So was hatte die Welt noch nicht gesehen: ein Rennen vor der weltberühmten Wolkenkratzer-Kulisse von Manhattan. Mit dem Doppellauf in New York schrieb die FIA Formel E-Meisterschaft einmal mehr Motorsportgeschichte. Die als Titelverteidiger und Tabellenführer angereiste Mannschaft von Renault e.dams punktete bei beiden Läufen in der US-Metropole doppelt – und das, obwohl der Superstar im Team fehlte.
Weltmeister Sébastien Buemi musste ausgerechnet das Highlight der dritten Formel E-Saison auslassen, denn der schnelle Schweizer ist auch in anderen Rennserien ein gefragter Mann und startete am selben Wochenende beim deutschen Lauf zur Langstrecken-Weltmeisterschaft. Renault e.dams machte aus der Not eine Tugend und vertraute den Renault Z.E.16 stattdessen dem jungen Franzosen Pierre Gasly an. Der amtierende Meister der Top-Nachwuchsserie GP2 und Formel 1-Ersatzfahrer bei Red Bull Racing fügte sich glänzend ein und eroberte bei seinem Debüt gleich WM-Punkte für Renault e.dams.
Im Samstagsrennen mühten sich Nicolas Prost und Pierre Gasly nach durchwachsenem Qualifying lange auf den Plätzen 14 und 15 ab. In der zweiten Rennhälfte nach dem obligatorischen Fahrzeugwechsel ging es dann für beide nach vorn. Mit mutigen Attacken und klugem Energiemanagement arbeiteten sich die französischen Renault e.dams-Piloten fast im Gleichschritt in die Top-Ten vor. Als Siebter und Achter sammelten sie genug Punkte, damit ihr Rennstall auch nach dem neunten Saisonlauf den Platz an der Tabellenspitze verteidigte.
Am Sonntag wurde Lauf zehn auf derselben 1,9 Kilometer langen Strecke ausgetragen – und Gasly zeigte mit Startplatz vier gleich einmal, warum er als sehr vielversprechendes Talent gilt. Die Renndistanz wurde gegenüber Samstag um sechs Runden verlängert. Wie würden sich die Piloten diesmal ihre elektrische Energie einteilen? Nico Prost kämpfte sich nach erneutem Pech im Qualifying spektakulär nach vorn und überholte Gegner um Gegner. Nach sieben Runden hatte er bereits vier Positionen gewonnen und war längst nicht satt. Nach einer Safety Car-Phase schnappte er sich zwei weitere Gegner und setzte dann sogar Lucas di Grassi unter Druck, den ärgsten Titelrivalen seines Teamkollegen Buemi. Am Ende sprang mit Platz sechs erneut eine Punkteplatzierung heraus.
Pierre Gasly wiederum attackierte in der allerletzten Runde den vor ihm fahrenden Nick Heidfeld. Im engen Zweikampf mit dem Mahindra-Piloten touchierte er die Streckenbegrenzung, brachte seinen Renault Z.E.16 aber noch als Vierter über die Ziellinie.
Nach dem vierfachen Punktefinish kann Renault e.dams ein positives Fazit aus New York City mitnehmen: Der Rennstall führt die Markenwertung mit 65 Zählern Vorsprung an, und der abwesende Sébastien Buemi verteidigte die Spitze bei den Fahrern – wobei das Polster auf zehn Punkte schmolz.
Die engen Punktestände heizen die Spannung vor dem Saisonfinale zusätzlich an. Am 29. und 30. Juli entscheidet sich im kanadischen Montreal bei einem weiteren Doppellauf, wer sich die Formel E-Kronen schnappt. Rekordsieger Buemi mischt dann wieder mit – und will seinen zweiten Titel.
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