Jubiläum für ein Kultauto: 1968 debütierte mit dem Renault 4 Plein Air ein Fahrzeug, das den Minimalismus auf die Spitze trieb und genau damit den Zeitgeist traf. Ohne festes Dach, Fenster und Türen bediente das tief ausgeschnittene Modell das Bedürfnis der Flower-Power-Bewegung nach großer Freiheit und entpuppte sich als idealer Gefährte für Sommer, Sonne und Strand. Der Frischluft-Vierer war bis 1971 im Programm und ist heute ein gesuchtes Sammlerstück.
Der Umbau des Renault 4 zum Cabrio erfolgte beim französischen Spezialisten Sinpar (Société Industrielle de Production et d’Adaptation Rhodanienne). Die der Régie Renault gehörende Firma aus Chassieu bei Lyon entfernte bei insgesamt 563 Renault 4 aus der Serienproduktion das Dach und die Türen. Als weitere Maßnahme erhielt das Frischluftmobil statt Einzelsitzen eine durchgehende Sitzbank auch vorne. Als rudimentäre Sicherheitsvorkehrung gegen das Herausfallen von Fahrer und Passagieren diente lediglich eine kunststoffumhüllte Kette, die die Plein Air Besitzer jedoch meistens aushängten.
Das Verdeck aus simplem, einlagigem Segeltuch eignete sich besser als Sonnenschirm, als dass es gegen Wind und Wetter schützte. Das Aufspannen des Textildachs mit Gestänge im Stil eines Sonnenschirms bedurfte Geschick und Geduld. Spätestens hier zeigte sich: Der Renault 4 Plein Air war in erster Linie für heiße Sommertage an der Côte d’Azur konzipiert.
Im Gegensatz zur Konkurrenz der Beach-Buggys vertraute der luftige Franzose wie alle Renault 4 auf Vorderradantrieb. Auch der 845-Kubikzentimeter-Benziner mit 26 PS nahm sich im Vergleich eher bescheiden aus. Seinem Besitzer garantierte der Renault 4 mit seinem Flair von Liberté und Savoir-vivre dennoch Exklusivität und einen großen Sympathiebonus.
Renault exportierte den charmanten Minimalisten nach Mexiko, Deutschland, Finnland, in die Niederlande, die Vereinigten Staaten, ins Vereinigte Königreich und nach Kanada. Dort chauffierten 20 Exemplare 1967 publikumswirksam die Besucher über das Gelände der Weltausstellung in Montreal.
Bereits 1971 kam das Aus für den Renault 4 Plein Air. Ein würdiger Nachfolger stand aber schon bereit: der nicht minder kompromisslose „Rodéo“ mit offener Kunststoffkarosse, ebenfalls auf Renault 4 Basis.