Renault e.dams ist zurück auf der Überholspur: Ausgerechnet beim ePrix von Monaco hat Sébastien Buemi wieder bekannte Stärke erreicht und seinem Erzrivalen Luca di Grassi keine Chance gelassen. Eine Woche vor dem Heimspiel in Paris lieferten sich der Schweizer und der Brasilianer in den Straßen des mondänen Fürstentums ein Duell, das die Herzen echter Racer ebenso höher schlagen ließ wie das von Strategie-Liebhabern.
Dass mit ihm zu rechnen sein würde, daran hatte Buemi schon in den freien Trainingsläufen auf dem verkürzten Grand Prix-Kurs keinen Zweifel aufkommen lassen: Der Titelverteidiger setzte in beiden Sessions die Bestzeit und unterbot dabei seinen eigenen Rekordwert von 2015 um 1,6 Sekunden – ein schöner Beleg dafür, wie hoch das Entwicklungstempo in der Formel E ist. Auch in seiner Qualifying-Gruppe setzte sich der Eidgenosse fast schon spielerisch durch und zog damit in das Top-Qualifying ein. Dies gehörte bislang nicht zu den Spezialitäten des 28-Jährigen, doch in Monaco biss Buemi auf die Zähne und knallte eine Zeit auf den Asphalt, die fast eine Viertelsekunde besser war als jene von di Grassi – die erste Pole Position für Renault e.dams seit dem Finale der Saison 2015/2016 in London.
Eine hervorragende Ausgangssituation, die Buemi auf einem Straßenkurs, der Überholmanöver sehr schwierig macht, meisterlich nutzte. „In der ersten Rennhälfte konnte ich klar schneller fahren als Lucas, ich baute einen kleinen Vorsprung auf und hatte alles unter Kontrolle“, berichtete der ehemalige Langstrecken-Weltmeister im Ziel. „Aus den ePrixs von Hongkong und Mexiko, als die Abt-Fahrer früher als gedacht zum Autotausch stoppten, haben wir viel gelernt und in Monaco entsprechend reagiert.“
Tatsächlich kehrte der Tabellenführer auch nach dem obligatorischen Umstieg in den zweiten Wagen als Spitzenreiter auf die Piste zurück, geriet anschließend aber stark unter Druck von di Grassi. „Ich musste beide Außenspiegel zur gleichen Zeit im Blick haben“, gestand Buemi. „Tatsächlich ging das zweite Auto nicht ganz so gut wie das erste – wir hatten seine Abstimmung etwas modifiziert, um es an den höheren Gripp-Level der Strecke in der zweiten Rennhälfte anzupassen. Wir müssen uns genau anschauen, wie das zusammenhängt. Lucas versuchte mich speziell bei den Überrundungen dazu zu drängen, mehr Energie zu verbrauchen. Am Ende kamen wir beide mit praktisch leeren Batterien über die Distanz.“
Glück für Buemi, Pech für Prost
Für Nico Prost im zweiten Renault e.dams lief es in Monte Carlo nicht ganz so rund, obwohl auch der Franzose ein starkes Rennen ablieferte und im Ziel als Neunter gewertet wurde. Doch seine Chancen auf eine Topplatzierung verpufften bereits im Qualifying, als er zu Beginn seiner fliegenden Runde die Leitschienen touchierte. Damit musste sich der Sohn der Formel 1-Legende Alain Prost in der Startaufstellung ganz hinten einreihen – Auftakt zu einer grandiosen Aufholjagd, die ihn bis auf den zehnten Rang führte. Da ein anderer Fahrer jedoch für ein Vergehen in der Boxengasse noch eine Strafe bekam, rückte Nico eine weitere Position auf.
Mit 28 Punkten für Sébastien Buemi – der auch weiterhin die Fahrerwertung anführt – und zwei Zählern für den Tabellendritten Nico Prost reiste Renault e.dams reich beschenkt aus dem Fürstentum ab. In der Team-Meisterschaft liegen die Titelverteidiger vor dem ePrix von Paris mit 152 Punkten deutlich vor dem deutschen Abt Schaeffler-Rennstall. Mit anderen Worten: Das Heimspiel nur eine Woche später in den Straßen von Paris kann kommen …