Es wäre unfair zu behaupten, Budapest sei keine Reise wert. Tatsächlich lockt die Hauptstadt Ungarns jedes Jahr Millionen Touristen an, und in der Regel erleben sie in der 1,7-Millionen-Metropole an der Donau eine tolle Zeit. Das Renault Sport Formel 1-Team indes würde seinen Ausflug ins Land der Magyaren in dieser Saison lieber vergessen – denn viele WM-Punkte brachten die Franzosen nicht als Souvenir vom Hungaroring mit nach Hause.
Dabei hatte das Grand Prix-Wochenende eigentlich ganz gut begonnen: Nico Hülkenberg fuhr im Qualifying locker in die Runde der besten Zehn und setzte dort mit dem Renault R.S.17 die siebtschnellste Zeit, während die beiden Red Bull Racing-Piloten Max Verstappen und Daniel Ricciardo mit dem gleichen Sechszylinder-Hybridmotor im Heck ihrer Boliden die dritte Startreihe eroberten. Doch dann musste am Auto des Deutschen das Getriebe getauscht werden, was eine Zurückversetzung um fünf Plätze bedeutete. So reihte sich der Emmericher vor dem elften Saisonlauf noch hinter seinem Teamkollegen Jolyon Palmer und Esteban Ocon auf der zwölften Position ein.
Nach dem Start, bei dem es zu einem Kontakt mit dem Haas von Romain Grosjean kam, rückte Hülkenberg schon bald wieder auf. „Der Renault fühlte sich richtig gut an, ich konnte vorzeigbare Rundenzeiten setzen – so lange ich frei fahren durfte“, betonte der Le Mans-Sieger von 2015. „Aber auf dieser Strecke ist Überholen praktisch unmöglich, deswegen steckte ich zumeist hinter langsameren Konkurrenten im Verkehr fest.“
In Runde 45 stand für Hülkenberg der einzige Boxenstopp auf dem Programm – und der ging prompt schief. „Das war enttäuschend, denn wir haben in einem entscheidenden Moment des Rennens viel Zeit verloren“, berichtete der 29-Jährige, der dadurch wieder auf den zwölften Platz zurückfiel. Doch was noch schlimmer war: Er kam direkt hinter Kevin Magnussen auf die Strecke. Und der dänische Haas-Pilot schien wegen des Kontakts mit seinem Teamkollegen nach der ersten Kurve schlecht auf Hülkenberg zu sprechen zu sein – obwohl auch die Rennkommissare nach dem Studium der TV-Bilder keine Schuld des Niederrheiners erkennen konnten. Auf jeden Fall ließ sich Magnussen zu einem Revanchefoul hinreißen und schickte den Werksfahrer von Renault in Kurve zwei mit einem Rammstoß in die Wiese.
„Ich habe nichts gegen hartes Racing. Aber das war einfach rabiat und er ist dafür auch bestraft worden. Der Kerl hat einen Sprung in der Schüssel!“, ärgerte sich Hülkenberg, der danach seinen Rennwagen drei Runden vor dem Ziel beschädigt abstellen musste, während Palmer das Ziel als Zwölfter erreichte und damit auch keine Punkte einstreichen konnte.
Auch Max Verstappen und
Daniel Ricciardo ohne Glück
Die Fahrer von Red Bull Racing hatten in Budapest ebenfalls nicht viel zu lachen – obwohl sie durchaus konkurrenzfähig waren. Doch schon in Kurve zwei war das Rennen für Ricciardo beendet: Sein Teamkollege hatte sich verbremst und mit seinem rechten Vorderrad den seitlich platzierten Kühler des RB13 demoliert. Während der Australier aussteigen durfte, erhielt der Niederländer eine Zehnsekundenstrafe aufgebrummt. Mehr als Rang fünf war damit für den 19-Jährigen nicht mehr drin.
Und Toro Rosso? Immerhin werden die Monoposti des italienischen Team ja von dem gleichen Motor angetrieben, der auch die Renault R.S.17 befeuert. Carlos Sainz fuhr auf Rang sieben über die Ziellinie, nachdem er sich einen epischen Zweikampf mit seinem Landsmann Fernando Alonso geliefert hatte. Daniil Kvyat wurde Elfter.
Das Schlusswort geht an Cyril Abiteboul, den Geschäftsführer von Renault Sport F1: „Es hätte für uns hier in Ungarn ein vielversprechendes Wochenende werden können, deswegen enttäuscht das Resultat besonders. Schon beim Start haben wir es verpasst, Plätze gutzumachen, und mussten uns danach in eine Art Prozession einreihen, da Überholen kaum möglich ist. Nico war klar schneller als Jolyon, darum haben beide die Plätze getauscht. Ein Problem mit einem Schlagschrauber kostete Hülkenberg dann jede Chance auf WM-Punkte. Dennoch können wir ganz klar einen Aufwärtstrend erkennen, was sich ja auch im Qualifying gezeigt hat und sobald wir frei fahren konnten. Wir hoffen, dass wir dies in Spa-Francorchamps besser zeigen werden.“
Nach dem Foul an Nico Hülkenberg: War eine Fünfsekundenstrafe für Kevin Magnussen ausreichend?
(Stand 07/2017, Irrtümer vorbehalten)