Über den Großen Preis von Österreich kann vieles berichtet werden, eines sicher nicht: Langweilen musste sich beim Formel 1-Grand Prix in der Steiermark in diesem Jahr niemand. Während Jolyon Palmer und Kevin Magnussen die Werksrennwagen von Renault auf den Plätzen zwölf und 14 ins Ziel brachten, wurden Max Verstappen und Daniel Ricciardo bravourös Zweiter und Fünfter – der Motor ihrer Red Bull Racing-Boliden entspricht dem hybridisierten Sechszylinder-Turbo des Renault R.S.16.
Im Abschlusstraining hatten Palmer und Magnussen eher einen gebrauchten Samstag erwischt: Beide verpassten den Sprung in die zweite Qualifying-Runde und mussten den neunten Saisonlauf von den Startpositionen 17 und 20 aus in Angriff nehmen. Beide ließen für die Anfangsphase jeweils einen nagelneuen Satz der superweichen Slicks aufziehen, die jedoch nur zwölf beziehungsweise elf Runden hielten. Als nächstes kam die härteste der drei zur Verfügung stehenden Mischungen zum Einsatz, das Team plante mit einem extra langen mittleren Stint, der beide Fahrer nach vorne bringen sollte. Leider vergebens: Im 27. Umlauf verabschiedete sich der hintere rechte Pneu am Auto von Sebastian Vettel und der vierfache Weltmeister – der alle seine Titel dank Power von Renault errungen hat – drehte sich auf der Start-Ziel-Geraden in die Leitplanke. Was folgte, war eine längere Safety Car-Phase, die der Strategie von Renault F1 nicht in die Karten spielte.
„Das Führungsfahrzeug erwischte uns auf dem falschen Fuß“, erläuterte Fred Vasseur, der Renndirektor des französischen Werksteams. „Beim Restart ließen uns die auf frischeren Reifen rollenden Autos keine Chance. Erst gegen Rennende konnten wir entscheidende Plätze auch durch Ausfälle anderer Teilnehmer wieder gut machen.“
So fuhr Jolyon Palmer – übrigens der Sohn des ehemaligen Formel 1-Piloten Dr. Jonathan Palmer – noch bis auf die zwölfte Position vor. „Ich bin zufrieden mit meinem Rennen. Aus meiner Sicht war es eines meiner bisher besten. Mit etwas mehr Glück wäre uns sogar noch der Sprung in die Punkteränge geglückt, denn der Renault lief besser als beim vorherigen Grand Prix. Ich fühle mich in der Formel 1 immer wohler“, betonte der 25-jährige Brite.
Auf Kevin Magnussen – ebenfalls der Sprössling eines einstigen Grand Prix-Rennfahrers – kam noch weiteres Ungemach zu: Der Däne musste bei seinem letzten Boxenstopp eine Zeitstrafe absitzen, weil er sich zu engagiert gegen einen Angriff gewehrt hatte. „Das geht in Ordnung“, gestand der 23-Jährige. „Ich habe meine Linie tatsächlich mehr als einmal gewechselt – allerdings wusste ich auch nicht, auf welcher Seite Nico Hülkenberg überholen wollte. Am Ende haben wir es mit beiden Autos ins Ziel geschafft, das können heute nicht viele Teams von sich behaupten. Jetzt blicke ich Silverstone entgegen, für mich und das Team so etwas wie unser Heimspiel.“
An der Spitze schnupperte ein
Motor aus Viry-Châtillon Führungsluft
Auch am vorderen Ende des Feldes mischten zwei Formel 1-Aggregate aus dem Motoren-Workshop von Renault F1 in Viry-Châtillon mit: Am Steuer ihrer Red Bull Racing RB12 waren Daniel Ricciardo und der gerade mal 18 Jahre alte Spanien-Sieger Max Verstappen von den Rängen fünf und acht in den Österreich-Grand Prix gestartet – allerdings auf den mittelweichen Pneus von Pirelli. Während der Australier auf den ersten Metern einige Plätze einbüßte, arbeitete sich der unerschrockene Youngster schnell in die Top drei vor und behauptete die Position nach dem Vettel-Abflug während des Mittelteils. Als in Runde 54 Lewis Hamilton als Zweitplatzierter zur Box abbog und nur einen Umlauf später mit Nico Rosberg auch der Führende neue Reifen ausfasste, rückte der blutjunge Niederländer sogar bis an die Spitze vor.
Aber die Freude währte nur kurz: Als das in einen innigen Kampf um den Sieg verstrickte Silberpfeil-Duo wenig später von hinten herangeflogen kam, hatte der auf reichlich strapazierten Slicks rollende Verstappen dem nicht viel entgegen zu setzen. Erst als Rosberg und Hamilton in der letzten Runde kollidierten und der Bolide des Deutschen sich nur noch in Schleichfahrt um den Kurs schleppte, schlug die Stunde des Teenies – er sicherte sich kurz vor der Ziellinie den zweiten Platz. Teamkollege Ricciardo wurde Fünfter.
Was glauben Sie: Gelingt Renault F1 beim Großen Preis von Großbritannien in Silverstone der Sprung in die Punkteränge?
(Stand 07/2016, Irrtümer vorbehalten)