Hoch hinaus und tiefer Fall: In der Höhenlage von Mexiko-City hat die Formel 1 mal wieder bewiesen, wie nah Freud’ und Leid beieinander liegen können. Während Max Verstappen am Steuer seines Red Bull RB13 auch dank Hybrid-Power des Renault R.E.17-Sechszylinders den dritten Saisonsieg des modernen Aggregats einfuhr, mussten andere Partner der französischen Marke vorzeitig aufgeben – darunter auch die beiden Boliden des Werksteams von Renault.
So viel darf mit Fug und Recht behauptet werden: Der 20 Jahre junge Verstappen macht keine Gefangenen, sondern setzt mit unbekümmerter Konsequenz alle Karten auf Sieg. So auch am letzten Oktober-Sonntag auf dem 4,3 Kilometer kurzen Autódromo Hermanos Rodríguez. Aus der ersten Startreihe heraus nutzt der „Fliegende Holländer“ die gut 900 Meter lange Anfahrt bis zur Kurve 1, um sich aus dem Windschatten heraus neben den Pole-Position-Inhaber Sebastian Vettel zu setzen und über die Außenbahn ein mutiges Überholmanöver zu platzieren, das ihm trotz einer leichten Kollision die Führung einbringen sollte. Und da in seinem Rückspiegel auch noch Titelkandidat Lewis Hamilton unliebsame Bekanntschaft mit seinem deutschen Dauerrivalen machte, was für beide zu einem außerplanmäßigen Boxenstopp führte, war der Weg für den neuen Formel 1-Star frei: Verstappen kontrollierte den Rest des 66-Runden-Rennens fast nach Belieben. Obwohl er von seinem Team immer wieder ermahnt wurde, es doch etwas ruhiger angehen zu lassen, überquerte er die Ziellinie mit gut 20 Sekunden Vorsprung auf Valtteri Bottas. Überhaupt gelang es nur drei Kontrahenten, sich der Überrundung durch den Red Bull Racing-Mann zu entziehen, der sich über den dritten Grand Prix-Sieg seiner noch jungen Karriere freute.
Des Einen Freud’…
Nicht ganz so erfreulich verlief Mexiko-Grand Prix für andere Fahrer mit R.E.17-Power im Heck: Allein Frankreichs neue Formel 1-Hoffnung Pierre Gasly überstand die volle Renndistanz und wurde mit seinem Toro Rosso als 13. gewertet. Sowohl Daniel Ricciardo im zweiten Red Bull RB13 als auch der neuseeländische Grand Prix-Novize Brendon Hartley – immerhin Sieger der diesjährigen 24 Stunden von Le Mans – mussten ihre schnellen Einsitzer vorzeitig abstellen. Das gleiche Schicksal teilten auch die Werkspiloten von Renault. Neuzugang Carlos Sainz hatte gleich in Runde zwei einen High-Speed-Dreher hingelegt und seinen ersten Boxenstopp vorgezogen. Für ihn kam das Aus nach dem 59. Umlauf aufgrund eines Problems mit der Lenkung. Nico Hülkenberg kämpfte lange um die vierte Position, bis der Emmericher nach 24 Runden wegen eines Schadens am Energierückgewinnungssystem aufgeben musste.
„Mangelnde Zuverlässigkeit ist auch weiterhin eine Schwachstelle“, räumt Cyril Abiteboul ein, der Technische Direktor von Renault Sport F1. „Es geht immer darum, Performance zu finden, ohne die Standfestigkeit zu kompromittieren. An diesem Wochenende waren wir schnell, wie die Qualifying-Ergebnisse gezeigt haben, aber die Balance mit der Haltbarkeit hat nicht gepasst. Der Sieg von Max Verstappen hat gezeigt, welches Potenzial unser Motor besitzt. Dies motiviert uns für die beiden noch kommenden Rennen.“
Brasilien und Abu Dhabi: Welchen dieser beiden Grands Prix kann der Renault R.E.17-Sechszylinder bis zum Saisonende am ehesten gewinnen?