Schweißtreibender Spaß: Fitness im Freien

  • Gesund und gesellig: Fitness im Freien

Keine Bar, keine Umkleide. Keine Eiweißshakes und keine Dusche. Dafür Regen und Matsch, Hitze und Staub, spitze Steine und buckliger Boden. Immer mehr Menschen meiden das klimatisierte Fitnessstudio und trainieren stattdessen gemeinsam im Freien – buchstäblich bei Wind und Wetter. Und haben richtig viel Spaß dabei.
„…noch drei, zwei, eins, Pause!“ Schwitzende Körper sacken zusammen, mancher streckt sich im nassen Gras lang hin, andere lassen hechelnd die Köpfe hängen. Die zehnsekündige Pause reicht gerade mal zum kurzen Durchatmen aus, schon stellen, knien und legen sich alle wieder in ihre Ausgangspositionen. „Drei, zwei, eins, weiter geht‘s!“, ruft der Trainer und die kleine Gruppe legt wieder los. Liege- und Seitstütz, Ruderzüge am Gummiseil, Strecksprünge, Sprints und der Kampf mit dem schweren Kunststofftau – in der Fitnesswelt als Battle Rope bekannt – gehen in die nächste Runde.
Im Kölner Rheinpark sind die Gruppen der Frischluft- und Fitness-Fans mittlerweile ein gewohnter Anblick. Allein in der Domstadt scharen mehrere Anbieter Menschen um sich, die Zirkeltraining nicht mehr in der Sporthalle und Muskelaufbau nicht mehr im Fitnessstudio machen möchten.

Parkbank statt Hantelbank:
Fitness im Freien macht Laune

Aber warum zieht’s die Menschen überhaupt nach draußen? „An der frischen Luft fühlt sich Sport einfach besser an, danach ist der Kopf richtig frei. Und man trainiert nicht allein, die Leute in der Gruppe motivieren sich gegenseitig“, erklärt Katha, die seit drei Jahren bei Outdoor Gym in Köln am Start ist. „Hart wird’s nur, wenn im Sommer der Duft von den ganzen Grills rüberzieht…“ Dazu kommt, dass es ungemein befriedigend ist, jedem Wetter zu trotzen. Was ja angeblich auch dem Immunsystem auf die Sprünge helfen soll.
Gemeinsamer Nenner aller Übungen: Sie sind nicht auf dickes Wachstum einzelner Muskelpartien ausgerichtet, sondern auf jene Fitness und Kraft, die uns im täglichen Leben zugutekommt. „Functional Fitness“ nennt sich diese Philosophie. Das wichtigste „Sportgerät“ ist der eigene Körper! Lediglich ein paar Medizinbälle, Slingtrainer oder Gummiseile ergänzen das Training.

Functional Fitness ist Baustein
einer gesunden Lebensweise

Sportwissenschaftler Philipp Lamberts, Trainer und Regionalmanager Köln/Düsseldorf/Wuppertal bei Outdoor Gym, ist überzeugt: „Das funktionelle Training gehört zu einer nachhaltigen gesunden Lebensweise genauso dazu wie Duschen oder Zähneputzen usw. Es ist etwas, das der Körper zwingend benötigt!“ Outdoor Gym ist mittlerweile in rund 20 deutschen Städten vertreten, das ähnlich konzipierte Original Bootcamp „quält“ seine Klienten an 26 Orten.
Damit keine Missverständnisse aufkommen: Functional Fitness ist nicht weniger anstrengend als konventionelles Krafttraining. Eher im Gegenteil. Beispiel Unterarmstütz, im Sport-Denglish „Planking“ genannt: Viermal 20 Sekunden nur auf Zehenspitzen und Unterarme gestützt den Körper steif und stabil wie eine Holzplanke zu halten, klingt einfach, fordert aber Rücken- und Bauchmuskulatur, Hüfte und Beckenboden.
Eine wahre Hassliebe pflegen die Outdoor Gymer zu den „Burpees“, einer Kombination aus Kniebeuge, Liegestütze und Strecksprung. Kaum eine Übung macht so fertig, kaum eine bringt den gesamten Muskelapparat so auf Trab. Das ist der zentrale Vorteil des funktionalen Krafttrainings: „Es erreicht auch die tiefen Muskeln, die auf klassische Kraftmaschinen in der Muckibude nicht ansprechen“, erklärt Philipp Lamberts.

Professionelle Anleitung im

„schönsten Fitnessstudio der Welt“

Wichtiger als viele Wiederholungen oder hohes Tempo ist übrigens die korrekte Ausführung. Auch das ist ein Vorteil der Frischluftgruppen: Die Trainer – meist Sportwissenschaftler, Physiotherapeuten oder Personal Trainer – erkennen Ungenauigkeiten und korrigieren die Haltung. Und weil mit dem eigenen Körpergewicht trainiert wird, kann jeder auf seinem persönlichen Leistungsstand einsteigen und mitschwitzen.
Vorausgesetzt natürlich, man hat Lust auf den unmittelbaren Kontakt mit den Elementen im Freiluft-Gym. Bei Regen ist es matschig, bei Frost ist der Boden noch härter als sonst, an den kurzen Wintertagen geht’s bei tiefster Dunkelheit zur Sache. Und im Sommer sehen die verschwitzten Beine auf dem staubigen Boden schnell aus wie paniert. Egal, findet Katha. „Dafür trainieren wir im schönsten Fitnesscenter der Welt: draußen.“
Verrückt oder fantastisch? Wie finden Sie den Trend zu Fitnesstraining im Freien?
Bildquelle: Outdoorgym.de/Lara Burr-Evans
(Stand 04/2016, Irrtümer vorbehalten)

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