Dass es beim Großen Preis von Monaco auf und ab geht, liegt vor allem an der besonderen Topografie des kleinen Fürstentums und des 3,337 Kilometer langen Stadtkurses, der sich vom Mittelmeerufer bis zum hochgelegenen Casino schraubt. Dass es auch für das Renault F1 Team beim sechsten Saisonlauf rauf und runter ging, hatte jedoch andere Gründe. Nach dem Qualifying sah es für das französische Werksteam noch recht positiv aus – das Rennergebnis jedoch enttäuschte trotz des Punkteresultats für Vorjahressieger Daniel Ricciardo. Es hatte mehr in Reichweite gelegen.
Bereits im Qualifying machten es die beiden gelb-schwarzen Renner spannend. Nico Hülkenberg entkam schon im ersten Drittel des Abschlusstrainings dem vorzeitigen Feierabend erst in letzter Sekunde durch eine Gewaltrunde, mit der er überraschend den Ferrari-Piloten Charles Leclerc um 0,052 Sekunden auf Rang 16 verbannte. Beim Kampf um den Einzug in das Finale der schnellsten Zehn hatte der Emmericher weniger Glück: Da fehlten dem Le-Mans-Sieger von 2015 exakt 0,062 Sekunden zum Weiterkommen. Dies gelang seinem australischen Teamkollegen: Daniel Ricciardo eroberte schlussendlich den sechsten Startplatz. „Der Renault R.S. 19 hätte locker das Potenzial gehabt, in die Top 10 vorzustoßen“, zeigte sich der Deutsche selbstkritisch und kampfbereit. „Vielleicht habe ich zu viel gewollt und das Auto hier und da überfahren. Im vergangenen Jahr bin ich auch von Position elf gestartet und habe trotzdem noch einige Punkte errungen. Ich werde die größten Boxhandschuhe mitbringen, die ich finden kann…“
Hülkenbergs Chancen platzten zusammen mit seinem Reifen
Dass es anders lief, dafür konnte Hülkenberg am wenigsten. Er ging auf den mittelweichen statt der supersoften Pneus ins Rennen und machte sich Hoffnungen, durch diesen Schachzug bei den obligatorischen Boxenstopps nach vorne gespült zu werden. Der Plan war Geschichte, als der von hinten heranstürmende Leclerc ein übermütiges Überholmanöver in der „Rascasse“-Kehre startete und dabei den hinteren rechten Reifen des 31-Jährigen aufschlitzte. „Das hat uns nicht in die Karten gespielt“, bedauerte der Niederrheiner, der so auch nicht von der durch den Monegassen ausgelösten Safety-Car-Phase profitieren konnte. Als er in der selben Kurve nach einer Kollision zweier anderer Teilnehmer auch noch blockiert wurde, war der Zug nach vorne endgültig abgefahren. Das Ziel erreichte Hülkenberg auf Rang 14.
„Das Resultat spiegelt in keinster Weise die Konkurrenzfähigkeit des Renault R.S. 19 wider – als ich eine freie Strecke vor mir hatte, konnte ich sehr schnelle Rundenzeiten setzen“, bedauert der Blondschopf. „Das Auto hat definitiv ein größeres Potenzial. Aber so ist Motorsport manchmal. Ich blicke jetzt dem Großen Preis von Kanada entgegen.“
Die gute Nachricht: Der Renault R.S. 19 hat enormes Potenzial
Auch für Ricciardo sah das Rennen zunächst sehr viel versprechend aus: Der Australier rückte noch in der Startrunde an Jan Magnussen vorbei auf Platz fünf vor. Als das Safety-Car auf die Strecke ging, weil Leclerc den halben Kurs mit Kohlefaser-Trümmerteilen eingedeckt hatte, zog der 29-Jährige in Runde elf seinen Boxenstopp vor. „Das aber hat sich für uns irgendwie nicht ausgezahlt“, wundert sich der stets gute gelaunte Mann aus Perth, der weit hinter langsamere Fahrzeuge zurückfiel, die ihn fortan auf älteren Reifen aufhielten – und Überholen ist in Monte Carlo so gut wie unmöglich. „Das hat uns einige WM-Punkte gekostet, denn das Auto lief sehr gut, aber wir konnten seine Schnelligkeit einfach nicht umsetzen. Daraus müssen wir für kommende Rennen lernen.“ Die Ziellinie überquerte er als Zehnter, wurde aber aufgrund einer Zeitstrafe für Romain Grosjean als Neunter gewertet.
„Nach dem guten Qualifying hatten wir bereits gedacht, einen großen Teil des Jobs hier in Monaco bereits erledigt zu haben“, ärgert sich Teamchef Cyril Abiteboul. „Unsere wichtigste strategische Einzelentscheidung des Tages war, Daniel während des Safety-Cars an die Box zu rufen – und die hat sich als falsch entpuppt. Dennoch sind wir wieder in die Punkteränge gefahren und konnten das Potenzial unseres Renault R.S. 19 aufzeigen. Wir haben eine gute Gelegenheit verpasst, das Team für die harte Arbeit der vergangenen Zeit zu belohnen.“
(Stand 05/2019, Irrtümer vorbehalten)