Lichtgestalten in Rot-Grün: Ausstellung „Ampelmännchen & Co.“

  • Lichtgestalten: Ampelmännchen-Ausstellung in Gütersloh

Ihr gehorchen weltweit Milliarden von Menschen. Sie ist bunt, steht in vielen Ländern der Erde an nahezu jeder Straßenecke und sorgt von Peking bis Potsdam für Sicherheit und Ordnung im Verkehr. Die Rede ist natürlich von der Ampel. Das Lichtzeichen feiert ein besonderes Jubiläum: Vor 150 Jahren nahm die erste Ampel in London ihren Dienst auf.1
Als ihr Erfinder gilt der britische Eisenbahningenieur John Peake Knight. Er wollte den Straßenverkehr mit Hilfe jener Signale revolutionieren, die sich bereits im Schienenverkehr bewährt hatten. Sein erstes „Baby“ – ein rund acht Meter hohes, gasbetriebenes Exemplar – regelte ab dem 10. Dezember 1868 an einem prominenten Standort den Verkehr: Auf Anweisung des Chefs der Londoner Polizeibehörde Scotland Yard wurde die erste Ampel vor dem britischen Parlament installiert, damit die Abgeordneten schneller und sicherer zu ihrem Arbeitsplatz gelangen konnten.1
Zur Regelung des Verkehrs ahmte die erste Ampel die Handzeichen eines Polizisten nach. Sie verfügte über drei unterschiedliche Arme: „Zeigten sie nach oben, mussten Reiter und Kutschen anhalten, zeigten sie nach unten, war die Fahrt frei. Nachts leuchtete zusätzlich eine Laterne, in den heute noch gebräuchlichen Farben Rot oder Grün.“1

Erste Ampel der Welt explodiert in London

Die Idee war ein echter Knaller, und zwar im wahrsten Wortsinne: Drei Wochen nach Indienststellung explodierte die mit Gas betriebene Lichtzeichenanlage mit kräftigem Getöse. Sehr zum Leidwesen des für die Bedienung verantwortlichen Polizisten, der bei diesem Vorfall verletzt wurde. Glaubt man anderen Quellen, bezahlte der Schutzmann den Zwischenfall sogar mit seinem Leben. Trotzdem wurde die Ampel wieder aufgebaut und gehörte bis 1872 zum Londoner Straßenbild. Doch so wirklich warm wurden die Briten mit dieser Neuerfindung offenbar nicht, denn danach verschwand sie für volle 50 Jahre wieder in der Bedeutungslosigkeit. Auf den Straßen der Hauptstadt lief der Verkehr fortan wieder in ampellosen Bahnen.1
Ampelfrauen
Es sollte bis 1914 dauern, bis in Cleveland im US-Bundesstaat Ohio die erste elektrisch betriebene Ampel das Straßenbild zierte. Kurz darauf brach sich diese Erfindung auch in New York Bahn – damit war ihr weltweiter Siegeszug nicht mehr aufzuhalten. Mit etwas Verzögerung fand das innovative Leuchtzeichen auch seinen Weg nach Deutschland: 1922 nahm in Hamburg die erste elektrische Ampel ihren Betrieb auf.2 1924 eroberte sie auch Berlin. Auf dem Potsdamer Platz regelte ein fünfeckiger, rund acht Meter hoher Ampelturm den Verkehr. Über allem thronte ein Polizist, der die Signale per Hand steuerte. Zwei Jahre später führte die erste zentral gesteuerte Lichtsignalanlage in der Spree-Metropole zu einem kurzzeitigen Verkehrschaos. Das Problem: Alle Ampeln sprangen zeitgleich um. Im Laufe ihrer langen Geschichte entwickelte sich die Ampel stetig weiter. Bestes Beispiel sind in den Asphalt eingelassene Induktionsstreifen, die seit den 1980er Jahren eine verkehrsabhängige Ampelschaltung ermöglichen und so die Wartezeit verkürzen.1
Übrigens: Im Durchschnitt verbringen deutsche Autofahrer rund zwei Wochen ihres Lebens vor roten Ampeln.4 Und noch ein interessanter Fakt: Dauern Rotphasen länger als 120 Sekunden, wächst bei den Wartenden der Unmut.3 Heute, 150 Jahre nach ihrer Erfindung, leisten hierzulande rund 1,5 Millionen Ampeln einen wichtigen Beitrag für einen möglichst sicheren und reibungslosen Verkehrsfluss.4

Grünes Licht für homosexuelle Ampelfiguren

Mindestens ebenso interessant: Die unterschiedlichen Ampel-Motive und -Designs aus aller Welt spiegeln auch den gesamtgesellschaftlichen Wandel im Laufe der Zeit wider. Gleichgeschlechtliche Ampelfiguren zählen heute in vielen europäischen Städten wie selbstverständlich zum Straßenbild. Noch vor einigen Jahrzehnten wären sie vermutlich Anlass für einen waschechten Skandal gewesen. Darüber hinaus rückte die Ausstellung „Ampelmännchen & Co.“ im Stadtmuseum Gütersloh die Ampel auch als Symbol für die Inklusion von Blinden und Sehgeschädigten in den Mittelpunkt. Ein eindrucksvolles Beispiel hierfür sind spezielle Bedarfsampeln, dank derer auch Menschen mit Sehbehinderung sicher ihren Weg durch den Verkehr finden.
Abgerundet wurde die Ausstellung von künstlerisch abgewandelten Ampelfiguren und Verkehrszeichen, die zum Nachdenken und Schmunzeln anregen. Einige davon zeigen wir in unserer Bildergalerie.

1 Quelle Es begann mit einem Knall: www.automobilwoche.de.
2 Quelle Elektrische Ampel – Lichtzeichen der Zeit: www.sueddeutsche.de.
3 Quelle Alles über Ampeln: www.bavc-automobilclub.de.
4 Quelle 100 Jahre Ampel – kuriose Fakten: web.de.
Bildquelle Hauptmotiv: Urheber: olenaznakk.
Bildquelle Galerie: Stadtmuseum Gütersloh

(Stand 02/2019, Irrtümer vorbehalten)

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