Der Deutschland-Grand Prix sollte sein persönlicher Feiertag werden: Zum zweiten Mal in Folge startete Nico Hülkenberg im gelb-schwarzen Renault R.S.19 aus den Top-ten. Die Fans auf den Tribünen erwarteten Großes von dem 32-jährigen Deutschen. Und Nico lieferte. Obwohl mehrere Regenschauer das Gesicht des Rennens immer wieder veränderten, lag der Emmericher konstant unter den ersten Fünf mit Blick nach vorn. Bis ein kleiner Ausrutscher große Folgen hatte.
Nach einer Woche der Hitzerekorde zogen ausgerechnet zum Großen Preis von Deutschland die Regenwolken in Richtung Hockenheim. Bei Wetterfröschen und Teamstrategen rauchten die Köpfe: Mit welchen Reifen starten, wann wechseln, wann geht der nächste Schauer nieder, wie lange dauert er, wie schnell trocknet die Strecke ab? Diese und noch viele weitere Fragen bestimmten die Szenarien, die die Rennställe für ihre Piloten durchrechneten. Ein kleines Stück dieser Rechenexempel musste gleich nach dem Start neu kalkuliert werden. Denn Nico Hülkenberg – im Qualifying exzellenter Neunter – machte beim Losfahren und innerhalb der ersten Rennrunden gleich vier Plätze gut und lag unangefochten auf Position fünf.
Während die Fahrbahn beim Start immerhin noch so nass war, dass die Rennleitung das Feld drei Runden hinter dem Safety Car bummeln ließ, trocknete die Strecke nun ab. Als sich ein Konkurrent von der Strecke drehte und das Führungsfahrzeug erneut ausrückte, nutzte Hülkenberg die Gelegenheit und ließ als Erster seine Regenreifen gegen Intermediates tauschen. Der richtige Schachzug, denn mindestens Platz fünf schien gesichert. Mit jedem Wetterumschwung schien es besser zu laufen: Mit perfekten strategischen Entscheidungen des Renault Werksrennstalls und einer fehlerfreien Fahrt des Deutschen rückte der Renault mit der Startnummer 27 zwischenzeitlich bis auf Rang zwei vor. Ins letzte Renndrittel ging Hülkenberg auf einem unangefochtenen vierten Platz, bis er in der Zielkurve etwas neben die Fahrbahn geriet. Die asphaltierte Auslaufzone, eigentlich perfekt zum Abfangen eines Autos, erwies sich im Nassen als pure Rutschbahn. Nicos Renault trudelte gegen die Begrenzungsmauer – das Ende eines viel versprechenden Rennens.
Für Renault F1 stand damit fest: Dieses Jahr würde es in Hockenheim keine WM-Zähler geben, denn Daniel Ricciardo im zweiten R.S.19 hatte sein Auto schon in Umlauf 14 mit gebrochenem Auspuff abgestellt.
„Das ist schwer zu verkraften. Sehr schade für mich, fürs Team und für Renault, denn sie hatten heute ein hervorragendes Ergebnis verdient“, bilanzierte Hülkenberg. „An solchen Tagen musst du es nach Hause bringen – dass es stattdessen so endete, ist besonders für die deutschen Fans bitter. Die Zielkurve war feucht und extrem schwierig zu fahren. Als das Auto ausbrach, kam ich auf den Asphalt neben der Strecke, aber das Auto verlangsamte kein bisschen.“
Teamkollege Daniel Ricciardo war nach seinem frühen Aus nicht minder enttäuscht: „Es war wohl ein Auspuffschaden. Ich sah viel Rauch im Rückspiegel und musste das Auto abstellen. Schade, denn ich habe mir den Rest des Rennens angesehen und es hätte bestimmt noch viel Spaß gemacht. Punkte lagen bei diesem chaotischen Rennverlauf sicherlich in Reichweite.“
Während Teamchef Cyril Abiteboul an der Nullrunde sichtlich zu kauen hatte, betonte er doch die positiven Erkenntnisse des Rennwochenendes: „Es war eine emotionale Achterbahnfahrt“, so der Franzose. „Mit brillanten strategischen Entscheidungen, einer tollen Crew und Nicos starker Darbietung kamen wir zwischenzeitlich bis auf Position zwei. In diesem aufregenden Rennen hätten wir gern bis zum Schluss mitgemischt. Jetzt haben wir Boden gegen unsere direkten Rivalen verloren, aber es gibt auch Positives. Wir möchten öfter aus eigener Kraft um solche Positionen kämpfen und wenden alle Kräfte auf, um ein noch besseres Auto zu bauen.“
(Stand 07/2019, Irrtümer vorbehalten)