Formel E: Renault Piloten feiern Fiesta Mexicana

  • Renault Formel E in Mexiko 2016

Nicht immer entspricht ein Rennergebnis auch dem Zieleinlauf. Beim ePrix von Mexiko durften sich die Renault e.dams-Piloten Sébastien Buemi und Nicolas Prost über nachträgliche Geschenke freuen.

Seinen Ärger, als er nach 43 Runden auf dem speziell adaptierten Kurs des Autodromo Hemanos Rodriguez von Mexiko City aus seinem rein elektrisch angetriebenen Renault Z.E.15 stieg, hatte Sébastien Buemi schnell vergessen. Rundenlang hatte der Schweizer den Belgier Jérôme d’Ambrosio vor sich hergetrieben, ihn sich immer wieder zurechtgelegt für ein kühl exekutiertes Überholmanöver von chirurgischer Präzision – doch der Zweitplatzierte des ePrix von Mexiko spielte nicht mit, sondern wechselte immer wieder die Linie. Kurz nach Rennhälfte kam es sogar zu einer kleinen Kollision, die glücklicherweise glimpflich ausging. Buemi schwoll sichtlich der Kamm.

Dabei hatte sich der aktuelle Tabellenführer der FIA Formel E-WM das Leben selbst schwer gemacht. Beide Freien Trainings und das Qualifying konnte der Eidgenosse souverän dominieren und war – ebenso wie sein Renault e.dams-Teamkollege Nicolas Prost – ohne Probleme in den sogenannten Super-Pole-Wettbewerb der schnellsten Fünf eingezogen. Im Kampf um die Pole Position steht dort für jeden Fahrer eine fliegende Runde auf dem Programm. Prost ging als Vierter auf die Bahn und stanzte die zweitbeste Zeit hinter D’Ambrosio in den Asphalt. Dann war Buemi an der Reihe, doch der 27-Jährige baute einen Verbremser ein – Startplatz fünf war die Folge, eine kleine Enttäuschung nach der bis dahin so dominierenden Vorstellung.
In der hitzigen Anfangsphase des Rennens konnten beide Renault e.dams-Piloten ihre Positionen verteidigen, obwohl die eigens für die Formel E installierte Schikane gleich zu Beginn einiges Durcheinander im hinteren Feld verursachte. Es dauerte nur wenige Runden, bis sich der Schweizer an Daniel Abt vorbei auf Rang vier schieben konnte. Prost widerstand unterdessen dem hart attackierenden Lucas di Grassi im zweiten Auto von Abt-Schaeffler und verteidigte seinen zweiten Platz hinter D’Ambrosio. Bis zur Rennhalbzeit blieben die Top 5 eng beisammen. Erst beim obligatorischen Fahrzeugtausch wurden die Karten neu gemischt.

Buemi gelang der Wechsel vom einen in den anderen rein elektrischen Renault Z.E.15 einen Hauch schneller als Prost. Er kehrte als Drittplatzierter auf die Strecke zurück, während ihm sein Teamkollege beim Verlassen der Garage fast ins Auto gefahren wäre – ein Boxenstopp-Vergehen, für den der Sohn des vierfachen Formel 1-Weltmeisters Alain Prost von der Rennleitung mit einer Durchfahrtsstrafe belegt wurde. Dies warf ihn zunächst auf Rang fünf hinter seinen Landsmann Loïc Duval.

Dann überschlugen sich die Ereignisse, denn an der Spitze entbrannte zwischen D’Ambrosio und Buemi ein heftiges Duell um die zweite Position. Immer wieder tauchte der gelb-blaue Renault des ehemaligen Langstrecken-Weltmeisters neben dem Dragon-Piloten auf, immer wieder schmiss der Belgier seinem schweizerischen Rivalen „die Tür zu“, wie Rennfahrer sagen – und das nicht immer auf faire Weise. Einmal war Buemi sogar schon vorbei, musste dabei aber eine Schikane auslassen. Daraufhin nahm D’Ambrosio das Recht in die eigene Hand und fuhr eine Runde später seinerseits an gleicher Stelle geradeaus und holte sich Platz wieder zurück, den er auch ins Ziel rettete.

Den größten Spaß an diesem Zweikampf hatte sicher Lucas di Grassi, angesichts des Treibens hinter ihm konnte er sich mühelos absetzen. Doch dem Brasilianer verging das Lachen nach dem Rennen schnell: Die Technischen Kommissare stellten am Auto des Teams Abt-Schaeffler ein Untergewicht von 1,8 Kilogramm fest – die Disqualifikation war die logische Folge. Somit erbte D’Ambrosio den Sieg, während Sébastien Buemi auf Rang zwei vorrückte und damit die Tabellenführung verteidigte. „Ich glaube, wir haben hier in Mexiko nicht das perfekte Set-up gefunden. Dennoch ist das Rennen zu meinen Gunsten verlaufen – obwohl die Streckenführung Überholmanöver erschwert“, zeigte sich der Eidgenosse zufrieden. „Ich hatte einige Schwierigkeiten im Duell mit Jérôme d’Ambrosio. Aber das gehört zum Rennsport, auch wenn es bisweilen etwas frustriert.“

Nicolas Prost rückte nach dem Rennen sogar drei Plätze auf

Auch Nicolas Prost profitierte von den Geschehnissen gegen Rennende. Erst krachte vor ihm Daniel Abt in eine Mauer, wodurch der Franzose auf Rang vier vorrückte. Dann belegten die Sportkommissare Loïc Duval – bis dahin Drittplatzierter – mit einer nachträglichen 15-Sekunden-Zeitstrafe, da er über die Streckenbegrenzung hinausgefahren war. Schon stand auch der zweite Renault e.dams-Pilot, der für die schnellste Runde des Rennens zudem zwei WM-Zusatzpunkte erhalten hatte, auf dem Treppchen. „Mit Ausnahme von Punta del Este, dem uruguayischen Lauf der Formel E-WM, konnte ich bei jedem Rennen um das Podium kämpfen – dank der Entscheidung der Sportkommissare habe ich den Sprung dieses Mal geschafft“, so Prost. „Nach all den guten Qualifying-Sessions wussten wir, dass ich schnell genug bin. Jetzt haben wir das Resultat errungen, das meinem Selbstvertrauen wieder den nötigen Schub gibt.“

Platz zwei und drei bedeutet für Renault e.dams: Führung in der Teamwertung ausgebaut. Auch wenn die französische Equipe gerne den größten Pokal mit nach Hause genommen hätte. „Vermutlich hat uns ein kleines Bremsproblem im Qualifying hier in Mexiko den Sieg gekostet – der Startplatz besitzt eine vorentscheidende Bedeutung“, erläutert Team-Manager Jean-Paul Driot. „Wir werden das genau analysieren und treten am 2. April in Long Beach beim nächsten Rennen noch besser und nochmals motivierter an.“

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