Starker Einstand von Carlos Sainz

  • Formel 1 in Texas

Die Hauptstadt des US-Bundesstaats Texas war für das Renault F1 Team eine Reise wert: Carlos Sainz gab als Siebtplatzierter einen überzeugenden Einstand am Steuer des R.S.17 und Max Verstappen – dessen Red Bull-Bolide vom gleichen Turbo-Sechszylinder-Hybridmotor angetrieben wird – sorgte mit einer frechen Attacke in der letzten Runde für das Überholmanöver des Rennens. Auch wenn die Sportkommissare dies später anders sahen…

Doch bleiben wir zuerst beim Werksteam von Renault, das ein neues Gesicht in seinen Reihen begrüßen durfte: Carlos Sainz junior, Sohn des zweifachen Rallye-Weltmeisters gleichen Namens, feierte seine Premiere im gelb-schwarzen Formel 1-Rennwagen aus Enstone. Der Wechsel fiel dem bisherigen Toro Rosso-Piloten leichter als gedacht, denn zumindest die Antriebseinheit in seinem Rücken blieb die gleiche: In beiden Monoposti verrichtet der 1,6 Liter große Renault R.E.17-Sechszylinder mit Hybridtechnologie Dienst.

Sainz bewies auf Anhieb, warum er als eines der größten Talente im Grand Prix-Sport gehandelt wird – auch wenn es noch zu keinem echten Kräftemessen mit seinem neuen deutschen Teamkollegen Nico Hülkenberg kam: Der Emmericher schaffte im Qualifying zwar mit Leichtigkeit den Sprung in das Segment der besten 15, verzichtete dort jedoch auf eine schnelle Runde. Weil er für den Einsatz neuer Motorkomponenten in der Startaufstellung für den Großen Preis der USA um 20 Startplätze zurückversetzt werden würde, machten zusätzliche Kilometer keinen Sinn. Tatsächlich ging der Le Mans-Sieger von 2015 dann auch als 18. ins Rennen, während Sainz die siebte Position bezog.

Der „Circuit of the Americas“ brachte Hülkenberg auch am Sonntag kein Glück: Nach nur drei Runden stellte er sein Arbeitsgerät vorzeitig ab, nachdem der Öldruck in den Keller gefallen war. Sainz hingegen fühlte sich offensichtlich von Beginn an wie daheim: „Ich habe das Rennen wirklich genossen“, strahlte der 23-Jährige anschließend. „Mit jeder einzelnen Runde habe ich mehr Vertrauen ins Auto gefunden und konnte immer stärker attackieren.“

Tatsächlich lieferte sich der Madrilene herzergreifende Duelle mit den beiden Force India – erfolgreich. Nach 56 Runden hatte er das Auto von Sergio Perez abgehängt, nur Esteban Ocon wiederstand seinen Angriffen mit Mühe und Not. Lohn der Mühe: Rang sieben und sechs WM-Punkte.

Ein Ergebnis, mit dem Cyril Abiteboul aus Sicht des Teams nur teilweise zufrieden war. „Carlos hat ein tolles Debüt gefeiert und sich während des gesamten Wochenendes keinen einzigen Fehler erlaubt. Er fuhr ein ebenso aggressives wie intelligentes Rennen und hat seine brillante Fahrzeugbeherrschung unter Beweis gestellt“, so der geschäftsführende Direktor des Renault F1 Teams. „Der Ausfall von Nico Hülkenberg aber kostete uns wertvolle WM-Punkte. Wir untersuchen nun den Fehler an seinem Motor, der – so sieht es aktuell aus – noch intakt ist.“

Max Verstappen nimmt keine Gefangenen – auch nicht in Texas

Was mit dem Renault R.S.17 möglich ist, stellte einmal mehr Max Verstappen unter Beweis. Der 20 Jahre junge Frechdachs aus Holland zeigte erneut wenig Respekt vor großen Namen, wie dieses Mal Kimi Räikkönen erfahren musste. Als der Red Bull Racing-Pilot in den letzten Runden des Rennens im Rückspiegel des Finnen auftauchte, um dem Ferrari-Star noch den dritten Rang und damit die letzte Stufe des Podiums streitig zu machen, half auch die Schützenhilfe von dessen Teamkollegen Sebastian Vettel nicht. Mit einem wohl kalkulierten Angriff in der letzten Rechtskurve des Kurses presste sich Verstappen innen am „Iceman“ vorbei – zur großen Freude des Publikums.

Weniger Gefallen an dieser Aktion fanden allerdings die Rennkommissare: Weil der Niederländer bei seiner Attacke gleich mit allen vier Rädern die Strecke auf der Innenseite verlassen hatte, brummten sie ihm noch schnell eine Fünfsekundenstrafe auf – und perdü war Rang drei wieder. Ob die Offiziellen dem Rennsport mit dieser kleinlichen Betrachtungsweise einen Gefallen getan haben, darf allerdings bezweifelt werden…

Sollen die Formel 1-Sportkommissare bei ihrer strengen Regelauslegung, so wie in der Causa Verstappen in Austin demonstriert, bleiben?

(Stand 10/2017, Irrtümer vorbehalten)

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