Eigentlich ist es unmöglich, ein Formel E-Rennen vom 18. Startplatz aus zu gewinnen. Oder nach dem Wechsel eines gebrochenen Heckflügels und einem viel zu frühen Boxenstopp in der 17. von 45 Runden noch zu siegen. Doch genau das gelang Lucas di Grassi, dem Titelkonkurrenten von Renault e.dams Pilot Sébastien Buemi, im ePrix von Mexiko. Überhaupt war am vierten Formel E-Lauf der Saison 2016/2017 wenig normal. Bis darauf, dass Renault e.dams und Weltmeister Buemi weiterhin die Tabelle anführen.
36.000 Zuschauer auf den Tribünen des Autódromo Hermanos Rodriguez erlebten einen außergewöhnlichen Formel E-Renntag, an dem fast alles anders kam als erwartet. Unter strahlend blauem Himmel dominierte Sébastien Buemi im Spark-Renault SRT_01E mit der rein elektrischen Antriebseinheit Renault Z.E.16 die Trainingssitzungen. Im Qualifying kam der schnelle Schweizer dann allerdings nicht mit der rutschigen Strecke zurecht und musste sich mit Startplatz sieben zufriedengeben. Noch schlechter lief es für Teamkollege Nicolas Prost. Während der Franzose auf Zeitenjagd ging, unterbrach der Unfall eines anderen Piloten die Quali. Doch Startplatz 13 sollte Nico später noch Glück bringen…
Dabei ging es für den 35-Jährigen denkbar schlecht los: Im Getümmel der ersten Runde verlor er seinen Frontflügel und musste an der Box Ersatz holen. Zugleich kam das Safety Car heraus, damit die Strecke von Trümmern geräumt werden konnte. Kaum war das Rennen wieder freigegeben, kehrte das Safety Car zurück – der Brite Oliver Turvey war auf der Fahrbahn ausgerollt. Buemi war nun bereits Fünfter und setzte beim Restart den vor ihm liegenden Sam Bird unter Druck.
Buemi muss kreiselndem Gegner ausweichen
Gegen Rennmitte wechselten beide Renault e.dams Piloten an der Box planmäßig auf ihre „Zweitwagen“, die mit voll geladenen Batterien bereitstanden. Und wieder gab es wegen eines liegengebliebenen Gegners eine Saftey Car-Phase. Beim Restart attackierte Buemi mit dem kurzzeitig verfügbaren Extraschub des FanBoost auf der Zielgerade den Schweden Felix Rosenqvist. Das Manöver misslang, weil sich zeitgleich José Maria Lopez in dieser Kampfgruppe drehte. Um einen Unfall zu vermeiden, zwang Buemi sein Fahrzeug ebenfalls in einen Dreher und rutschte bis auf Position 16 zurück. Seine Aufholjagd führte nur noch auf Rang 13, dafür holte sich der 28-Jährige Champion die schnellste Rennrunde und damit einen Bonuspunkt.
„Als ich Rosenqvist überholte und Lopez sich vor uns drehte, war ich einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Damit war das Rennen praktisch gelaufen“, berichtet Sébastien Buemi. „Wir haben hier einiges vom Punktevorsprung eingebüßt. Aber das Glück wird sich auch wieder wenden. Mal sehen, was in Monaco geht.“
Während das Durcheinander den auf einer total azyklischen Strategie fahrenden di Grassi an die Spitze spülte, kämpfte sich auch Nico Prost im zweiten Renault weiter nach vorn. Trotz Kontakts in der Schlussphase erreichte er Platz fünf und festigte seinen dritten Rang in der Gesamtwertung. „Ich war in viele Zweikämpfe verwickelt und hatte alle Hände voll zu tun“, bilanziert Nico Prost sein ereignisreiches Rennen. „Mit meinem Resultat bin ich ganz zufrieden. Trotzdem müssen wir verstehen, warum es nicht so gut lief wie sonst. Ich freue mich jetzt unheimlich auf die nächsten beiden Rennen in Monaco und Paris.“
Renault e.dams führt mit 31 Zählern Vorsprung weiter die Teamwertung an, Sébastien Buemi ist mit fünf Punkten Vorsprung auf Mexiko-Sieger di Grassi der Tabellenfürer bei den Fahrern. Weiter geht’s mit der Formel E am 13. Mai in Monte Carlo.
Für die Formel E beginnt jetzt die Europa-Saison. Wen sehen Sie in Monaco vorn?