Monsterjäger aufgepasst: Das droht bei Pokémon-Unfällen

  • Pokémon: Bei Unfall droht Verlust des Versicherungsschutzes

Bisweilen treibt die Moderne skurrile Stilblüten. Inmitten grüner Parks und Wiesen, in vollen Fußgängerzonen, entlang vielbefahrener Straßen und sogar am Grab des verstorbenen Komikers Dirk Bach1 streunern derzeit Smartphone-schwenkende Pokémon Go-Spieler herum  – selbstverloren auf der Suche nach den kleinen virtuellen Monstern. Doch Vorsicht: Aus dem vermeintlich harmlosen Spiel kann schnell bitterer Ernst werden. Nämlich dann, wenn die Pokémon-Jagd sogar während der Autofahrt fortgesetzt wird. Dann drohen schwere Unfälle und im Zweifel sogar der Verlust der Vollkaskoversicherung.
Pikachu, Glumanda, Bisasam, Schiggy und Co. halten gerade die Welt in Atem. Von Berlin bis Bangkok wetteifern weltweit Millionen Pokémon-Spieler um den Titel als erfolgreichster Monsterjäger. Seit der Veröffentlichung des Smartphone-Spiels sind auch die deutschen Innenstädte plötzlich voller Jäger. Doch sie tragen weder Flinte noch Feldstecher oder Jagdhut – ihre Erkennungsmerkmale sind eher der nicht mehr aufrechte Gang sowie der stiere Blick auf das Smartphone.
Bei aller Spielfreude birgt Pokémon Go aber auch Gefahren. So rüstet sich zum Beispiel die Bundeswehr gegen eine neue Bedrohung: Bereits mehrfach verirrten sich Spieler gedankenverloren auf Truppenübungsplätze, während die Soldaten dort mit scharfer Munition trainierten.2 Und auch die Versicherungen warnen vor den Folgen der Pokémon-Sucht. Denn wer die Jagd sogar während der Autofahrt fortsetzt, riskiert den Verlust des Vollkasko-Versicherungsschutzes. Kommt es zum Unfall und dem Fahrer kann grobe Fahrlässigkeit nachgewiesen werden, entfällt unter Umständen der Versicherungsschutz. Darauf weist der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft hin3. Für etwaige Schäden, die Dritten durch einen solchen Unfall entstehen – also zum Beispiel Verletzungen eines Fußgängers oder Blechschäden an einem anderen Auto – kommt jedoch die Haftpflichtversicherung des Autofahrers auf.4

Das passiert beim Pokémon-Spielen

während der Autofahrt

Pokémon-Spielen während der Fahrt? Ja, es gibt tatsächlich Zeitgenossen, die sogar am Steuer nicht davon lassen können. So geschehen zum Beispiel im australischen Melbourne. Dort krachte ein junger Mann mit seinem Auto während des Pokémon-Spiels in eine Schule, glücklicherweise wurde jedoch niemand verletzt5. Dabei sollte eigentlich jeder Fahrzeugführer um die Gefahren wissen. Hinzu kommt: Wer mit dem Handy am Steuer erwischt wird, muss 60 Euro Bußgeld zahlen und erhält zudem einen Punkt in der Verkehrssünderkartei in Flensburg.6
Doch Vorsicht: Auch wer als Pokémon-spielender Fußgänger durch Unachtsamkeit einen Unfall mitverursacht, muss damit rechnen, dass die Kfz-Haftpflichtversicherung des Unfallgegners die Leistungen mindert, sofern dem Monsterjäger eine Mitschuld (i.S.v. § 254 BGB) nachgewiesen werden kann.7
Und was, wenn Pokémon-Jäger während des Spielens einen Sachschaden verursachen – also zum Beispiel das Blumenbeet des Nachbarn zertrampeln, weil der Blick auf das Smartphone statt auf den Gehweg gerichtet war? In solchen Fällen greift die Privathaftpflichtversicherung,  sofern vorhanden. Wurde der Schaden vorsätzlich herbeigeführt, ist der Versicherungsschutz allerdings passé.8
Welche Erlebnisse haben Sie bereits mit Pokémon-Spielern im Straßenverkehr gemacht?
1 Quelle: www.express.de.
2 Quelle: www.spiegel.de.
3 Quelle: www.gdv.de.
4 Quelle: www.gdv.de.
5 Quelle: www.t-online.de.
6 Quelle: www.adac.de.
7 Quelle: www.gdv.de.
8 Quelle: www.gdv.de.
(Stand 08/2016, Irrtümer vorbehalten)

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