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  • Linksverkehr

Wer schon einmal im englischen Dover die Fähre verlassen hat oder in Folkestone aus dem Eurotunnel-Zug gerollt ist, kennt das Problem: Plötzlich fährt alles spiegelverkehrt. Länder mit Linksverkehr stellen Autofahrer, die sonst auf der „richtigen“ Seite fahren, vor große Probleme. Doch woher kommt der verdrehte Wahnsinn? Und wie kann eine ungewollte Geisterfahrt vermieden werden?  Mit diesen Tipps gelingt das Umdenken im verdrehten Verkehr.
Wussten Sie, dass in rund einem Viertel der Staaten weltweit das Linksfahrgebot gilt? Da auch bevölkerungsstarke Länder wie Indien, Indonesien oder Japan dazu zählen, fährt knapp ein Drittel der Menschheit auf der linken Seite – und früher waren es noch viel mehr.

Fahren im Linksverkehr

hat eine lange Tradition

Unnatürlich ist das Fahren auf der linken Seite keineswegs. Viele Motorrad- oder Fahrradfahrer besteigen auch heute noch ihr Gefährt von links und wären am linken Fahrbahnrand sicherer aufgehoben. Der Grund für das Linksaufsteiger-Phänomen liegt im wahrsten Sinne auf der Hand: der Großteil der Menschheit zählt zu den Rechtshändern. Bereits die alten Römer und Ritter im Mittelalter schwangen ihre Schwert bevorzugt mir rechts. Deshalb fuhren Streitwagen links und auch Pferde wurden auf dieser Seite geritten. Auf diese Weise begegneten sich aufeinander zustürmende Krieger mit der Schwertseite. Kutscher fuhren ebenfalls links. Andernfalls hätten sie den Passagier rechts neben sich beim Ausholen mit der Peitsche treffen können. Außerdem behielten sie durch die zur Fahrbahnmitte nächstgelegene Sitzposition einen guten Überblick über die Straße.
Erst der Politiker Maximilien Robespierre führte während der Französischen Revolution den Rechtsverkehr ein1. Napoleon Bonaparte erweiterte das Gesetz auf Militärfahrzeuge, mit denen er in weiten Teilen Europas einfiel und konsequent rechts fuhr. Zahlreiche Regionen übernahmen diese Marschroute, andere wechselten nach Abzug der Franzosen zurück zur alten Tradition – was zu großem Chaos führte. Bestes Beispiel: Österreich. Während der Großteil des Vielvölkerstaates wieder links fuhr, blieben einige Regionen auf der rechten Seite. So beharrten Vorarlberg, Tirol, Dalmatien, Krain und Küstenland auf Rechtsverkehr. Wien stand hingegen konsequent links. Selbst als das österreichische Parlament Anfang des 20. Jahrhunderts das Rechtsfahrgebot einführte, sträubte sich die Hauptstadt. Erst 19382 sorgte der wohl rechteste aller Österreicher, der das seit 1910 konsequent rechtsfahrende Deutschland kontrollierte, für den finalen Rechtsruck im Land. Noch länger dauerte die Umstellung bei den Schweden3, die erst 1967 die Seite wechselten. Island zog ein Jahr später nach.

Nach kurzer Eingewöhnung gelingt

das Fahren auf der „falschen“ Seite

Linksverkehr ist also keine Kuriosität. Wer umdenkt und sich an die neue Situation vorsichtig herantastet, dem gelingt die Fahrt im „verdrehten“ Land nach kurzer Eingewöhnungszeit. Größere Probleme treten in der Regel bei der Fahrt in Kreisverkehre auf, die in England zuhauf auftreten: Anders als bei uns drehen sich die Autos im Uhrzeigersinn. Die Vorfahrt kann unterschiedlich geregelt sein: So muss in vielen Situationen selbst der Fahrer im Kreisverkehr anhalten. Auch die umgedrehte Regel „Links vor Rechts“ gehört in vielen Linksverkehrländern nicht zu den Straßenverkehrsregeln. In England zeigen Schilder wie „Give Way“ und „Stop“ oder Straßenmarkierungen (doppelte Linie: stoppen, doppelt unterbrochene Linie: langsam heranfahren) an. In vielen Fällen kommunizieren die Autofahrer per Augenkontakt und Handzeichen.
Wer mit seinem linksgelenkten Auto auf die britischen Inseln und Co. reist, sollte zudem das asymmetrische Abblendlicht an seinem Fahrzeug abkleben, rät der ADAC4. Oder Sie mieten einen Wagen vor Ort, was die Fahrt erleichtert. „Der gewohnte Abstand zur Fahrbahnmitte bleibt hier durch die angepasste Sitzposition im Wagen erhalten“, erklärt die ADAC-Sprecherin Regina Ammel5 laut der WAZ-Zeitung. Doch Vorsicht: Auch in Autos mit dem Lenkrad auf der rechten Seite fährt die Gewohnheit mit. Der automatische Griff zum Schaltknauf endet in der Türverkleidung. Besser: Sie mieten ein Fahrzeug mit Automatikgetriebe. So bleiben Ihnen die Schaltvorgänge erspart. Zudem müssen Sie beim Bremsen und Gas geben nicht umdenken. Denn die Anordnungen Pedalerie ist gleich – zumindest hier fährt die Welt eine einheitliche Linie.
1 Quelle: www.sueddeutsche.de.
2 Quelle: www.deutsches-museum.de.
3 Quelle: www.spiegel.de.
4 Quelle: www.adac.de.
5 Quelle: www.derwesten.de.
(Stand 06/2016, Irrtümer vorbehalten)

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