„Alte Liebe rostet nicht“, weiß der Volksmund. Wie recht er doch hat! Ein besonders eindrucksvolles Beispiel hierfür bietet die Beziehung, die viele Portugiesen zu einem ganz besonderen automobilen Klassiker pflegen: dem Renault 4. Das kleine Raumwunder erblickte 1961 das Licht der Autowelt. Und noch heute, 56 Jahre später, trifft der aufmerksame Beobachter auf Portugals Straßen auf zahlreiche äußerst gut erhaltene R4, die im Alltag nach wie vor treue Dienste leisten. Hier, am Südzipfel Europas, werden die R4 gehegt und gepflegt, tragen stolz ihre chromblitzenden Stoßstangen sowie teils quietschbunte Farben der 1970er Jahre zur Schau, trotzen Sonne und salzhaltiger Meeresluft. Wir waren unterwegs zwischen Faro und dem „Ende der Welt“ bei Sagres – und an gefühlt jeder zweiten Ecke erwarteten uns bereits zwei knuffige Rundscheinwerfer…
Spätestens seit Udo Jürgens wissen wir, dass das Leben erst jenseits der 60 so richtig beginnt. Au contraire: In Portugal startet der zweite Frühling für so manch kleinen Franzosen bereits etwas früher, obwohl er auf seinem charakteristischen Blechbuckel „nur“ knapp 60 Lenze mit sich herumträgt. Die Rede ist vom Renault 4, der unter dem Kürzel R4 Weltruhm erlangte und für viele Autofahrer schon immer so viel mehr war als bloß ein Automobil. Er war stilprägende Ikone der Hippie-Zeit, Freiheit auf Rädern und Aufbruch zu neuen Ufern für eine ganze Generation. Der R4 blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Eine Geschichte, die noch lange nicht zu Ende ist.
Das ewige Leben:
R4 als Kultmobil in Portugal
Denn bei den Portugiesen genießt der R4 nach wie vor Kultstatus. Das wird spätestens nach einem Trip von der Algarve bis zur Westküste inklusive eines Abstechers ins sattgrüne Hinterland der Republik klar. Ob in größeren Städten wie Faro und Lagos, in kleinen Bergdörfern, an malerischen Sandstränden oder vor der Kulisse des ebenso schroffen wie faszinierenden „Cabo de São Vicente“ – das wegen seiner geografischen Lage am südwestlichsten Zipfel Europas gerne als „Ende der Welt“ bezeichnet wird: Der R4, der hier den Spitznamen „Quatro Latas“1 – zu Deutsch „Vier Dosen“ – trägt, ist überall.
Auch im hohen Autoalter pendelt der französische Oldtimer noch quietschfidel zwischen Arbeitsplatz, Strand, Supermarkt und Snackbar hin und her. Und er wird geliebt. Davon zeugt die zumeist penible Pflege, mit der die Portugiesen dem R4 für seine treuen Dienste Tribut zollen. Freilich hat das eine oder andere Exemplar nach nahezu sechs Jahrzehnten auch etwas Patina angesetzt – was die Freude aber in keinster Weise trübt. Im Gegenteil: Dies vermittelt einen besonders authentischen Eindruck von den bewegten Epochen, die diese automobilen Zeitzeugen bereits durchlebt haben.
Rund 1.000 R4 beim
französischen Kulttreffen
Eine aktive Clubszene huldigt dem R4 mit regelmäßigen Treffen. In Frankreich, dem Heimatland des Klassikers, lockte in diesem Jahr die sechste Ausgabe des 4L INTERNATIONAL rund 1.000 R4-Besitzer und abertausende Fans auf das Gelände der Circuits du Val de Loire südöstlich von Le Mans. Die Anhänger des kultigen Kleinwagens, der bei unseren französischen Nachbarn unter dem Kürzel 4L bekannt ist, feierten ein ganzes Wochenende lang. Inklusive Camping, Offroad-Parcours und großer R4-Parade. Dabei durften natürlich zahlreiche exotische Exemplare und außergewöhnliche Umbauten nicht fehlen.
„Alte Liebe rostet nicht“, im besten Fall wächst sie sogar mit der Zeit. Salut, 4L! Auf die nächsten 60 Jahre.
Welche Erinnerungen verbinden Sie mit dem R4?
1 Quelle: www.auto.sapo.pt
(Stand 09/2017, Irrtümer vorbehalten)