Sounddesign für Elektroautos: Wie klingt die Stille?

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Das Sounddesign der Bedienelemente eines Autos bestimmt mit darüber, wie wir uns darin fühlen – welche Ideen Renault dabei verfolgt, haben wir im ersten Teil unserer Reihe beschrieben. Für die Menschen, die sich im Verkehrsumfeld um das Auto herum bewegen, spielen dagegen die Fahrgeräusche eine wichtige Rolle. Doch wie soll ein eigentlich lautloses Elektroauto klingen? Wir stellen die Arbeit der Sounddesigner bei Renault vor.

Ähnlich wie die Bilder, die wir mit den Augen wahrnehmen, lösen Geräusche bestimmte Emotionen aus. Das Blubbern einer Kaffeemaschine beruhigt viele Menschen, das Knurren eines Hundes eher nicht und die Stimme eines lieben Menschen zu hören, macht uns oft glücklich. Manche Geräusche empfinden wir als angenehm, andere als störend – und das hängt oft nicht mal von der Lautstärke ab.

Wohl jeder hat diese Erfahrung im Straßenverkehr schon gemacht: Ein aggressiver Motor- oder Auspuffklang treibt den Puls in die Höhe – sei es mit negativen oder positiven Gedanken. Schnurrt dagegen ein Wagen ruhig und unauffällig an uns vorbei, bleiben auch wir gelassen.

Insofern sind Elektroautos mit dem nahezu lautlosen Wirken ihres Elektromotors eigentlich ideal, um hinterm Steuer ebenso entspannt zu bleiben wie am Straßenrand. Dennoch stellten sich mit dem Debüt der ersten Elektromodelle von Renault einige Fragen: Wie warnt man Fußgänger vor einem näherkommenden Fahrzeug, dessen Antrieb fast kein Geräusch macht? Wie könnte ein akustisches Signal klingen, das wirkungsvoll ist, aber niemanden erschreckt? Und wie kreiert man ein markentypisches Sounddesign für Elektrofahrzeuge? Laurent Worms, Leiter der Audiostrategie bei der Renault Group, berichtet, wie ein Vehicle Sound for Pedestrians, kurz: VSP, entsteht.

Sounddesign für Elektromodelle: „Dem Auto eine Stimme geben“

Es mag paradox erscheinen, ein vorbildlich leises Elektrofahrzeug durch ein künstliches Geräusch lauter zu machen, aber Sicherheit geht vor: Ohne Warnton können Fußgänger langsam fahrende E-Mobile schlichtweg nicht hören. Deshalb sind VSPs sogar gesetzlich vorgeschrieben. Der Ansatz von Renault lautet dabei „Warnen durch Beruhigen“.

„Was in einem Elektroauto auffällt, ist die Stille. Wir wollen ihr eine Stimme geben“, beschreibt Laurent Worms die Aufgabe der Sounddesigner. Renault setzte bereits 2012 im damals neuen ZOE einen VSP ein. Der spezifische Sound sollte nicht nur warnen, er sollte auch eine Botschaft verkünden: „Ich bin elektrisch, ich bin innovativ, ich bin ein Renault.“ Ein Signatursound, der später auch bei anderen elektrischen Renault Modellen erklingen sollte. „Die Idee ist natürlich, Fußgänger zu warnen, ohne sie zu erschrecken. Gleichzeitig müssen wir eine positive Assoziation zwischen dieser Warnung, Elektroautos und der Marke Renault herstellen“, sagt Laurent Worms.

Heute geben Concept Cars wie der R5 Prototype oder der Mobilize EZ-1 einen Vorgeschmack auf kommende Renault Elektromodelle. Auch für diese Modelle entwickeln die Perception und Sound Design Forschungsteams in den Studios und Labors des IRCAM (Institute for Research and Coordination in Acoustics/Music) den guten Ton.

Sounddesign erfordert Weitblick, technisches Geschick, Geduld und Liebe zum Detail. Um einen VSP zu komponieren, arbeiten Bereiche wie Produkt, Design und Engineering mit externen Partnern und Experten zusammen. Auch der Akustikingenieur und passionierte Musiker Laurent Worms erlernte sein Handwerk beim IRCAM, bevor er zu Renault wechselte und sich der angewandten Akustik verschrieb. „Meine Aufgabe ist es, einen Kurs zu setzen. Ich stütze mich dabei auf das reichhaltige Feedback unserer Kunden und auf aktuelle Trends, um die Sound-Spezifikationen auszuarbeiten, die im Einklang mit unserer Markenidentität die gewünschten Eindrücke wecken“, erklärt er.

Eine gut geschriebene Partitur, fein abgestimmte Instrumente

Unter der Leitung von Nicolas Misdariis, Forschungsleiter und Manager der Project-&-Development-Services-Teams am IRCAM, und des Komponisten und Sounddesigners Andrea Cera machten sich die Akustikprofis des Instituts ans Werk. Mit Hilfe von Bildern, Klangbibliotheken und Geräuschen nähern sich die Experten dem Wunschsound an. Beim eigentlichen Sounddesign wandeln sie solche Grundelemente dann mit Instrumenten, realen Klängen oder synthetischen Computersounds in hörbares Material um.

Dabei spielt die Harmonielehre eine wichtige Rolle: Oft ruft ein Dur- oder konsonanter Akkord ein Gefühl der Erleichterung oder Freude hervor. Umgekehrt suggeriert eine Dissonanz sofort eine Spannung… Achtung! Diese Dualität ist für einen VSP sehr nützlich.

Der letzte Schritt besteht darin, aus mehreren Soundentwürfen den Richtigen auszuwählen. Hier schlägt die Stunde des Customer Sound Experience Managers. Er stellt sicher, dass sich die Grundidee der Teams im Sound wiederfindet. Denn nur so lässt sich ein unverwechselbarer Signature-Sound mit starkem Charakter realisieren, der sich auf Dauer bewährt.

Renault ZOE: Stromverbrauch kombiniert (kWh/100 km): 17,7–17,2; CO2-Emissionen kombiniert: 0–0 g/km; Energieeffizienzklasse: A+++–A+++.* (Werte nach Messverfahren VO [EG] 715/2007). Zur grafischen Darstellung der Energieeffizienzklasse klicken Sie HIER.

* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen neuer Personenkraftwagen können dem ‚Leitfaden über den Kraftstoffverbrauch, die CO2-Emissionen und den Stromverbrauch neuer Personenkraftwagen‚ entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und z.B. der Deutsche Automobil Treuhand (DAT) unentgeltlich erhältlich ist: https://www.renault.de/dat-hinweis.html

(Stand 1/2022, Irrtümer vorbehalten)

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