Als noch unbekannter Street Art-Künstler verzierte Jérôme Mesnager in den 1990er-Jahren die damalige Renault Zentrale mit quirligen Figuren, die an der Fassade hochkletterten. Das Gebäude ist mittlerweile längst im Ruhestand – und bot jetzt eine stilvolle Ausstellungsfläche für eine Neuauflage der berühmten „Männer in Weiß“ von Mesnager.
Mal gespenstisch, mal athletisch, mal tieftraurig, mal juchzend und tanzend – die scheinbar nur aus losen Gliedmaßen bestehenden „Männer in Weiß“, die Jérôme Mesnager mit unvergleichlicher Ausdruckskraft auf öffentliche Wände malt, können jede menschliche Emotion treffend verkörpern.
Längst gelten die lebhaften Figuren als Markenzeichen des 1961 geborenen Street Art-Künstlers. Das war nicht immer so. In den 1990ern stand Mesnager noch ganz am Anfang seiner Karriere, bis Renault ihm eine riesige Chance bot und zum Durchbruch verhalf. Auf der Fassade des stillgelegten historischen Renault Werks Billancourt auf der Île Seguin durften sich seine „Männer in Weiß“ und er selbst so richtig austoben. „Tagsüber malte ich meine Figuren, begleitet von Musikern. Es herrschte eine großartige Atmosphäre. Wir hatten diesen gigantischen Raum, die Teststrecke und die Lackiererei ganz zu unserer Verfügung“, erinnert sich Mesnager.
40 Jahre später kehrt der Künstler mit einem spannenden Projekt zurück: Anlässlich der European Heritage Days im September – die 2023 ebenso wie das damalige Werk ihr 40-jähriges Jubiläum feierten – verwandelte er wieder ein Gebäude in ein Kunstwerk. Als „Leinwand“ diente diesmal das Bâtiment X (Gebäude 10), heute nach Pierre Dreyfus, dem langjährigen Markenchef und späteren Industrieminister benannt.
Die „Männer in Weiß“ beleben einen früheren Ort der Arbeit neu
Das nüchterne, aber elegante Gebäude aus hellem Backstein gilt als Wiege des Weltunternehmens. Dort hangeln jetzt neue „Weiße Männer“ an der Nordfassade des früheren Hauptsitzes, hocken sich auf Fensterbänke, tanzen miteinander oder machen es sich auf einem Fries bequem. Zwei weitere weiße Silhouetten tauchen in den Rundungen am Westgiebel auf. „Die blaue Grundfarbe erinnert an die blauen Overalls der Arbeiter und die Gliedmaßen der ‚Männer in Weiß‘ sind die imaginären Zeiger der Werksuhren, die früher diesen Platz ausfüllten“, interpretiert der Künstler.
Parallel zu Mesnagers neuen „Männern in Weiß“ stellte die Fotografin Hélène Bozzi in Boulogne-Billancourt eine Bilderserie der Kunstwerke aus, mit denen Mesnager die stillgelegten Gebäude auf der Île Seguin verziert hatte.
Street Art und Renault – das passt zusammen
Für Renault ist Street Art eine sehr naheliegende Kunstrichtung: „Renault ist naturgemäß auf der Straße präsent und teilt mit der Straßenkunst nicht nur einen gemeinsamen Raum, sondern auch Kreativität, Popularität, technisches Können und eine Vorliebe für Herausforderungen“, erklärt Catherine Gros, als Direktorin der Renault Stiftung verantwortlich für die großen Projekte der Gruppe in den Bereichen Kunst, Kulturerbe und Sponsoring.
Kunstsammlung von Renault schlägt Brücke über die Jahrhunderte
Mesnagers blaue Medaillons in der Westfassade des Bâtiment X werden künftig in die Renault Art Collection aufgenommen. Die Kunstsammlung geht auf die 1930er-Jahre zurück, als der Fotograf Robert Doisneau (1912 – 1994) für die Marke arbeitete. Sie spiegelt den Wandel der Epochen ebenso wie die Geschichte des Unternehmens wider. Zur Sammlung gehören Werke des Malers Victor Vasarely (1906 – 1997), der 1972 das Renault Logo neu gestaltete, sowie von Bildhauern der Nouveaux Réalistes wie Arman (1928 – 2005) und Jean Tinguely (1925 – 1991), die direkt in den Werkstätten mit den Teams und Materialien des Unternehmens arbeiteten.
(Stand 10/2023, Irrtümer vorbehalten)