Es gibt sie, die wenigen Auserwählten. Diejenigen, die das Zeug zur Legende haben und sich mit außergewöhnlicher Performance, unverwechselbarem Design und ihrem einzigartigen Fahrzeugkonzept einen Platz im ewigen Auto-Olymp sichern. So wie der Clio Renault Sport V6, der ab 2000 die Sportwagenwelt mächtig durcheinanderwirbelte. Bis zu 187 kW/254 PS stark und 250 km/h schnell, eroberte der rasante Franzose mit Mittelmotor die Herzen von Sportwagen- und Motorsportfans im Sturm. Die Rennversion bescherte dem Publikum im Rahmen der Clio V6 Trophy packende Action.
Dieser Auftritt! Dieses Design! Pure Power gepaart mit französischem Charme. Größtmöglicher Will-haben-Faktor, keine Frage. Als der Clio Renault Sport V6 1998 auf dem Pariser Automobilsalon zunächst noch als Rennwagenstudie seine Weltpremiere feierte, hielten Sportwagenfans in ganz Europa den Atem an. Kein Wunder, schließlich bewies Renault mit dem Kraftzwerg viel Mut und zauberte aus dem beliebten Kleinwagen Clio – der über Frontmotor und Vorderradantrieb verfügte – einen veritablen Mittelmotor-Zweisitzer mit Heckantrieb und manuellem Sechsganggetriebe.
Quer hinter Fahrer- und Beifahrersitz pulsierte das drei Liter große V6-Herz dieses „Über-Clio“, den Renault in Zusammenarbeit mit der bekannten Rennwagenschmiede TWR (Tom Walkinshaw Racing) entwickelt hatte. Im Jahr 2000 erhörte die Marke das Flehen der Fans und brachte den Clio V6 in einer Kleinserie auf den Markt. Bis zum Produktionsende fünf Jahre später entstanden insgesamt 2.935 Exemplare1 der ersten und zweiten Generation – natürlich weitgehend in Handarbeit gefertigt. Wer einen der heiß begehrten und limitierten Clio V6 ergatterte, erfüllte sich zum Preis von 75.000 D-Mark2 einen exklusiven Sportwagentraum.
Power-Paket mit bis zu 254 PS
Der 24-Ventiler mobilisierte zunächst 166 kW/226 PS und 300 Nm maximales Drehmoment bei 3.750 U/min. Der Clio Renault Sport V6 – so lautete sein vollständiger Name – spurtete in nur 6,4 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und hetzte bei Bedarf nahezu unaufhörlich weiter. Vmax: 235 km/h. Damit avancierte der breitbackige Hecktriebler zum weltweit stärksten und schnellsten Serienfahrzeug auf Kleinwagenbasis.2 Doch es ging noch flotter: Die gründlich modifizierte zweite Generation warf ab 2002 sogar 187 kW/254 PS in die Waagschale. Hinzu kam ein modifiziertes Getriebe, das sich durch 20 Prozent kürzere Schaltwege auszeichnete. Dies ermöglichte ebenfalls eine noch rasantere Beschleunigung. Wer es drauf anlegte, durchbrach nun schon nach 5,8 Sekunden die 100-km/h-Schallmauer, der Vortrieb endete erst bei 250 km/h.3
Wie es sich für einen echten Racer gehört, spendierte Renault dem Clio Renault Sport V6 natürlich von Beginn an eine leistungsfähige Bremsanlage: Bereits in der ersten Generation nahmen AP-Vierkolben-Rennbremssättel die vier innenbelüfteten Bremsscheiben mit 330 Millimeter Durchmesser vorn respektive 300 Millimeter an der Hinterachse in die Zange. Kurzum: Fahrdynamisch raubte der Clio V6 selbst erfahrenen Piloten den Atem.
Eigenständiger Look mit breiten Backen und Aero-Anbauteilen
Atemberaubend war auch sein Design: Breit, stark, flach – drei Attribute, die den Clio V6 perfekt beschreiben. Die Power-Version kauerte 17,1 Zentimeter breiter und 6,6 Zentimeter flacher über der Straße als das Großserien-Pendant. Die Positionierung der Antriebseinheit hinter den Vordersitzen erforderte eine völlig neue Fahrzeugstruktur. Der Radstand wuchs im Vergleich zum „normalen“ Clio um 3,8 Zentimeter, die Spurweite vorn um 7,9, hinten gar um 11,5 Zentimeter. Die mit Spezialreifen der Dimension 205/50 ZR 17 vorne beziehungsweise 235/45 ZR 17 hinten bespannten Leichtmetallräder vom Typ OZ „Superturismo“ verbissen sich förmlich im Asphalt. Aerodynamisch optimierte Front- und Heckschürzen generierten zusätzlichen Anpressdruck. Der spezielle Tankverschluss, die beiden runden, mittig austretenden Auspuff-Endrohre aus Edelstahl sowie üppig dimensionierte Kühlluft-Öffnungen an der Front und in den Flanken rundeten den muskulösen Auftritt des Clio Renault Sport V6 ab.2
Der modifizierte Clio V6 der zweiten Generation setzte hier sogar noch mal einen drauf: Der Radstand legte um weitere 2,2 Zentimeter zu. Außerdem zeichnete sich diese Version durch einen größeren Nachlauf, den Querstabilisator an der Hinterachse sowie die um 16 Millimeter breitere Spurweite vorn aus.3
Fahrwerk mit Rennsport-Know-how
Sein niedriges Leergewicht von lediglich 1.475 Kilogramm war das Ergebnis durchdachter Leichtbaulösungen. So bestanden Kotflügel, die Türschweller sowie die Seitenteile der Karosserie aus Verbundwerkstoff. Querdynamisch stieß der Franzose in dieser Klasse in ganz neue Sphären vor. Mitverantwortlich hierfür war das neu entwickelte Fahrwerk: Es verfügte an der Vorderachse über McPherson-Federbeine sowie den von der Rennversion Clio Trophy übernommenen Querstabilisator, an der Hinterachsaufhängung kam eine exakt einstellbaren Mehrlenker-Konstruktion zum Einsatz.2
Weder quer- noch längsdynamisch ließ der Clio Renault Sport V6 also irgendwelche Wünsche offen. Gleichzeitig verwöhnte er seine beiden Insassen bereits am Werk mit einigem Komfort. Die Serienausstattung umfasste mit Leder und Alcantara bezogene Sitze und Innenverkleidungen, eine Klimaanlage, die sogenannte Sunprotect-Frontscheibe und getönte Seitenscheiben. Hinzu kamen elektrische Fensterheber, Servolenkung und Zentralverriegelung mit Fernbedienung sowie ein Audio-System mit 6-fach-CD-Wechsler.2 Für Kenner der Materie ertönte die einzig wahre Symphonie freilich nicht aus den sechs Lautsprecherboxen – stattdessen rockte direkt hinterm Rückenmark purer Heavy Metal die Bühne im Takt der sechs Töpfe. Ohne Filter extra.
Dass er durch und durch ein echter Racer ist, bewies der Clio Renault Sport V6 auch im Rahmen der gleichnamigen Markenpokal-Rennserie. Der Sechszylinder leistete im Renntrimm 210 kW/285 PS. Die Clio V6-Trophy startete in der Saison 2000 erstmals auch in Deutschland. Packende Rad-an-Rad-Duelle und munterer Lackaustausch gehörten hier fest zur Tagesordnung.
1 Quelle Autobild Clio V6: www.autobild.de.
2 Quelle: Renault Pressemitteilung PRP 40/01 vom 16.10.2001.
3 Quelle: Renault Pressemitteilung PRP 12/03 vom 28.04.2003.
(Stand 08/2018, Irrtümer vorbehalten)