Der Große Preis von Belgien war ein Grand Prix der Trauer: Am Samstag nach dem Formel 1-Qualifying hat der Renault Sport Academy-Junior Anthoine Hubert bei einem tragischen Unfall zu Beginn des Formel 2-Rennens sein Leben verloren. Angesichts dieses Dramas traten Platz acht und vier WM-Punkte für Nico Hülkenberg am Sonntag in den Hintergrund.
Der 22-jährige Hubert hatte sein großes Talent als amtierender GP3-Champion längst unter Beweis gestellt, in der Formel 2 fuhr er seine erste Saison für das Topteam BWT-Arden. Runde zwei in Spa-Francorchamps wurde ihm zum Verhängnis, als es in der schnellen Raidillon-Kurve zum Kontakt mit einem anderen Fahrzeug kam. Hubert rutschte in die Reifenstapel und drehte sich zurück auf die Strecke, wo ihm Juan Manuel Correa nicht mehr ausweichen konnte. Auch der Amerikaner zog sich schwere, aber nicht lebensbedrohliche Verletzungen zu. Das Fahrerlager des Ardennen-Kurses, die Zuschauer entlang der Strecke und die Fans daheim zeigten sich geschockt. Auch wenn Motorsport heute so sicher ist wie nie zuvor, er bleibt dennoch gefährlich – dies wurde allen Beteiligten auf schmerzliche Weise wieder bewusst.
Topergebnis im Qualifying
Auch darüber hinaus erlebte Renault auf der belgischen Berg- und Talbahn ein durchwachsenes Wochenende. Das Qualifying lief noch nach Plan: Daniel Ricciardo fuhr mit seinem gelb-schwarzen Renner die sechstschnellste Zeit heraus, sein Teamkollege Nico Hülkenberg – knapp eine Viertelsekunde langsamer – war Siebtschnellster. Das 44-Runden-Rennen nahmen beide von den Positionen zehn und zwölf in Angriff, da sie für den Einsatz neuer Antriebseinheiten nach hinten versetzt wurden. Die Folge: Sie gerieten beim Start in das für Spa so typische Gerangel in der ersten Spitzkehre, das dieses Mal von einem übermütigen Max Verstappen und einem unaufmerksamen Kimi Räikkönen ausgelöst worden war. Zum Leidwesen der zahlreichen Verstappen-Fans vor Ort musste der Niederländer seinen Boliden wenige Meter später in einem Reifenstapel abstellen.
Tumult in Kurve 1 warf beide Renault F1-Piloten zurück
Während Hülkenberg auf der Außenbahn fast anhalten musste, um einer Kollision aus dem Weg zu gehen, bekam Ricciardo einen Schubser von hinten, der den Unterboden seines Formel 1-Renners stark beschädigte. „Deswegen musste ich schon früh einen unplanmäßigen Stopp einlegen und dachte bereits, dass ich das Auto abstellen werde“, berichtet der Australier. „Aber wir haben die mittelweichen Reifen aufgezogen und weiter ging’s. Als die anderen zur Box kamen, rückte ich sogar bis in die Top 10 auf und malte mir bereits ein Punkteresultat aus. Am Ende konnte ich meine Position jedoch nicht mehr halten, obwohl ich alles gegeben habe. Alles in allem bin ich einfach nur froh, dass dieses Wochenende vorbei ist – die Nachrichten vom Samstag waren schwer zu verkraften.“
Auch Nico Hülkenberg warf der Unfall in der ersten Kurve zurück. „Mein Rennen war von Beginn an schwierig“, so der Emmericher, der sich mit mutiger Strategie trotzdem noch in die Punkteregionen vorkämpfen konnte. „Ich konnte nur mit Mühe einen Zusammenstoß vermeiden, das kostete mich aber einige Plätze. Im Mittelfeld ging es wie immer sehr eng zur Sache, ich musste anschließend hart kämpfen, um die Positionen wieder aufzuholen. Aber es zahlte sich für mich aus, dass ich kurz vor Rennende an der Box noch einmal neue Soft-Pneus abgeholt habe – und dann kam in den letzten Rennrunden noch etwas Glück dazu und ich rückte bis auf Rang acht vor. Vier WM-Punkte sind unter den gegebenen Umständen ein gutes Ergebnis.“
„Wir waren im Qualifying schnell, aber der von vornherein geplante Motorentausch brachte unsere beiden Fahrer in die Situation, Opfer der in Spa so häufig beim Start passierenden Zwischenfälle zu werden – und genauso ist es dann auch gekommen“, zeigte sich Renault F1-Teamchef Cyril Abiteboul selbstkritisch. „Nico ging dem Ärger aus dem Weg, indem er in der ,La Source‘ einen weiten Weg gefahren ist, dabei verlor er aber auch einige Plätze. Daniel wurde von hinten getroffen und musste vorzeitig an die Box, da wir einen Reifenschaden befürchteten. Dies warf ihn ans Ende des Feldes zurück. Weil er so perfekt mit seinen Pneus umgegangen ist, fuhr er mit dem zweiten Satz durch bis ins Ziel. Nico konnte viele Positionen wieder aufholen und hat wichtige Punkte erobert. Dieses Rennwochenende war aus verschiedenen Gründen sehr schwierig. Wir blicken nun Monza entgegen und hoffen, dort für unsere Konkurrenzfähigkeit stärker belohnt zu werden.“
(Stand 09/2019, Irrtümer vorbehalten)