Eine schrecklich schnelle Familie

  • R5 Turbo

Vier Männer – darunter ein Le Mans-Sieger, ein Gesamtsieger der 12 Stunden von Sebring sowie zwei erfahrene Profi-Tester eines britischen Automagazins. Vier rasante Renault Rennwagen aus vier faszinierenden Motorsportepochen. Eine anspruchsvolle britische Rennstrecke. Klingt nach jeder Menge Spaß? Volltreffer.

Manchmal passiert es wirklich. Dann fallen Weihnachten und Ostern auf einen Tag. Dann stehen vier perfekt vorbereitete Renault Rennwagen parat und warten nur darauf, dass du ihnen auf einer abgesperrten Rennstrecke die Sporen gibst. So geschehen auf dem Rockingham Motor Speedway, rund 160 Kilometer nördlich von London. Die vier Glücklichen: Jethro Bovingdon, Redakteur des britischen Fachmagazins Evo, sein Kollege Richard „Dickie“ Meaden sowie die beiden Rennprofis Andy Wallace – seines Zeichens Le Mans-Sieger 1988 und zweifacher Gewinner der 12 Stunden von Sebring (1992 und 1993) – und Marino Franchitti, unter anderem Sebring-Gesamtsieger von 2014.

Le Mans-Sieger Andy Wallace im Renault Clio Cup

Das quirlige Quartett liefert sich an diesem Tag ein spannendes Spaßrennen mit vier rasanten Rennern aus drei Jahrzehnten Renault Markenpokal-Rennsport. Die Hauptakteure im Überblick:

Jethro Bovingdon pilotiert einen Renault 5 GT Turbo aus dem Jahr 1985. In der Rennversion des „schnellsten Kleinwagen-Turbos der 80er“1 treffen die rund 89 kW (122 PS) des 1,4 Liter großen Turbo-Vierzylinders auf lediglich 785 Kilogramm Leergewicht. Kurze Zeitreise gefällig? 1985 ging der beliebte Renault Markenpokal bereits in seine zwölfte Saison und begeisterte die Fans mit purem Motorsport und reichlich Lackaustausch2. Im deutschen Renault elf-Pokal ersetzte der neue Renault 5 GT Turbo den R5 Alpine Turbo.

Zurück ins Hier und Jetzt: Rockingham, wolkenverhangener Himmel, trockener Asphalt. Le Mans-Sieger Andy Wallace pilotiert an diesem Tag einen Renault Clio Cup aus der Saison 1992. Der Rundstreckenrenner basiert auf dem Renault Clio 16V der ersten Generation, der ein Jahr zuvor im Renault elf-Pokal sein Debüt als Nachfolger des R5 gefeiert hatte. Die Eckdaten: Vierzylinder-Saugmotor mit circa 104 kW (142 PS), Fahrzeuggewicht: 885 Kilogramm.

Marino Franchitti, zweiter Rennprofi im Bunde, klettert ins Cockpit des Renault Sport Clio Cup Jahrgang 2000. Dessen Zweiliter-Vierzylinder-Sauger mobilisiert 134 kW (182 PS), die mit den 920 Kilogramm des französischen Racers leichtes Spiel haben. Zudem verfügte der Renn-Clio über ein sequenzielles Getriebe.

Der Journalist und Profi-Tester Richard „Dickie“ Meaden nimmt in der 2015er Version des Renault Clio R.S. Cup Platz. Der gelbe Renner auf Basis des aktuellen Renault Clio R.S. 200 EDC kommt unter anderem im Renault Clio Cup Central Europe zum Einsatz. Sein 1,6 Liter großer Turbo-Vierzylinder schickt 164 kW (223 PS) und 270 Newtonmeter an die Vorderräder. Kampfgewicht: 1.080 Kilogramm. Auch hier sorgt ein sequenzielles Getriebe für ultraschnelle Gangwechsel innerhalb von 100 Millisekunden.3

„Gentlemen, start your engines!“

Möge die Hatz beginnen. Aus Gründen der Chancengleichheit – immerhin trennen die vier automobilen Kombattanten locker 30 Jahre – starten die Renault Markenpokalrenner in zeitlichen Abständen. Den Anfang macht Bovingdon im Renault 5 GT Turbo, gefolgt von Andy Wallace im 1992er Renault Clio Cup, Marino Franchitti im 2000er-Auto sowie Richard Meaden mit dem aktuellen Cup-Clio. Das Rennen führt über vier Runden. Gentlemen, start your engines!

Bereits nach wenigen Metern jubelt Bovingdon: „Das sind einige der coolsten Kleinwagen überhaupt!“ Munter geht es auch im Cockpit von Le Mans-Sieger Andy Wallace zu: Kurz nach dem Start sind die Hinterreifen des Clio noch nicht auf optimaler Betriebstemperatur, was für ein lebhaftes Heck sorgt. Und wie steht es um den Fun-Faktor? Das will auch der Moderator dieses Rennens wissen und bittet um eine Live-Meldung aus dem Cockpit von Bovingdon. Doch durch die Intercom-Anlage dringt lediglich das kindliche Kichern des Piloten ans Ohr des Zuschauers. Danke, das genügt.

Der als Letzter gestartete „Dickie“ Meaden geht indes eine Rechtskurve ebenfalls mit noch kalten Reifen etwas zu forsch an. Das quicklebendige Heck fängt er gekonnt ein – und hat dabei sicht- und hörbar Spaß am Lenkrad. Nach der ersten Runde holt Le Mans-Sieger Andy Wallace mit großen Schritten auf den führenden Bovingdon auf, dessen Renault R5 GT Turbo immerhin sieben Jahre älter ist als der Clio Cup des Altmeisters.

Die zweite Runde beginnt für Bovingdon genau wie die erste – mit einem Loblied auf „seinen“ Renault 5 GT Turbo: „Ein cooles, kleines Geschoss und sehr einfach zu fahren. Die Lenkung ist super.“ Dahinter hat Wallace reichlich Spaß, dem mehr als 30 Jahre alten R5 GT Turbo bei der Hatz am Limit zuzusehen: „Fantastisch, wie er kurzzeitig auf drei Rädern durch die Kurve prescht.“ Meter um Meter saugt sich Wallace an den Kontrahenten heran. Beim Blick in den Rückspiegel ahnt Bovingdon, was im blüht: „Nicht einfach, wenn man einen Le Mans- und zweifachen Sebring-Sieger im Nacken hat.“ Aber der britische Autotester gibt sich nicht so einfach geschlagen. Dahinter frohlockt Franchitti, der sich das Duell genüsslich betrachtet: „Schaut euch die beiden an, wie sie Seite an Seite über den Kurs jagen!“

Das Comeback des Siegers: Renault bei den Le Mans Classic

Renault begeistert seit 40 Jahren

mit faszinierender Markenpokal-Action

Im Finale spielt Franchitti noch einmal seine ganze Profi-Erfahrung aus. „Ich werde es ihm nicht leicht machen“, schnauft der Schotte in seinen Helm und hat am Ende im 2000er Renn-Clio ganz knapp die kurze Nase vorn. „YEAH! Ein großartiger kleiner Rennwagen!“, jubelt Franchitti als Sieger. Platz zwei geht an Meaden im aktuellen Cup-Clio, gefolgt von Andy Wallace mit dem Renault Clio Cup von 1992 und Jethro Bovingdon im 1985er Renault 5 GT Turbo. „Aber der eigentliche Sieger ist Renault“, konstatieren die Experten des Fachmagazins Evo. „Seit 40 Jahren bietet der Autohersteller mit seinen Markenpokalen faszinierenden Rennsport.“

Welcher der vier Markenpokal-Renner ist Ihr persönlicher Favorit?

1 Quelle: www.auto-motor-und-sport.de.
2 Quelle: Rainer Braun. 25 Jahre Renault-elf-Pokal, Chronik eines Erfolges (1998).
3 Quelle: www.renaultsport.com.

(Stand 08/2016, Irrtümer vorbehalten)

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