Zugegeben, es ist ein sehr ambitioniertes Projekt, das sich Danny Kubasik zur Aufgabe gemacht hat: Er bringt den spektakulären Renault R.S. 01 auf die legendäre Nordschleife des Nürburgrings. Zuvor war der von Renault Designchef Laurens van den Acker persönlich gestaltete GT-Rennwagen vor allem in einem eigenen Markenpokal der Renault Sport Series an den Start gegangen – also bei typischen Sprintläufen. Auf dem Eifelkurs wird die auf rund 550 PS gedrosselte Flunder deutlich länger gefordert. Kubasik und seine Mitarbeiter von mcchip-dkr haben sich den 24-Stunden-Klassiker zum Ziel gesetzt.
Der Startschuss für das Projekt fiel im Oktober 2016 und damit kurz nachdem Renault Sport angekündigt hatte, eine sogenannte GT3-Version der faszinierenden Flunder anzubieten und ihr damit den Weg in den internationalen Rennsport zu ebnen. Das Potenzial, weltweit für Aufsehen zu sorgen, besitzt der R.S. 01 auf jeden Fall – dies beweist schon ein flüchtiger Blick auf die technischen Rahmendaten. Denn unter der entzückend geformten und an das Concept Car Renault DeZir angelehnten Karosserie, die aus Verbundwerkstoffen gefertigt wurde, verbirgt sich Motorsport-Technologie vom Allerfeinsten: Das Chassis basiert auf einem Kohlefaser-Monocoque des italienischen Formel-Spezialisten Dallara, auch der Heckmittelmotor und das dahinter angeflanschte, sequenziell schaltende Siebenganggetriebe sowie das Fahrwerkskonzept erinnern stark an einen Formel-Rennwagen. Als Markenpokal-Bolide brachte der R.S. 01 denn auch nur 1.145 Kilogramm auf die Waage – nicht schlecht für einen GT-Sportler, dessen 3,8 Liter großer Nismo-Sechszylinder dank Biturbo-Aufladung in diesem Umfeld gut 550 PS entwickelt. Für die Langstreckenmeisterschaft und das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring wird er auf rund 500 PS gedrosselt – noch immer genug, um das Ende der „Döttinger Höhe“ mit 270 km/h zu erreichen…
Kubasik und seine Kollegen nahmen das neue Projekt voller Ehrgeiz in Angriff, denn die nunmehr 90 Jahre alte Nordschleife – mit mehr als 20 Kilometern und 73 Kurven furchterregend lang – stellt an einen Rennwagen ganz andere Herausforderungen als zum Beispiel ein topfebener Grand Prix-Kurs. Die Berg-und-Tal-Bahn ist zum Teil recht wellig und besitzt Kuppen, auf denen die Boliden mit allen vier Rädern abheben. Entsprechend hoch sind auch die Belastungen für Fahrwerk, Reifen und Bremsen. Die Crew von mcchip-dkr nahm es sportlich: Da sie von der CAD-Konstruktion über Schweißarbeiten bis zur Fertigung von Spezialteilen vieles selbst anfertigen kann, war der Lerneffekt für alle Abteilungen des Tuningspezialisten enorm groß.
Die Nürburgring-Nordschleife
macht keine Gefangenen
Und nein: Es lief natürlich zu Beginn nicht reibungslos – wer dies ernsthaft erwartet hätte, kennt sich weder mit Motorsport noch mit der Nordschleife aus. Bei den ersten beiden Vierstundenrennen der Langstreckenmeisterschaft Nürburgring kam der Renault R.S. 01 GT3 des Teams GTronix360° nicht weit. Jedes Mal hatte ein Problem im Antriebsstrang die zügige Fahrt verhindert. Den Durchbruch brachte dafür das Qualifikationsrennen für den 24-Stunden-Klassiker: Der Mittelmotor-Renner funktionierte über die volle Sechsstundendistanz wie ein Uhrwerk. Was mit dem 29. Startplatz begann, endete für die Stammfahrer Heiko Hammel und Dieter Schmidtmann sowie den als Profi hinzugezogenen Dominik Schwager auf dem 16. Gesamtrang – ein hervorragendes Ergebnis angesichts der enormen Konkurrenzdichte des Teilnehmerfeldes.
Klar, dass die Equipe aus Mechernich bei Köln nun dem Saisonhöhepunkt entgegen fiebert: dem 24-Stunden-Rennen (25./28. Mai) auf der wohl schönsten, aber auch schwierigsten Rennstrecke der Welt. Wie groß die Herausforderung ist, wissen sie. Es ist eben ein sehr ambitioniertes Projekt, das sich Danny Kubasik da zur Aufgabe gemacht hat…
Auf welchen Rennstrecken würden Sie den Renault R.S. 01 auch gerne fahren sehen?
Bildquelle: Copyright mcchip-dkr.com.
(Stand 05/2017, Irrtümer vorbehalten)