Die Sensation war in Spa zum Greifen nah

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Vielversprechender hat noch kein Formel 1-Grand Prix für Kevin Magnussen und Jolyon Palmer, die beiden Piloten des Renault Formel 1 Teams, angefangen: Beide lagen kurz nach dem Start schon in den Top 6. Doch der Traum von einem Spitzenresultat auf dem Circuit de Spa-Francorchamps platzte.

Für das Renault Formel 1 Team begann der Große Preis von Belgien fast wie ein Wunschkonzert: Gleich in der ersten Runde hatte es ein ordentliches Durcheinander gegeben, das die Startreihenfolge mächtig durcheinanderwirbelte. Denn als Ex-Weltmeister Sebastian Vettel – der alle seine vier Formel 1-Titel dank Power von Renault erringen konnte – gleich in der ersten Kurve von der Außenbahn so stark herein zog, dass er seinen Teamkollegen Kimi Räikkönen in den nochmals weiter innen attackierenden Max Verstappen drängte, kam es auch auf den hinteren Rängen zu einigen Verwickelungen. Und so mochte das französische Werksteam seinen Augen kaum glauben, als die offenen Einsitzer aus Runde 1 zurückkehrten: Jolyon Palmer hatte sich mit seinem Renault R.S.16 von der 13 auf die fünfte Position nach vorne geschoben und lag direkt vor seinem dänischen Kollegen Kevin Magnussen, der das Rennen vom zwölften Rang aufgenommen hatte.

Doch die Freude und die sanft aufkeimende Hoffnung, dass vielleicht ja sogar WM-Punkte in Reichweite liegen könnten, fanden schnell ein jähes Ende: In der sechsten Runde verlor Magnussen seinen Boliden ausgangs der gefürchteten „Eau Rouge“ – einer Links-Rechts-Links-Passage durch eine Senke und über eine steile Kuppe – bei über 300 km/h aus der Kontrolle. Der Einschlag in die Reifenstapel war heftig, doch einmal mehr zahlten sich die umfangreichen Sicherheitsbemühungen der Sporthoheit FIA aus: Der 21-Jährige konnte den Überresten seines gelben Rennwagens aus eigener Kraft entsteigen, leicht humpelnd zwar, ansonsten aber unversehrt. Die wohl schönste Nachricht des Tages für die weiterhin im Aufbau befindliche Werksmannschaft aus dem britischen Enstone.

Denn Magnussens Abflug wirkte sich auch auf Jolyon Palmer nachteilig aus. Erst führte das Safety-Car das Teilnehmerfeld wieder zusammen, dann – in Runde 10 – sogar geschlossen an die Box: Rennabbruch, da an der Unfallstelle der Aufprallschutz repariert werden musste. Und als der 13. von 21 Saisonläufen nach gut 15-minütiger Pause fortgesetzt wurde, fiel die Meute schonungslos über den 25 Jahre alten Briten her, der fortan mehr mit der Performance seiner Pirelli-Reifen kämpfte als auf der Strecke gegen seine Kontrahenten. Am Ende des Tages sprang für Palmer Rang 15 heraus. Der Ardennen-Grand Prix bot dem Renault Sport Formel 1 Team nur wenig Grund zum Jubeln.

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Schon wieder Platz zwei: Daniel Ricciardo als Favoritenschreck

Deutlich glücklicher hingegen wirkte Daniel Ricciardo im Ziel: Der Australier fuhr in Belgien zum dritten Mal hintereinander aufs Podium und strich nach seinem zweiten Rang beim Großen Preis von Deutschland erneut 18 WM-Punkte ein. Mit seinem Red Bull RB12 – der vom baugleichen Motor angetrieben wird, der auch in den Werksrennwagen von Renault zum Einsatz kommt – war der 27-Jährige hinter dem Sieger Nico Rosberg scheinbar problemlos auf Platz zwei vorgefahren. So leichtfüßig, wie es den Anschein hatte, kam dieses Ergebnis jedoch nicht zustande: Der Strahlemann von „Down under“ lieferte sich seit dem Restart des Rennens ein spannendes Fernduell mit Titelverteidiger Lewis Hamilton, der vor dem Grand Prix auf den letzten Startplatz zurückgestuft worden war, aber überproportional vom Chaos des Rennbeginns profitieren konnte. Sein Mercedes hatte im Laufe der Saison mehr als die drei erlaubten Motor-Getriebe-Turbolader-Einheiten verbraucht.

Die Augen der Zuschauer-Rekordmassen jedoch richteten sich vornehmlich auf Ricciardos blutjungen Teamkollegen Max Verstappen. Der 18-jährige Shootingstar – in den Niederlanden geboren, aber in Belgien unweit von Spa-Francorchamps aufgewachsen – löst derzeit in seiner Heimat einen Fan-Kult aus wie einst Michael Schumacher, der vor 25 Jahren auf der 7,004 Kilometer langen Achterbahn sein Formel 1-Debüt gefeiert hatte. Und Verstappen, seit dem GP Spanien in Barcelona jüngster Sieger in der Geschichte der Motorsport-Königsklasse, lieferte einmal mehr ein spektakuläres Rennen ab. Dass seine mutige Attacke gegen Räikkönen gleich nach dem Start für Tumult sorgte und ihn selbst weit zurückwarf, ging nicht auf sein Konto. Doch auch im weiteren Verlauf bewies der furchtlose Teenager, dass es ihm keinesfalls an Zweikampfstärke und -härte fehlt. Wo immer es auf der Strecke ein Gerangel gab, war Verstappen – auch im Heck seines Rennwagens arbeitet der gleiche Motor wie im Renault R.S.16 – nicht weit. Ausgezahlt hat es sich für den Holländer allerdings nicht: Vor eigenem Publikum musste er sich mit Platz elf begnügen. Damit wird er sich in den kommenden Jahren nicht zufrieden geben…

(Stand 08/2016, Irrtümer vorbehalten)

Max Verstappen gilt als neues Supertalent der Formel 1 – kann der 18-Jährige in dieser Saison noch einen weiteren Grand Prix mit seinem Rennwagen gewinnen, der von dem gleichen Motor angetrieben wird, wie er auch in den Werksautos des Renault Sport Formel 1 Teams zum Einsatz kommt?

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