Es war ein fettes Ausrufezeichen, das Renault auf der Île Notre-Dame im malerischen Montréal gesetzt hat: Daniel Ricciardo auf Platz sechs, Nico Hülkenberg direkt dahinter Siebter und 14 WM-Punkte im Sack – der Große Preis von Kanada soll für das französische Werksteam den Wendepunkt markieren. Nach sieben von 21 Formel 1-Saisonläufen starten die Schwarz-Gelben mit neuem Mut ins zweite Drittel des Grand Prix-Jahres. In der Konstrukteurswertung gelang Renault F1 ein mächtiger Satz vom achten auf den fünften Rang.
„Endlich hat einmal alles gepasst und wir konnten das Potenzial unseres Renault R.S. 19 ausspielen“, freute sich Nico Hülkenberg nach 70 Runden auf dem anstrengenden Stadtkurs inmitten des Sankt-Lorenz-Stroms. Tatsächlich war der Erfolg nicht geschenkt, sondern das Ergebnis harter Arbeit. Der Hybridmotor hat einen deutlichen Sprung nach vorne gemacht, für das kommende Rennen im südfranzösischen Le Castellet will auch die Chassis-Seite weitere Kohlen nachlegen – nach einem schwierigen Sart in die laufende Saison scheint es so, als käme Renault jetzt richtig in Fahrt. Das zeichnete sich in Montréal bereits im Qualifying ab.
Dort war es vor allem der 29-jährige Ricciardo, der für Aufsehen sorgte: Der Australier eilte in 1:11,071 Minuten um den 4,361 Kilometer langen Circuit Gilles Villeneuve – Platz vier und zweite Startreihe, das konnte sich sehen lassen. „Beide Fahrer haben sich an diesem Wochenende nicht den kleinsten Fehler erlaubt, aber Daniels Qualifying-Runde war wirklich außergewöhnlich“, strahlte Team-Manager Cyril Abiteboul. „Er hat uns das Lachen zurückgebracht!“
Nico Hülkenberg freut sich über tolles Team-Ergebnis
Auch Hülkenberg ließ sich nicht lumpen und war mit 1:11,324 Minuten kaum langsamer. Er nahm das Rennen von Startplatz sieben auf, trickste auf den ersten Metern aber den silbernen Monoposto von Valtteri Bottas aus und kehrte als Sechster aus der ersten Runde zurück – ein starkes Stück. Danach behandelte der schnellste Mann von Emmerich seine gebrauchten Reifen wie pures Gold und hielt sie bis zum 16. Umlauf am Leben. Der späte Boxenstopp brachte ihn am Red Bull-Piloten Pierre Gasly vorbei. Nur Bottas, spät im Rennen auf frischen Pneus unterwegs, und Max Verstappen konnte er nicht halten. Das fröhliche Ende vom Lied: Rang sieben.
„Wir können mit diesem Wochenende zufrieden sein, wir haben ein tolles Team-Ergebnis erzielt“, so das Fazit des 31-jährigen Deutschen. „Ich war während des gesamten Rennens schnell, nur einmal musste ich etwas Tempo herausnehmen, damit das Auto nicht überhitzt. Nach drei oder vier Grands Prix, die aus verschiedenen Gründen nicht so gut für uns liefen, haben wir jetzt gezeigt, was wir können. Diesen Schwung müssen wir mitnehmen.“
„Mehr erreicht, als zu erwarten war“
Daniel Ricciardo, mit seinem breiten Grinsen ohnehin als stets gut gelaunter Strahlemann des Fahrerlagers bekannt, konnte sein Glück kaum fassen. „Ich habe alles gegeben, was in meiner Macht stand – mit Platz sechs und sieben haben wir mehr erreicht, als zu erwarten war“, so der Sunnyboy aus Perth, der auch von einer gelungen Boxenstopp-Strategie profitierte. „Zum ersten Mal in dieser Saison haben wir einen Grand Prix mit beiden Renault in den Punkterängen beendet, das ist definitiv ein gutes Zeichen und wir können darauf stolz sein. Aber wir verlieren jetzt auch nicht gleich die Bodenhaftung, sondern geben weiter Gas!“
Cyril Abiteboul bläst ins gleiche Horn. „Hier in Kanada haben wir so etwas wie die Blaupause von dem abgeliefert, was wir uns selbst für die Saison zum Ziel gesetzt haben – endlich konnten wir zeigen, dass wir dazu auch wirklich in der Lage sind“, so der Franzose. „Für uns ist es nach sieben von 21 Rennen so etwas wie ein Restart der Saison, wir blicken zuversichtlich nach vorne. Nach den Fortschritten, die uns mit dem Hybridantrieb gelungen sind, folgt in Le Castellet der zweite Schritt auf der Chassis-Seite.“
(Stand 06/2019, Irrtümer vorbehalten)