Drei Jahre ist es her, dass die Formel 1 zuletzt ein Gastspiel in Kanada absolviert hat – jetzt kehrt der Grand Prix-Tross auf den Straßenkurs der Île Notre-Dame in Montréal zurück. Das BWT Alpine F1 Team rechnet sich auf dem Circuit Gilles Villeneuve gute Chancen aus.
Nur eine Woche nach dem Großen Preis von Aserbaidschan in Baku hat der Formel 1-Zirkus den Sprung über den Atlantik geschafft und steht in der kanadischen Provinz Quebec bereit für den neunten Saisonlauf. Das französische Werksteam kann dem Nordamerika-Ausflug optimistisch entgegenfiebern, dies zeigt auch ein Blick in die Geschichtsbücher: 151 Grand Prix-Boliden mit einem F1-Motor von Renault gingen bislang beim Grand Prix von Kanada an den Start und haben dabei 433 WM-Punkte, neun schnellste Rennrunden und sechs Siege eingefahren – das kann sich sehen lassen.
Für europäische Zuschauer bietet der Große Preis von Kanada einen zeitlichen Vorteil: Das Qualifying beginnt am Samstagabend erst um 22 Uhr unserer Sommerzeit, für das Rennen stellen sich die schnellen Einsitzer am Sonntag um 20 Uhr auf – da bleibt tagsüber viel Raum, um das schöne Wetter bei einem Ausflug zu genießen.
Alpine F1 Team bringt weitere Entwicklungsstufen für den A522-Renault
„Zu allererst vorab: Es ist schön, endlich wieder zurück in Kanada zu sein!“, betont Formel 1-Fahrer Esteban Ocon. „Der Grand Prix auf dem Circuit Gilles Villeneuve gehört für uns zu den beliebteren Strecken im Kalender und es fühlt sich etwas so an, als wären wir schon ewig nicht mehr in Montréal gewesen. Der Kurs zeichnet sich durch enge Schikanen und lange Vollgas-Passagen aus – da unser Alpine A522-Renault in puncto Höchstgeschwindigkeit meist sehr gut abschneidet, sollte uns dies sehr entgegenkommen. Wir möchten so problemfrei wie möglich durch das bevorstehende Wochenende kommen, im Qualifying unsere Schnelligkeit unter Beweis stellen und am Sonntag möglichst viele WM-Punkte mit nach Hause nehmen.“
„Der topfebene Stadtkurs von Montréal birgt schon einige Besonderheiten“, betont Pat Frye, der Technikchef von BWT Alpine F1. „Als nicht-permanente Rennstrecke dürfte er bei den freien Trainingssitzungen noch etwas schmutzig sein, doch das gibt sich erfahrungsgemäß recht schnell, sobald die Formel 1-Rennwagen ihre eigene Gummispur legen. Gegenüber dem vorherigen Grand Prix in Baku setzen wir auf eine etwas stärkere Wirkung der Aerodynamik mit einem höheren Abtriebsniveau, auch wenn die langen Geraden hohe Geschwindigkeiten zulassen. Im Blick behalten wir auf jeden Fall die Bremsen, die in Montréal traditionell unter starker Belastung stehen.“
Fernando Alonso sieht im Reifenverschleiß einen entscheidenden Aspekt
Fernando Alonso denkt noch immer an das Rennen in Aserbaidschan: „Platz sieben ging als Resultat für mich in Ordnung“, so der zweifache Formel 1-Weltmeister, der bereits 2006 den Großen Preis von Kanada gewonnen hat und dem nur noch vier WM-Punkte fehlen, um die 2000er-Marke zu überspringen. „Wir haben das Beste aus der Gesamtsituation gemacht und dabei auch von Ausfällen unserer Gegner profitiert. Insgesamt müssen wir aber unser Auto noch besser verstehen – zum Beispiel, warum es sich von Freitag bis Sonntag so unterschiedlich zeigt. Das sogenannte ,Bouncing‘, also die schnellen Auf- und Abwärtsbewegungen der Rennwagen bei hohen Geschwindigkeiten, haben wir vergleichsweise gut im Griff. In Baku konnten wir uns mehr auf das Management des Reifenverschleißes konzentrieren. Dabei hatten wir besonders die hinteren Pneus im Blick, die sich von Rennstrecke zu Rennstrecke anders verhalten.“
(Stand 6/2022, Irrtümer vorbehalten)