etwa 231 PS) auf bis zu 200 kW (rund 272 PS) steigern. Über den Zusatzschub stimmen Formel E-Fans vor dem Rennen über die Internetseite www.fiaformulae.com oder die kostenlose Formula E App (für iOS und Android) ab. Viele Teams drehen dazu originelle Internetvideos, in denen die Piloten um Stimmen werben.
Was möchten Sie noch zur Formel E wissen? Stellen Sie uns Ihre Frage und wir versuchen, die Antwort zu liefern.
(Stand 03/2017, Irrtümer vorbehalten)