Richtige Starthilfe zu geben, ist eine Frage der Reihenfolge: Wenn das eigene Auto wegen entleerter Starterbatterie nicht anspringen will, hilft meist das sogenannte Überbrücken. Ob Benziner, Diesel oder Elektromotor – wir verraten, was es dabei zu beachten gilt.
Wenn es passiert, dann immer im ungünstigsten Moment: Dass der eigene Wagen nicht anspringen will, kommt bei modernen Fahrzeugen dank verbesserter Technologie immer seltener vor. Vorkommen kann es aber dennoch – und zwar mit Sicherheit genau dann, wenn Sie es am wenigsten gebrauchen können. Auf dem Weg zur Arbeit oder knapp vor einem wichtigen Termin beispielsweise. Umso entscheidender ist es daher zu wissen, wie Sie das Problem schnell, sicher und zuverlässig lösen können. Denn bei der Starthilfe durch Überbrücken handelt es sich keinesfalls um Raketenwissenschaft – ein paar Regeln gilt es aber doch zu beachten, um Schäden zu vermeiden.
Schon gewusst? Auch E-Autos können Starthilfe benötigen – und geben
Dass auch Fahrzeuge mit Elektroantrieb auf Starthilfe angewiesen sein können, mag manche überraschen. Aber auch E-Autos verfügen neben ihrer Hochvolt-Batterie über eine Starterbatterie für verschiedene Funktionen wie die Bordelektronik inklusive Hochfahren des Antriebssystems. Ist sie leer, geht nicht mehr viel – unabhängig vom Ladestand der Hochvolt-Batterie. Prinzipiell können auch E-Autos überbrückt werden, ebenso wie sie ihrerseits Starthilfe geben können. Es empfiehlt sich allerdings auf jeden Fall ein Blick in die Bedienungsanleitung des Fahrzeugs, weil es herstellerabhängig durchaus verschiedene Einschränkungen und Empfehlungen geben kann.
Auch auf die Qualität des Überbrückungskabels kommt es an
Angenommen Sie haben im Fall des Falles keine funktionsbereite, weil geladene externes Starterbatterie parat, benötigen Sie zwei Dinge: ein Spenderfahrzeug (bzw. eine geladene Batterie) und eine geeignetes Starthilfekabel. Was wir mit geeignet meinen? Es sollte auf jeden Fall der DIN-Norm 72.553 oder der ISO-Norm 6722 entsprechen. Zudem sollte es einen Kabel-Querschnitt von mindestens 25 Millimeter aufweisen. Besteht der Kern nicht aus Kupfer, sondern aus Aluminium, sollte der Querschnitt größer ausfallen. Zudem ist die Isolation zu checken: Kabel und Polzangen müssen komplett mit Kunststoff ummantelt sein, nur die Kontakte der Klemmen dürfen freiliegen.
Starthilfe: die Schritt-für-Schritt-Anleitung fürs richtige Überbrücken
Wenn Sie alles Notwendige zusammenhaben, kann es losgehen. Und das ist garantiert gar nicht so kompliziert, wenn Sie dabei Schritt für Schritt vorgehen:
- Parken Sie das Spenderfahrzeug möglichst nah und so, dass Sie die jeweiligen Batterie-Anschlussstellen problemlos mit dem Überbrückungskabel verbinden können. Achten Sie darauf, dass sich die Fahrzeuge auf keinen Fall mit leitenden Teilen berühren.
- Aktivieren Sie in beiden Fahrzeugen die Feststellbremse und nehmen Sie den Gang raus bzw. stellen Sie den Automatikwählhebel auf „P“.
- Schalten Sie alle zusätzlichen Verbraucher im Empfängerfahrzeug aus.
- Klemmen Sie das rote Kabel zuerst an den Pluspol der Spenderbatterie, das andere Ende an den Pluspol der Empfängerbatterie.
- Klemmen Sie anschließend das schwarze Kabel an den Minuspol der Spenderbatterie. Das andere Ende an einen ausgewiesenen Massepunkt des Empfängerfahrzeugs oder an eine solide metallische Stelle von dessen Motorblock.
- Starten Sie den Motor des Spenderfahrzeugs und lassen Sie ihn bei leicht erhöhter Leerlaufdrehzahl einige Augenblicke laufen.
- Starten Sie das Empfängerauto, erhöhen Sie dabei die Drehzahl des Spendermotors. Klappt es nicht, versuchen Sie es nach rund einer Minute noch einmal. Nach mehreren erfolglosen Versuchen sollten Sie die Starthilfe abbrechen und fachkundige Hilfe holen.
- Ist der Startversuch gelungen, lassen Sie die Motoren beider Fahrzeuge einige Minuten laufen, während Sie noch mit dem Starthilfekabel verbunden sind.
- Schalten Sie dabei verschiedene größere Verbraucher des Empfängerfahrzeugs wie das Gebläse oder das Abblendlicht ein, um Spannungsspitzen zu vermeiden.
- Entfernen Sie nun das Überbrückungskabel – und zwar in umgekehrter Reihenfolge: zunächst das schwarze Kabel am Spender-, dann am Empfängerfahrzeug; anschließend das rote, wieder zuerst am Spender-, dann am Empfängerfahrzeug.
- Anschließend sollten Sie mit dem Empfängerfahrzeug vorsichtig weiterfahren, auf eventuelle Fehlermeldungen achten und entsprechende Maßnahmen ergreifen. Will das Fahrzeug nach einer solchen rund viertel- bis halbstündigen „Aufladefahrt“ nicht von selbst wieder starten, deutet das auf eine defekte Batterie oder einen anderen Fehler hin und Sie sollten fachkundige Hilfe zu Rate ziehen.
(Stand 4/2023, Irrtümer vorbehalten)