Formel 1: Pech beim Puszta-Grand Prix

  • Im Qualifying sorgte ein Gewitter für Spektakel

Chancen mit beiden Händen ergreifen, wenn sie sich bieten: Das gehört zu den Erfolgsrezepten in der Formel 1. Am Samstag ist dies Carlos Sainz jr. auf dem Hungaroring noch gut gelungen – im gewittrigen Qualifying eroberte er mit viel Geschick den fünften Startplatz. Der Renn-Sonntag verlief für den jungen Spanier beim Puszta-Grand Prix weniger optimal, er wurde Neunter und Teamkollege Nico Hülkenberg nur Zwölfter. Kurz gesagt: Der Große Preis von Ungarn erfreute sich zwar strahlenden Sonnenscheins, stand aber nur bedingt im Zeichen von Renault.

Was viel versprechend begann, erhielt schon in Kurve 1 – auf dem Grand Prix-Kurs vor den Toren von Budapest als notorischer Tatort von Kollisionen berüchtigt – einen ersten Dämpfer. „Ich hatte eigentlich einen guten Start erwischt, obwohl ich nur mit der mittelweichen Reifenmischung ins Rennen gegangen bin“, rekapitulierte der 23-jährige Sohn der Rallye-Legende Carlos Sainz. „Aber irgendwer hat mich angeschoben und ich büßte einige Positionen ein.“

Plätze zu verlieren, rächt sich auf der 4,381 Kilometer langen Naturrennstrecke aber leider besonders: Überholmöglichkeiten sind auf dem verwinkelten Puszta-Kurs rar gesät. Und als der Spanier in Runde 25 seinen einzigen Boxenstopp einlegte, erwies sich auch dies nicht als taktischer Glücksgriff: Sainz blieb anschließend im Überholverkehr stecken und verlor Zeit. Das hatte Folgen, denn als die beiden McLaren von Fernando Alonso und Stoffel Vandoorne – ebenfalls mit dem Renault R.E.18-Hybridmotor im Heck ihrer Boliden unterwegs – später zum Reifenwechsel abbogen, kehrten sie vor dem Iberer auf die Strecke zurück. Zwei Hindernisse mehr. Während Vandoorne später aufgeben musste, konnte sich Alonso (der seine beiden WM-Titel als Werksfahrer von Renault errungen hat) vor seinem Landsmann behaupten. Kommentar von Sainz: „Wir müssen uns in Ruhe anschauen, wie das zustande gekommen ist. Aber ich fürchte, wir hätten heute einige Dinge besser machen können…“

Nico Hülkenberg blies nach dem Ungarn-Grand Prix ins gleiche Horn. „Wir waren einfach nicht schnell genug – und das auf einer Strecke, von der wir gedacht hatten, dass sie uns liegen würde“, so der Emmericher. „Und wenn die Pace fehlt, wird es schwierig.“ Schon im Qualifying hatte der 30 Jahre alte Deutsche das Glück nicht auf seiner Seite: Ein Fehler im Tanksystem verhinderte, dass ihm auf regennasser Fahrbahn der Sprung in die Runde der besten Zehn gelang. Von Position 13 aus gestartet, sah der Wahl-Monegasse das Ziel auf Rang zwölf. Auch ein mutiger Strategiewechsel mit dem Umstieg auf die superweichen Pneus in Runde 51 von 70 brachte nicht mehr den erhofften Segen. Nico schnitt zwar anschließend durch das Feld wie das heiße Messer durch die Butter, der Sprung in die WM-Punkteränge blieb ihm aber verwehrt.

„Wir hätten das Potenzial gehabt, ein besseres Resultat einzufahren“, räumt Teamchef Cyril Abiteboul ein. „Wir waren beim Start in puncto Reifenstrategie zu konservativ unterwegs, auch die Balance der Rennwagen hat nicht optimal gepasst. Jetzt sehen wir hier auf dem Hungaroring zwei Testtagen entgegen, dabei werden wir ein komplexes Programm im Hinblick auf die zweite Saisonhälfte absolvieren. Aktuell liegen wir in diesem Jahr zwar auf Kurs, doch unsere Erwartungen sind höher. Wir müssen in allen Bereichen zulegen, um auch langfristig unsere ehrgeizigen Ziele zu erreichen.“

Bärenstarker Daniel Ricciardo rettet die Ehre von Renault mit Rang vier

Niemals aufgeben: auch dies ist ein Erfolgsrezept in der Formel 1 und vermutlich das Lebensmotto des australischen Strahlemanns Daniel Ricciardo. Startplatz zwölf war für den Red Bull Racing-Piloten nicht eben ein Qualifying-Traumergebnis, doch wer von „Down under“ kommt, kennt sich im Kampf nach oben offensichtlich aus. Mit eindrucksvollen Rundenzeiten arbeitete sich der 29-Jährige auf mittelweichen Pneus quer durch das Feld und überraschte dabei immer wieder mit ebenso mutig vorgetragenen wie erfolgreichen Überholattacken. Dies brachte ihn schnell bis auf die fünfte Position nach vorne – und als sich Valtteri Bottas im Duell mit Sebastian Vettel (der ebenfalls alle seine WM-Titel dank Power von Renault errungen hat) den Frontflügel demoliert hatte, kam es zum Showdown zwischen beiden. Beim ersten Angriff von Ricciardo in Kurve 1 wurde der Australier noch mit einem unschönen Rammstoß neben die Strecke befördert. Doch das Auto von Bottas war bereits so waidwund, dass jede weitere Verteidigung aussichtlos erschien. Attacke Nummer zwei führte kurz vor dem Ziel zum Ziel und auf Rang vier.

(Stand 07/2018, Irrtümer vorbehalten)

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