Jedes Jahr durchleben Motorsport-Fans das gleiche, bisweilen quälende Szenario: Spätestens im Februar wird aus der Vorfreude auf die neue Formel 1-Saison ein gespanntes Kribbeln, das den ganzen Körper in eine nervöse Daueranspannung versetzt. Entzugserscheinungen, sagen die einen. Ganz normal, sagen wir – und sorgen auch gleich für Abhilfe. Wir präsentieren alle Fakten zum neuen R.S.18, mit dem Nico Hülkenberg und Carlos Sainz in diesem Jahr auf Punktejagd gehen werden. Herzstück ist die weiterentwickelte, mehr als 950 PS starke Antriebseinheit R.E.18, von der 2018 mit Red Bull Racing und McLaren zwei weitere Traditionsteams profitieren werden. Also: Anschnallen, bitte!
Am 25. März startet die Königsklasse des Motorsports im australischen Melbourne in die neue Saison. Das Renault Sport Formel 1-Team peilt 2018 den nächsten Schritt auf dem Weg nach ganz oben an. Mit dem neu entwickelten R.S.18 will die Werksmannschaft noch näher zur absoluten Spitze aufschließen. Dabei profitiert der neue Bolide von zahlreichen Weiterentwicklungen – angefangen beim Chassis über die R.E.18 Antriebseinheit bis hin zur Aerodynamik.
„Unsere Zielvorgabe für 2018 lautet, uns in jeder Hinsicht weiterzuentwickeln, sowohl was die Power-Unit, als auch was Chassis, Arbeitsabläufe und Fahrer betrifft“, erklärt Cyril Abiteboul, Managing Director von Renault Sport Racing. „Alles muss sich verbessern, von unserer Performance im direkten Vergleich mit den Teams, gegen die wir in direktem Wettbewerb stehen, bis hin zum Abstand zur Spitze“, betont Abiteboul. Rückblick: 2017 eroberte die Werksequipe in der Konstrukteurswertung den sechsten Platz.
2018 soll es noch weiter nach vorne gehen. Ein wichtiger Baustein hierzu ist die im britischen Enstone beheimatete Chassis-Fertigung – hier erzielte Renault große Fortschritte. Unter anderem stieg die Zahl der Mitarbeiter um 35 Prozent. Darüber hinaus kommt nun ein neuer, hochmoderner CFD-Computer für die strömungstechnische Berechnung der Aerodynamik zum Einsatz. Auch der teameigene Windkanal erhielt ein umfangreiches Update.
R.S.18: Neuer Look, weiterentwickeltes Chassis und noch mehr Power
Die auffälligste Änderung am neuen Formel 1-Fahrzeug von Renault ist das sogenannte „Halo“. Diesen aerodynamisch verkleideten Titanbügel schreibt das Reglement ab dieser Saison vor. Er spannt sich über das Cockpit und soll den Kopf des Fahrers bei einem Unfall bestmöglich vor umherfliegenden Trümmerteilen schützen. Da der von einem Einheitsentwickler gefertigte Halo strukturelle Änderungen am Kohlefasermonocoque erfordert, hat dies speziell die Chassisentwickler vor besondere Herausforderungen gestellt.
Auch darüber hinaus verfügt der R.S.18 über zahlreiche Neuerungen. Beim Fahrwerk profitiert der aktuelle Dienstwagen von Nico Hülkenberg und Carlos Sainz von neuen Radaufhängungen, die insbesondere auf unebenen Strecken ein noch besseres Fahrverhalten ermöglichen soll.
Stichwort Aerodynamik: Anders als noch im Vorjahr sind 2018 sowohl die aerodynamischen Anbauteile über der Motorenabdeckung als auch die zusätzlichen T-Flügel am Ende der Triebwerksverkleidung sowie der „Monkey Seat“ genannte Zusatzflügel über den Auspuffendrohren verboten.
Stichwort Motor: Im neuen Renault R.S.18 sorgt eine Hybrid-Antriebseinheit für Vortrieb. Die Systemleistung steigt auf über 950 PS – ein Plus von mehr als 50 PS im Vergleich zum Beginn der Vorsaison. Diese R.E.18 Power-Unit setzt sich zusammen aus einem 1,6 Liter großen V6-Turboaggregat sowie den beiden Energie-Rückgewinnungssystemen MGU-H und MGU-K.
- Die MGU-H (Motor Generator Unit – Heat) gewinnt elektrische Energie aus der Abwärme der Auspuffgase zurück.
- Die MGU-K (Motor Generator Unit – Kinetic) wandelt die kinetische Energie, die beim Bremsen sonst in Form von Reibungswärme verpufft, in elektrische Energie um.
Die so rekuperierte Zusatzpower wird in leistungsfähigen Akkus zwischengespeichert. Der Fahrer kann sie in den dafür freigegebenen Streckenabschnitten mithilfe eines Knopfes am Lenkrad abrufen, um sich im direkten Zweikampf mit einem Konkurrenten einen Vorteil zu verschaffen.
Mehr denn je dürfte in dieser Saison das Thema Zuverlässigkeit eine entscheidende Rolle spielen. Gemäß Reglement darf jedes Team pro Fahrzeug statt wie bislang vier nur noch drei Verbrennungsmotoren und MGU-H-Einheiten verwenden. Außerdem stehen für die bevorstehenden 21 Saisonrennen pro Auto nur noch zwei statt drei MGU-K-Einheiten (Motor Generator Unit – Kinetic) zur Verfügung.
Last but not least gibt es auch bei den Reifen eine Neuerung: 2018 dürfen die Teams aus sieben unterschiedlichen Gummimischungen wählen – im vergangenen Jahr waren es fünf.
Renault Sport Formel 1-Team schickt schnelles Fahrerduo ins Rennen
Mit Nico Hülkenberg und seinem spanischen Teamkollegen Carlos Sainz verfügt Renault über eine ebenso starke wie erfahrene Fahrerpaarung. „Hülk“ erzielte in 135 Grand-Prix-Rennen bislang 405 Punkte. Pünktlich zum Start der neuen Saison präsentiert der Emmericher sein neues Helmdesign: Der schwarz-gelbe Look greift die für Renault typische Farbkombination gekonnt auf. Carlos Sainz holte in 60 Rennen insgesamt 118 Zähler. Als Test- und Reservefahrer engagierte Renault den Briten Jack Aitken, der aus dem Renault Sport Nachwuchskader stammt.
Nico Hülkenberg blickt zuversichtlich auf das kommende Formel 1-Jahr: „Als ich in Enstone war und gesehen habe, welche Fortschritte dort bei der Entwicklung des R.S.18 gemacht werden, hat dies große Vorfreude auf die neue Saison geweckt. Dazu kommen noch die guten Nachrichten aus Viry über die Entwicklung der Power-Unit. Alles sieht gut aus, vor uns liegen aufregende Zeiten.“
Starke Kundenteams: Red Bull und McLaren vertrauen auf Renault Power
Wie bereits im vergangenen Jahr kommt die Power-Unit von Renault auch im neuen Red Bull RB14 zum Einsatz. Darüber hinaus stattet die französische Marke erstmals auch McLaren mit der R.E.18 Hybrid-Antriebseinheit aus. Dort wird ein alter Bekannter dem Kraftpaket die Sporen geben: Fernando Alonso eroberte 2005 und 2006 gemeinsam mit Renault zwei Mal in Folge sowohl die Fahrer- als auch die Konstrukteursweltmeisterschaft. „Dies sind sehr starke Wettbewerber – eine extra Herausforderung und Motivation für uns“, betont Cyril Abiteboul. „Die Kundenteams werden unsere Performance-Messlatte in der kommenden Saison sein.“
(Stand 02/2018, Irrtümer vorbehalten)