Die Schlacht um Baku war kurzweilig, aber auch von hohen Verlusten geprägt: Der Große Preis von Aserbaidschan endete für das Renault Sport F1-Team mit dem besten Ergebnis der noch jungen Formel 1-Saison 2018 und seit dem Comeback als Werksteam. Carlos Sainz fuhr in einem ereignisreichen Rennen vom zehnten Startplatz bis auf Rang fünf nach vorne.
Sein Teamkollege Nico Hülkenberg, als Neunter aus dem Qualifying hervorgegangen, hatte sogar Aussichten auf ein noch besseres Ergebnis – doch der Emmericher verlor in Runde elf seinen Renault R.S.18 aus der Kontrolle und musste aufgeben. Er hatte das Getümmel der Startphase, aus der mehrere Rennwagen – wenn überhaupt – mit schweren Blessuren zurückkehrten, geschickt für sich genutzt und war von Platz 14 in der Startaufstellung schnell bis auf die vierte Position nach vorne geeilt. Das erste Podiumsresultat für den schnellen Mann vom Niederrhein schien in Reichweite zu liegen. Doch dann rutschte Hülkenberg in Kurve vier mit der Hinterachse seines Renners in die Streckenbegrenzung und musste aufgeben.
„Diese Strecke hier ist ganz schön wild und verrückt, weil es so eng zugeht“, so der 30-Jährige Le Mans-Sieger von 2015. „Es ging eigentlich sehr gut los, aber dann habe ich das Heck verloren – wohl auch, weil überraschender Rückenwind hinzu kam.“
Für Sainz lief es deutlich besser. Der Spanier legte in Runde 15 von 51 seinen ersten Boxenstopp ein, da war er Vierter. Als im 40. Umlauf das Safety-Car auf der Strecke das Kommando übernahm, holte sich der 22-Jährige noch schnell einen Satz der ultraweichen Pirelli-Pneus, um beim Restart optimale Traktion zu haben. Rang fünf ist das zweitbeste Formel 1-Ergebnis für den Sohn des jeweils zweifachen Rallye-Weltmeisters und Dakar-Siegers Carlos Sainz Senior.
„Ein tolles Ergebnis für das Renault Sport F1-Team!“, jubelte Sainz junior. „Wie immer hier in Baku hat das Rennen echt Spaß gemacht, auch wenn die Grip-Verhältnisse sich als eher schwierig entpuppten. Mein erster Stint lief richtig gut, ich konnte beide Red Bull Racing-Autos auf der Strecke überholen. Mit den weichen Reifen war es am Ende schon schwieriger, ich musste um Platz fünf ziemlich hart kämpfen. Jetzt können wir der anbrechenden Europa-Saison ruhig entgegenblicken.“
Außer Spesen nichts gewesen für Red Bull Racing
Eine glatte Nullnummer war das Rennen auf dem 6003 Meter langen Stadtkurs durch die aserbaidschanische Hauptstadt für Red Bull Racing. Mit dem gleichen R.E.18-Hybridmotor im Heck ihrer Rennwagen, der auch den Renault R.S.18 antreibt, hielten sich Jos Verstappen und Daniel Ricciardo lange auf den Plätzen vier und fünf sowie die Zuschauer mit andauerndem Positionsgerangel bei Laune – Berührungen inklusive. In Runde 40 übertrieben es die beiden dann: Auf der Start- und Zielgeraden saugte sich der Australier im Windschatten an seinen 20 Jahre jungen Teamkollegen heran. Der ungestüme Niederländer versuchte, mit fortlaufenden Richtungswechseln die Attacke abzuwehren. Es kam, was kommen musste: ein klassischer Auffahrunfall, der beide aus der Wertung riss und die Safety-Car-Phase auslöste, die schließlich den Grand Prix vorentscheiden sollte.
Als Profiteur der überflüssigen Aktion gingen aber auch die beiden McLaren-Piloten Fernando Alonso und Stoffel Vandoorne hervor. Der Spanier – der seine beiden WM-Titel mit Renault errungen hat – musste bereits kurz nach dem Start einen außerplanmäßigen Boxenstopp einlegen, nachdem ihm der Williams von Sergei Sirotkin über den Frontflügel gefahren war. Da aber das Wort „Aufgeben“ im Sprachgebrauch des Asturier offensichtlich nicht existiert, kämpfte sich der 36-Jährige wieder nach vorn und wurde dafür noch mit dem siebten Platz belohnt. Sein niederländischer Teamkollege fuhr auf Rang neun. Das heißt: Mit der R.E.18-Antriebseinheit von Renault nahm McLaren acht wichtige WM-Zähler aus der Hafenstadt am Kaspischen Meer mit und konnte seine vierte Position in der Konstrukteurswertung verteidigen – nur noch einen Zähler vor dem Renault Sport F1-Team.
(Stand 04/2018, Irrtümer vorbehalten)