Platz fünf bei Nicos Heimspiel

  • Renault hat Rang vier in Konstrukteurs-WM gefestigt

Für Nico Hülkenberg war der Große Preis von Deutschland ein Heimspiel nach Maß: Die Zuschauertribünen rappelvoll bis unter die Dachkanten, ein mit reichlich Dramen gespicktes Rennen bei wechselhaftem Wetter und das beste Ergebnis, das der Emmericher bis dato gemeinsam mit Renault einfahren konnte – für den ganz großen Erfolg blieb es am Ende aber doch zu trocken.

Tatsächlich begann der vorerst letzte Formel 1-Grand Prix von Hockenheim bei schönstem Sommerwetter, und schon beim Start räuberte sich der 30-Jährige mit seinem Renault R.S.18 um eine Position an Romain Grosjean vorbei auf Rang sechs nach vorne – ein Platz, den er so lange verteidigen konnte, bis von hinten Titelverteidiger Lewis Hamilton bei seiner Aufholjagd an ihm vorbeidrängte. „Der erste Teil des Rennens war jetzt nicht so spannend“, räumte Hülkenberg ein. „Aber danach ging es ganz gut zur Sache…“

In Runde 18 kam der Deutsche zum ersten Mal an die Box und tauschte seine ultraweichen Gebrauchtreifen gegen neue Pirelli-Pneus mit mittelweicher Mischung. Das Rennen war gut eine Stunde alt, da änderten sich plötzlich die Vorzeichen: Im Bereich der Spitzkehre setzte Regen ein – und schon überschlugen sich die Ereignisse. Autos verpassten ihren Bremspunkt, einige fuhren über die Grünflächen, an den Strategieständen entlang der Boxenmauer rauchten die Köpfe: welche Reifentaktik wählen?

Renault Sport F1 entschied sich für eine mutige Wahl und rief Nico Hülkenberg in Runde 51 herein, um seinen gelb-schwarzen Hybrid-Rennwagen auf Intermediate-Reifen für gemischte Bedingungen zu stellen: Würden die Niederschläge zunehmen, könnte sich dies als der perfekte Schachzug entpuppen. Andere blieben ihren profillosen Pneus treu, doch die Bedingungen wurden nicht einfacher: Zunächst war nur das dritte Viertel der Strecke wirklich nass, der Rest trocken – nicht genug für Regenreifen. Offenbar stand nur eine einzige Regenwolke über dem Hockenheimring. Die aber wanderte…

Als sich bereits abzuzeichnen drohte, dass ein Verbleib auf den Slicks doch der bessere Trick gewesen sein könnte, passierte jedoch dies: Spitzenreiter und WM-Favorit Sebastian Vettel, der alle seine vier Weltmeistertitel dank Motoren-Power von Renault erobert hat, ließ sich im Motodrom von der inzwischen auch in diesem Bereich nassen Strecke überraschen. Souverän in Führung liegend, flog der Heppenheimer in der 52. von 67 Runden ab, das Aus für seine Hoffnungen auf einen ersten Sieg beim Heimrennen in Hockenheim. Das Safety-Car übernahm die Führungsarbeit.

Aus Sicht von Hülkenberg, inzwischen auf Platz fünf vorgerückt, eine glückliche Fügung: Da der erhoffte Wolkenbruch ausblieb, konnte er wieder ultrasofte Pneus aufziehen lassen, ohne durch den zusätzlichen Boxenstop eine Position zu verlieren – der Schlüssel für Platz fünf und zehn wichtige WM-Zähler. „Als der Regen begann, war es ganz schön schwierig, das Auto auf der Straße zu halten“, gestand der Le Mans-Sieger von 2015 später. „Doch ich mag diese Bedingungen und konnte davon auch profitieren. Von mir aus hätte es gerne noch verrückter zugehen können, aber wir nehmen es, wie es kommt und trafen immer die richtigen Entscheidungen. Wir haben für dieses Resultat hart gearbeitet. Zehn Zähler sind eine tolle Belohnung für das gesamte Team.“

Platz vier für Max Verstappen

Nicht ganz so optimal lief es für Carlos Sainz jr. im zweiten Renault R.S.18: Der 23 Jahre junge Spanier hatte es im Qualifying auf Startplatz acht geschafft. Auch im Rennen kämpfte der Sohn von Rallye-Legende Carlos Sainz zumeist in den Top 10. Ein Überholmanöver unter gelben Flaggen brachte ihm jedoch eine Zehnsekundenstrafe ein, die ihn im Ziel auf Rang zwölf zurückwarf – außerhalb der WM-Punkte. Als bester Fahrer mit einem Renault R.E.18-Hybridantrieb im Rücken reiste Max Verstappen aus Hockenheim ab: Vor zahlreichen eigenen Fans hatte sich der Niederländer mit einer ähnlich mutigen Reifenstrategie wie Nico Hülkenberg Platz vier erkämpft.

Elf Grands Prix sind gefahren, zehn weitere stehen in der aktuellen Saison noch aus – und Renault Sport F1 liegt in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft mit 80 Punkten wie erhofft auf Rang vier. Doch so eng, wie es hinter den drei Topteams zwischen Renault, Force India, Haas und McLaren derzeit zugeht, ist für eine spannende zweite Saisonhälfte gesorgt.

(Stand 07/2018, Irrtümer vorbehalten)

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