Nach dem Rückschlag in China hat Renault beim Grand Prix von Russland die passende Antwort geliefert. Kevin Magnussen beschert dem Renault Sport Formel 1 Team die ersten sechs WM-Zähler, und auch Teamkollege Jolyon Palmer lieferte eine starke Vorstellung ab. Doch der Grund zur Freude sitzt viel tiefer: Harte Arbeit hat sich bezahlt gemacht und lässt auf die Rückkehr zu alter Stärke hoffen.
Zur Erinnerung: Renault startet 2016 erstmals seit 2009 wieder mit einem eigenen Werksteam in der Formel 1. Klar, dass zunächst ein großer Lernprozess auf dem Programm steht, verbunden mit viel Entwicklungsarbeit. Top-Platzierungen, die weitere Kapitel in der ruhmreichen Formel 1-Geschichte von Renault füllen werden, sind da vorläufig noch nicht zu erwarten. Selbst Rückschläge können nicht ausgeschlossen werden – wie zuletzt in Shanghai. Nachdem das Renault Sport Formel 1 Team in Melbourne ein beachtliches Debüt feierte und beim darauffolgenden Rennen in Bahrain nur knapp die Punkteränge verpasste, erlebte der Aufwärtstrend in China einen leichten Knick: Kevin Magnussen und Jolyon Palmer landeten mit ihren Renault R.S.16 nur im hinteren Teil des Feldes. Doch beide wussten, „dass es beim nächsten Rennen besser läuft.“ Ihr Wunsch sollte bereits in Sotschi in Erfüllung gehen.
Die beiden Youngster von Renault blieben cool
Die beiden Renault R.S.16-Fahrer starteten aus der neunten Reihe in den Großen Preis von Russland – Magnussen nahm das Rennen von Platz 17, Palmer von Rang 18 aus in Angriff. Seite an Seite gingen sie in die ersten Kurven, wo die beiden Youngster Coolness und Cleverness zugleich bewiesen: Während andere Piloten auf den ersten Metern reichlich Schrott produzierten, hielten sich die Werksfahrer von Renault aus Scharmützeln heraus. Schon aus der ersten Runde kehrten sie als Neunter und Zehnter zurück.
Nach der anschließenden Safety-Car-Phase blieb das Feld eng zusammen. Die frühen Boxenstopps in den Runden 16 bis 20 würfelten das Ranking durcheinander. Doch Magnussen, der wie Palmer von den supersoften auf die etwas härteren „Soft“-Reifen wechselte, kam mit der neuen Mischung sehr gut zurecht. In der Folge zeigte der Däne packende Überholmanöver und konnte sich zuletzt auf Rang sieben hinter Fernando Alonso, dem letzten Formel 1-Weltmeister von Renault, etablieren. Bis zum Schluss fuhr der 25-Jährige ein ungefährdetes Rennen und damit die ersten WM-Punkte für die französische Marke seit dem Wiedereinstieg in die Formel 1 mit einem eigenen Werksteam ein.
Die Punkte in Russland sind der Lohn des Tüchtigen
Jolyon Palmer holte mit Platz 13 zwar nichts Zählbares, blickte nach dem Auftritt in Sotschi aber hoffnungsvoll in die Zukunft: „Ich freue mich sehr über die ersten WM-Punkte für das Team. Das ist der Beleg für unsere stetige Weiterentwicklung – wir kommen mit dem Auto immer besser zurecht“, erklärte der Brite, der sich mit der Balance des Renault R.S.16 deutlich zufriedener zeigte. „Kevin hat heute gezeigt, was möglich ist, und Mut für die nächsten Rennen gemacht. Wir konnten an diesem Wochenende viel lernen und werden in den kommenden Wochen darauf aufbauen.“
Fréderic Vasseur, Renndirektor von Renault Sport Formel 1, wusste die Leistung seines jungen Schützlings einzuordnen: „Jolyon ging unter anderen Voraussetzungen ins Rennen und hat seinen Job trotzdem gut gemacht.“ Auch über seinen dänischen Punktesammler war der Franzose voll des Lobes: „Kevin ist einen sensationellen Grand Prix gefahren – mehr können wir uns von ihm nicht erhoffen.“ Die Erwartungshaltung vor dem Rennen war nicht groß, schließlich gelang der Erfolg „auf einer Strecke, die unserem Auto weniger liegt und auf der wir uns nicht sehr viel ausgerechnet haben.“ Doch dieser Triumph sei laut Vasseur auf die „unaufhörlich großartige Arbeit“ in den Workshops in Enstone und Viry sowie die „Entschlossenheit aller Team-Mitarbeiter“ zurückzuführen. Auch der Held des Tages wusste, bei wem er sich zu bedanken hat: „Wir konnten uns mit diesem Ergebnis für die harte Arbeit belohnen. Jeder einzelne im Team hat zu diesem Erfolg beigetragen“, freute sich Kevin Magnussen.
Beflügelt von diesem Erfolg startet Renault in zwei Wochen beim Grand Prix von Spanien in Barcelona. Dort wird das französische Formel 1-Team weitere Erfahrungswerte sammeln, um so schnell wie möglich wieder an den Glanz vergangener Tage anzuknüpfen. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg, doch mit harter Arbeit ist vieles möglich – so wie der unerwartete Entwicklungsschritt in Sotschi gezeigt hat.
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