Na also, geht doch: Das Formel 1-Rennen in Malaysia war ein gutes für Renault. Nicht nur, dass Jolyon Palmer als Zehntplatzierter einen wichtigen WM-Punkt für das Werksteam von Renault einfuhr – Daniel Ricciardo und Max Verstappen holten sogar einen Doppelsieg. Im Heck ihrer Red Bull RB12 verrichtet ja ein Sechszylinder-Hybridmotor Dienst, der technisch mit dem Renault RE 16 von Palmer identisch ist…
Saisonrennen Nummer 16 begann mit einem mittleren Durcheinander: Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel, der alle seine Titel dank Power von Renault errungen hat, erwischte einen Bombenstart – und warf sich vielleicht etwas zu optimistisch in die erste Kurve des 5,543 Kilometer langen Sepang International Circuit. Dort traf der Heppenheimer jedoch auf seinen Landsmann Nico Rosberg, der etwas Vorsicht walten lassen wollte und früher auf der Bremse war. Das Ergebnis: Rosberg stand plötzlich entgegen der Fahrtrichtung, an Vettels Ferrari schielte das linke Vorderrad beleidigt nach links und der Große Preis von Malaysia hatte seinen ersten Aufreger. Es sollte nicht der letzte sein…
Auch am Formel 1-Werksteam von Renault ging der Schlamassel nicht spurlos vorüber: Kevin Magnussen hatte ebenfalls einen Schlag abbekommen und musste an die Box, bevor er den Grand Prix als Letzter fortsetzte – vergebens. In der 17. von 56 Runden musste der 23 Jahre junge Däne seinen R.S. 16 abstellen. Dagegen konnte Jolyon Palmer profitieren: Der Brite hielt sich aus allen Rempeleien heraus und katapultierte sich von Startplatz 19 auf Rang 14 nach vorne. Danach betätigte sich der 25-Jährige als Reifenflüsterer: Er kam mit einem Boxenstopp aus, den er in Runde 31 einlegte. Auch eine Gelbphase änderte etwas später daran nichts. Die Strategie ging auf: Ruhigen Blutes verteidigte Palmer in der tropischen Hitze seine zehnte Position und brachte den ersten WM-Punkt seiner Formel 1-Debütsaison ebenso sicher wie verdient heim.
An der Spitze des Feldes wechselten sich dafür Dramen und heiße Duelle ab. Nach dem Pech von WM-Tabellenführer Rosberg schien dessen Teamkollege Lewis Hamilton nach einer längeren Durststrecke ungefährdet seinem sechsten Sieg des Jahres entgegen zu segeln – damit würde der Titelverteidiger auch in der WM-Tabelle wieder den Sprung auf Platz eins schaffen. Doch der Brite musste noch einmal zum Reifenwechseln abbiegen und kämpfte entsprechend hart, um sich das hierfür notwendige Zeitpolster auf Daniel Ricciardo und Max Verstappen zu schaffen. Die beiden Red Bull-Piloten wiederum hatten sich in ein handfestes Duell um Rang zwei verstrickt, das sehr zur Freude des Publikums zwar Rad-an-Rad ausgetragen wurde, aber auch fair.
Runde 40 änderte alles.
Als zuerst leichte Qualmwolken, dann Flammen aus dem Heck des Mercedes von Hamilton schlugen, nahm der Große Preis eine überraschende Wende: Saftlos musste der amtierende Weltmeister seinen Silberpfeil ausrollen lassen und die beiden RB12 – in deren Heck ja der gleiche Sechszylinder-Hybridmotor Dienst verrichtet, der auch die Werksautos von Renault antreibt – übernahmen das Kommando. Im Formationsflug nutzten sie die von Hamilton ausgelöste Gelbphase für einen außerplanmäßigen Boxenstopp. Und da Ricciardo einen neuen Satz der superweichen Pirelli-Pneus aufziehen lassen konnte, wo für Verstappen nur noch gebrauchte Reifen übrig waren, konnte er nach der Freigabe des Rennens sofort einen kleinen Sicherheitsabstand herausfahren. Seinen ersten Saisonsieg ließ sich der sympathische Australier nicht mehr nehmen und zelebrierte bei der Siegerehrung einen Brauch seiner Heimat: Er trank den Champagner aus seinem Fahrerschuh – und zur tosenden Freude aller Zuschauer nötigte er auch seinen Teamchef Christian Horner sowie Max Verstappen und den Drittplatzierten Nico Rosberg zur gleichen Geste.
Der Doppelerfolg für die Energydrink-Piloten wirkte sich auch in der Konstrukteurstabelle aus: Mit den 43 Punkten aus Malaysia setzte sich Red Bull Racing weiter von Ferrari ab und festigte seinen zweiten Rang. So kann es weitergehen…
Schafft Red Bull Racing in dieser Saison noch einen dritten Laufsieg?