Es ist die Brunftzeit der Marder: Dann nisten sich die knuffigen Nervensägen wieder in Motorräumen ein und knabbern an Zündkabel, Dämmmatten und Co. Hat der Marder erst mal im Motorraum gewütet, können teure Reparaturen folgen. Mit Marderabwehrgeräten schützen Sie Ihr Auto vor den bissigen Biestern – so zumindest die Theorie. Leider gibt es viele Vorrichtungen, Tipps und Tricks zum Marderschutz, die nicht ihren Zweck erfüllen. Wie räumen mit diesen Mythen auf, stellen brauchbare Marderabwehrgeräte vor und erklären, welche Versicherung im Schadensfall zahlt.
Sie können noch so putzig aussehen – hat sich ein Marder erst einmal durch den Motorraum gekaut, ist es mit der Sympathie vorbei. Laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) verursachten Marder allein in einem Jahr an deutschen Autos Schäden in Höhe von über 60 Millionen Euro.1 Zwischen März und Juni ist es besonders schlimm: Dann herrscht bei den Steinmardern – in der Fachsprache „Martes foina“ genannt – Brunftzeit und die lüsternen Männchen dulden keine Rivalen in ihrem Revier.
So schützen Sie Ihr Auto vor Marderschäden: Eine Motorwäsche beugt vor
Erschwerend kommt hinzu, dass Marder verwinkelte Verstecke, wie zum Beispiel den Motorraum eines Autos, für gemütliche Ruhephasen nutzen und ihr „Hoheitsgebiet“ markieren. Parken Autofahrer häufig in verschiedenen Marderregionen, kann das den Tieren übel aufstoßen. Riechen sie einen Kontrahenten, kennen sie weder Freund noch Feind und verwüsten den Motorraum. „Dagegen hilft eine häufige Motorwäsche“, erklärt Eberhard Lang vom TÜV Süd.2 Die Reinigung beseitigt die Duftnoten fremder Artgenossen, sollte jedoch nur vom Profi durchgeführt werden – zumal sie in Deutschland nur auf ausgewiesenen Plätzen erlaubt ist.3
Ein Maschendraht-Gitter unter dem Fahrzeug ist eine bewährte und kostengünstige Abschreckung von Mardern, verrät der TÜV Süd.4 Der Marder erschreckt sich bei dem wackeligen und knisternden Untergrund. Diese Lösung hilft jedoch nicht dauerhaft: Nach einer gewissen Zeit durchschauen die cleveren Tiere den simplen Trick. Besser: Ein Carport mit hüfthohem Weidezaun oder natürlich eine verschlossene Garage. Allerdings steht diese Lösung nicht jedem Autofahrer zur Verfügung.
Effektiv gegen Marder: Strommatten und Hochspannungsplatten
Ein weiteres effektives Vorgehen: Kabel und Schläuche mit einer Hartplastikummantelung überziehen. Diese Methode birgt jedoch einige Nachteile: Zum einen ist der Einbau äußerst aufwändig, da die Rohre präzise angebracht werden müssen und keine heißen Motorteile berühren dürfen. Wenn alle Kabel und Schläuche geschützt sind, können die Marder ihrer Wut immer noch an Gummimanschetten und Dämmstoffen freien Lauf lassen. Einen Rundumschutz bieten die Plastikschläuche also nicht.
Etwas radikal, aber äußerst bewährt: Stromschläge. Sie schützen den Motorraum und vertreiben den Angreifer dauerhaft. Keine Sorge, dank Strombegrenzung besteht für Mensch und Tier keine Gefahr. Zu den bekannten Herstellern zählen die Firmen K&K. Sie bieten Marder-Abwehrgeräte mit Hochspannungsplatten, die an den Öffnungen im Motorraum befestigt werden. Die Preise liegen zwischen 85 und 250 Euro.
Ein überschätztes Mittel gegen Marder, das auch einige der oben genannten Hersteller anbieten sind Ultraschallsensoren. Die Geräte erzeugen einen hochfrequenten Ton und sollen so die Raubtiere vertreiben. Laut einer Studie des Arbeitskreises Wildbiologie der Justus-Liebig-Universität Gießen lassen sich die Marder davon jedoch keineswegs abschrecken.5 Auch der ADAC verweist darauf, dass diese Geräte nur eine „reduzierte bis gar keine Wirkung“ erzielen.6
Nehmen Sie sich vor Mythen in Acht: Duftstoffe helfen nicht gegen Marder
Was ganz sicher nicht hilft: Duftstoffe. Urteil des ADAC: „Hundehaare, WC-Steine, Abwehrsprays, Duftsäckchen, Mottenkugeln – vergessen Sie’s.“ Die „Geheimtipps“ verlieren ihren üblen Beigeschmack bereits nach einer kurzen Fahrt mit dem Auto. Außerdem führten Forschungsergebnisse zu dem Schluss, dass Marder generell vor unangenehmen Gerüchen nicht zurückschrecken.7
Hat der Nachtschwärmer bereits zugeschlagen, können Sie das zum Beispiel durch abgetrenntes Dämmmaterial oder Flüssigkeiten unter dem Auto erkennen. Dann sollten Sie auf keinen Fall losfahren. Sind die Kühlschläuche zerbissen, überhitzt der Motor während der Fahrt und ein teurer Motorschaden kann die Folge sein. Lieber den Pannendienst rufen, der die Misere fachmännisch begutachtet und eine erste Diagnose liefert.8
Fällt der Marderangriff nicht auf, entstehen häufig hohe Folgeschäden, die in der Regel von der Vollkaskoversicherung abgedeckt werden.
Gewissheit bringt jedoch nur der Blick ins Kleingedruckte der Police oder ein Anruf beim Versicherer. Laut dem GDV greift in vielen Fällen auch die Teilkaskoversicherung, sie zahlt jedoch häufig nur die beschädigten Teile und nicht die meist viel teureren Folgeschäden.9 Der TÜV Süd empfiehlt, den Versicherungsschutz bei Marderattacken genau zu klären.10 Besteht Nachbesserungsbedarf, helfen Zusatzpakete oder ein Versicherungswechsel.
1 Quelle: www.gdv.de.
2 Quelle: www.pressebox.de.
3 Quelle: Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushalts (Wasserhaushaltsgesetz – WHG) §48, www.gesetze-im-internet.de.
4 Quelle: www.pressebox.de.
5 Quelle: http://geb.uni-giessen.de.
6 Quelle: www.adac.de.
7 Quelle: www.adac.de.
8 Quelle: www.pressebox.de.
9 Quelle: www.gdv.de.
10 Quelle: www.pressebox.de.
(Stand 05/2021, Irrtümer vorbehalten)