Die Vernetzung unserer Autos nimmt zu – doch was bedeutet das überhaupt? Klar ist: Es geht um mehr als schnelles Surfen im Internet. Vernetztes Fahren kann ein Schlüssel für völlig unfallfreien, flüssigen und umweltfreundlichen Verkehr sein. Im zweiten Teil unserer Serie zur Mobilität der Zukunft stellen wir die immensen Möglichkeiten vor, die sich ergeben, wenn unsere Autos miteinander und mit der Verkehrsinfrastruktur „sprechen“.
Wenn von Vernetzung im Auto die Rede ist, denken die meisten von uns spontan an die mobile Internetanbindung, an einen rollenden WLAN-Hotspot zum Navigieren, Streamen, Chatten, Surfen. Und es stimmt ja auch: Konnektivität ist eine tolle Sache. Niemand möchte auf die Annehmlichkeiten verzichten, die ein topmodernes System wie openR Link mit integriertem Google bietet.
Doch Vernetzung umfasst noch weitaus mehr. Wenn vom vernetzten Fahren die Rede ist, meinen die Experten die Kommunikation zwischen Fahrzeugen sowie zwischen Fahrzeugen und Infrastrukturen. Der Datenaustausch zwischen Autos, Ampeln, Ladesäulen, Parkhäusern etc. ist eine zentrale Voraussetzung, damit der Verkehr künftig, sicherer, flüssiger, umweltfreundlicher und gerechter für alle wird.
Dank Vernetzung warnen sich Fahrzeuge gegenseitig vor Gefahren
Die Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Kommunikation wird auch Vehicle2Vehicle(V2V)- oder Car2Car-Kommunikation genannt. Autos tauschen über Mobilfunk und/oder WLAN selbsttätig Informationen aus, um den Fahrer möglichst frühzeitig beispielsweise über kritische Verkehrssituationen zu informieren. Wenn etwa die Sensoren in Fahrzeug A feststellen, dass Nebel oder Glatteis herrscht, dass der Fahrer wegen Wildwechsel oder Stau bremst oder dass sich ein Hindernis auf der Straße befindet, meldet dieses Fahrzeug die Informationen an die hinter ihm fahrenden Autos. So wissen die Mitfahrenden in Fahrzeug B frühzeitig, was sie erwartet und werden beispielsweise nicht vom Stauende hinter einer Kurve überrascht.
Vernetzung mit Ampeln und Co.: Information ist alles
Kommunizieren die Fahrzeuge mit technischen Verkehrsanlagen, dann sprechen wir von der Fahrzeug-zu-Infrastruktur-Kommunikation – auch bekannt als Vehicle2Infrastructure(V2I)- oder Car2Infrastructure-Kommunikation (C2I). Intelligente Ampelsysteme etwa könnten uns die geeignete Geschwindigkeit übermitteln, mit der wir die „grüne Welle“ erwischen. Einsatzfahrzeuge wiederum könnten Kreuzungen selbst auf Rot schalten und ihre rettende Mission sehr viel gefahrloser und schneller durchführen.
Versuchsträger von Renault liefert auch touristische Informationen
Renault erforscht und testet viele solcher Technologien. Der Versuchsträger Symbioz Demo Car etwa tauscht Gefahrenmeldungen mit anderen vernetzten Fahrzeugen und der Verkehrsinfrastruktur aus. Das heißt: Das Fahrzeug sieht weiter als seine Sensoren, wodurch das Fahren sicherer und entspannter wird. Und die Technik erlaubt einen attraktiven Service: Passiert das Symbioz Demo Car ein touristisches Highlight, erhalten die Passagiere Informationen zu dem Ort auf dem Instrumententräger.
Auch für den Güterverkehr eröffnet die Vernetzung ganz neue Chancen. Hochautomatisierte Lkw könnten sich praktisch zu ganzen „Zügen“ mit minimalem Abstand zusammenschließen. Bei diesem „Truck Platooning“ gibt der erste Lkw das Tempo vor, alle anderen folgen. Wenn der erste bremst, bremsen auch die anderen. Automatisch. So können die Lkw sehr dicht hintereinander herfahren. Das spart Platz auf den Autobahnen – und dank des Windschattens auch noch Kraftstoff.1
Eine der interessantesten Möglichkeiten, die sich durch die Vernetzung mit der Infrastruktur ergeben, ist das vollautomatisierte und autonome Fahren der Level 4 und 5. Diese hohe Autonomie erreichen Autos trotz aller Sensoren nicht allein – sie brauchen die „digitalen Leitplanken“ der vernetzten Verkehrsinfrastruktur. Sie senden Daten zur exakten Positionsbestimmung, zu Verkehrslage, Spurführung, Tempolimits, Baustellen und vielem mehr, sodass sich die autonomen Fahrzeuge jederzeit gut zurecht finden. Und das z. B. auch bei Schnee oder Nebel, wenn die Fahrzeugsensoren allein Orientierungsschwierigkeiten bekommen.
Flüssiger fahren: Vernetzte Fahrzeuge können den Verkehr beschleunigen
Darüber hinaus fließt vernetzter Verkehr besser. Der gefürchtete „Ziehharmonika-Effekt“ auf der Überholspur – wenn bei Stockungen jeder stärker bremsen muss als der Vordermann und dies Staus und Auffahrunfälle auslöst – ließe sich durch Datenaustausch verhindern. Ähnliches gilt für das Einfädeln in den fließenden Verkehr: Ein Versuch der britischen Universität Cambridge zeigt, dass die durchschnittliche Geschwindigkeit der Verkehrsteilnehmer in einer solchen Situation um mindestens 35 Prozent steigt, wenn vernetzte und autonome Fahrzeuge miteinander kooperieren.2
Solche Szenarien sind noch Zukunftsmusik – die Idee, miteinander zu kommunizieren, damit alle im Verkehr schneller vorankommen, funktioniert aber auch völlig analog: Wenn wir alle genügend Abstand einhalten und anderen auch mal den Vortritt lassen, hilft das schon heute.
Im dritten Teil unserer Miniserie zur Mobilität der Zukunft erfahren Sie, wie Renault seine vernetzten Systeme gegen Hacker und Cyber-Angriffe schützt.
Übersicht: Alle Beiträge zur Mobilität der Zukunft
Mobilität der Zukunft Teil 1: Hochautomatisiertes und autonomes Fahren
1 Quelle: https://www.bmvi.de/DE/Themen/Digitales/Automatisiertes-und-vernetztes-Fahren/Automatisiertes-und-vernetztes-Fahren/automatisiertes-und-vernetztes-fahren.html und das dort bereitstehende pdf „kompakt2 So fahren wir morgen“
2 Quelle: https://www.mdr.de/wissen/autonome-autos-beschleunigen-verkehr-100.html
(Stand 2/2022, Irrtümer vorbehalten)